Das verbotene Glück der anderen
kleinen Straße näher rückt, muss er einsehen, dass er schon seit vielen Jahren nicht mehr so festen Schrittes im Halbdunkel marschiert ist. Die Haustür geht auf, und Mr Pillai, der an diesem Abend ein Hemd trägt, steht in der Tür, bereit, ihn mit einer mitleidigen Hand zu empfangen, die er in die Luft streckt, um seinen Gast an der Schulter zu packen. Ousep geht zum ersten Mal weiter als nur bis zur Fußmatte und sieht sich rasch den kleinen Vorraum an, in dem zu einer anderen Zeit zwei halberwachsene Jungen stundenlang Schach spielten und über das Wesen der Wirklichkeit sprachen und gelegentlich mit dem Verstand eines Dummkopfs spielten, der einfache Antworten auf geborgte Fragen suchte.
Die Diele ist düster, hat himmelblaue Wände, und es riecht nach Seife.
Dort stehen zwei Polstersessel und ein schmales Sofa um einen niedrigen Tisch, in der Ecke ist ein Farbfernseher, außerdem ein Esstisch, der die Tür zur Küche halb versperrt. Pillai führt ihn zum Sofa und setzt sich ganz dicht neben ihn. An der blauen Wand gegenüber von Ousep sind zwei geschlossene Türen. Hinter der einen wartet Somen Pillai.
Der Vater des Jungens fühlt sich unbehaglich, er bewegt sich schnell, und sein Blick ist unruhig. Mrs Pillai kommt mit einem Vorlegelöffel aus der Küche. Sie lächelt mechanisch und verschwindet wieder.
«Mein Junge ist dort drin», sagt der Mann und deutet auf die eine geschlossene Tür. «Er ist seit über zwei Jahren in diesem Zimmer. Seit über zwei Jahren, Ousep. Er verlässt das Zimmer nie. Er spricht nicht. Kein einziges Wort, nicht mal mit sich selbst. Eigentlich ist es gut, dass er keine Selbstgespräche führt, nicht wahr? Einmal am Tag geben wir ihm zu essen. Wir sindfroh, dass er zumindest etwas isst. So muss er, wie jeder von uns, aufs Klo, und das ist gut. Er hat ein eigenes Bad mit Toilette, muss also sein Zimmer nicht verlassen. Er wäscht sich, wofür wir ebenfalls dankbar sind. Ousep, wissen Sie, was mit ihm ist?»
«Nein, Pillai, ich weiß es nicht.»
«Wir wissen nicht, was mit ihm passiert ist», sagt Pillai. «Eines Tages wird ein gelber Heiligenschein hinter dem Kopf dieses Idioten auftauchen. Das wäre doch schön. Vor zwei Jahren hat er zu uns gesagt, er wolle nicht aufs College. Ich hatte ein Stück Land in Kerala verkauft und habe einen Platz in einer Ingenieurschule für ihn gefunden, aber er wollte dort nicht hin. Er sagte, er wolle in seinem Zimmer sitzen und nichts tun. Ich habe mich mit ihm gestritten, ich habe gebettelt, bis mir klar wurde, dass ich meinen einzigen Sohn verlieren würde, wenn ich nicht nachgeben würde. Ich sagte zu ihm, wenn er nichts tun wolle, könne er sich im ganzen Haus frei bewegen, fernsehen und absolut nichts tun. Dann hätte ich mir nämlich zumindest sagen können, mein Sohn sei Frührentner. Doch nein, er wollte für sich bleiben und erklärte uns, wenn wir versuchen würden, mit ihm zu sprechen, oder ihn sonst wie belästigten, würde er für immer fortgehen. Also ließen wir ihn gewähren. Wir haben uns ausgesöhnt, Ousep. Heute Morgen ist er zum ersten Mal nach zwei Jahren aus seinem Zimmer gekommen. Seine Mutter und ich saßen, wo wir jetzt sitzen, und trauten unseren Augen nicht. Wir sahen unseren Sohn aus seinem Zimmer kommen. Einen Moment lang leuchteten unsere Augen auf, Ousep. Er ging direkt zum Telefon und rief Sie an. Zum ersten Mal nach zwei Jahren haben wir seine Stimme gehört. Ist das nicht schön? Wir haben Ihnen zu danken, Ousep. Ihr Trick hat funktioniert. Sie haben jeden Abend eine derartige Szene gemacht, dass der Junge beschlossen hat, sich mit Ihnen abzugeben und es hinter sich zu bringen.»
Pillai fängt an, am ganzen Leib zu zittern, er legt sich seine dicken Finger aufs Gesicht und schreit: «Was ist los, Ousep? Was ist mit unserem Sohn? Fragen Sie ihn, was ich falsch gemacht habe. Wo liegt mein Fehler? Ich habe ihn ernährt, ich habe ihn geliebt, ich habe ihn an der Hand genommen und überall hingebracht, ich habe mit ihm gespielt. Ich habe ihm alles gegeben. Und er beschließt, sich für immer in einem Zimmer einzuschließen. Reden Sie mit ihm. Fragen Sie ihn, was Sie wollen. Ich weiß, dass Sie nicht verstehen werden, was er sagt. Sie werden sehr verwirrt sein, wenn Sie wieder gehen, glauben Sie mir. Ganz am Anfang haben wir nämlich versucht, mit ihm zu reden. Wenn Sie ihn gesprochen haben, kommen Sie bitte nicht wieder hierher.»
«Kann ich jetzt zu ihm?», fragt Ousep.
Pillai zeigt auf die Tür. «Klopfen
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