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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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Sie nicht an. Gehen Sie einfach rein.»
    Auf dem Weg zur Tür fällt ihm das Atmen plötzlich schwer, und ihm wird kurz schwindlig. Er stößt die Tür auf und sieht einen jungen Mann in weißem Hemd und braunen Hosen, der hinter einem hölzernen Schreibtisch sitzt und ihn anlächelt. Er ist viel dünner als vor drei Jahren, was nicht überrascht. Er hat einen dichten Vollbart, womit Ousep gerechnet hat. Seine Haare sind lang, aber nicht so lang, wie Ousep sich vorgestellt hat. Er hat große, provozierende Augen, einen stechenden Blick, aus dem jedoch nicht alle Heiterkeit verschwunden ist.
    «Machen Sie die Tür zu und schieben Sie den Riegel vor», sagt der Junge. Seine Stimme ist nicht tief, dafür aber kräftig und klar.
    Ousep folgt seiner Anweisung und setzt sich auf den leeren Stuhl gegenüber dem Schreibtisch, den der Junge ihm anbietet. Endlich sitzt er vor Somen Pillai, der kein bisschen verrückt wirkt. Er wird sich vielmehr als harte Nuss erweisen.
    «Haben Sie Angst?», fragt der Junge.
    «Warum soll ich Angst haben?»
    «Weil Sie allein mit mir im Zimmer sind. Haben Sie Angst?»
    «Nein.»
    «Ich sage Ousep zu Ihnen», sagt der Junge.
    «Was für ein merkwürdiger Zufall. Ich heiße nämlich wirklich Ousep.»
    Somen lacht wie jeder andere. «Ich kann auch Onkel oder Sir oder so was zu Ihnen sagen, wenn Sie auf Respekt Wert legen, aber ich würde lieber Ousep zu Ihnen sagen. Das ist, wie Sie sagen, Ihr Name.»
    «Nenn mich Ousep.»
    «Ousep, sehen Sie dieses Fenster? Jedes Mal, wenn Sie ans Tor kamen, habe ich Sie beobachtet. Ich habe Sie morgens gesehen und nachts. Nachts sind Sie literarischer, habe ich bemerkt.»
    «All das tut mir leid, aber ich musste dich treffen.»
    «Wie ich sehe, sind Sie heute nicht betrunken.»
    «Das stimmt.»
    «Ich habe über zwei Jahre nicht gesprochen. Es überrascht mich, dass ich überhaupt noch sprechen kann. Meine Sprache klingt jedoch, glaube ich, ein bisschen seltsam.»
    «Warum hast du zwei Jahre nicht gesprochen, Somen?»
    «Das werden Sie gleich herausfinden. Aber bevor wir anfangen, muss ich Ihnen etwas Wichtiges sagen. Sie haben meine Lebensweise zerstört, Ousep. Sie sind ein hartnäckiger Mann ohne Schamgefühl. Ich dachte mir, Sie können mich alles fragen, was Sie wissen wollen, damit wir es hinter uns bringen und uns nie wiedersehen.»
    «Damit bin ich einverstanden, Somen.»
    «Dass ich Sie so lange nicht treffen wollte, fällt für Sie natürlich ins Gewicht. Aber in Wahrheit habe ich, wie Sie gleich sehen werden, nur sehr einfache Dinge zu sagen. Und es gibt nur einen Grund, warum ich Sie nicht getroffen habe, und zwar, weil ich keine Lust dazu hatte. Mehr steckt nicht dahinter.»
    «Das sehe ich ein.»
    «Noch etwas sollten Sie wissen», sagt Somen. «Sie werden mir in der nächsten Stunde Fragen stellen. Ich werde diese Fragen beantworten. Wir werden reden. Wir werden ein sogenanntes Gespräch führen. Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Sie können mich fragen, was Sie wollen. Doch am Ende werden Sie nicht wissen, warum Unni Chacko sich umgebracht hat. Ihr Einsatz wird vergeblich gewesen sein. Weil ich nämlich nicht weiß, warum Unni es getan hat.»
    «Das akzeptiere ich.»
    «In dem Falle müssen wir fortfahren. Zuerst müssen Sie mir sagen, was Sie über Unni wissen.»
    Ousep fragt sich, wo er anfangen soll. Und wie viel er preisgeben muss.
    Mythili Balasubramanium steht immer noch auf dem schmalen hinteren Balkon unter den Girlanden aus weißer Unterwäsche, die hoch oben diskret an der Leine hängen, und, wie so oft, lauscht sie der Stimme. Mit gespannter Aufmerksamkeit hat sie den Kopf gebeugt und starrt mit gefalteten Händen auf ihre nackten Füße. Es ist Mariammas Stimme, kräftig wie immer, die Stimme einer Frau, die in ihrem eigenen Schauspiel gefangen ist und mit den Küchenwänden spricht, flüsternd oder laut schreiend. Diese Stimme sagt gewöhnlich nichts Neues, Mythili hört seit Jahren dasselbe. Doch heute Abend hört sie eine Klage, die sie noch nie gehört hat.
    «Warum, Unni, frag ich mich immer wieder, ich will nur wissen, warum?»
    Dass Mariamma dies sagt, überrascht nicht. Es muss die wichtigste Frage ihres Lebens sein. Doch als Mythili sich vorstellt, wie diese Frau allein in ihrer Küche steht und mit dem Finger droht und die Wände um Antwort bittet, bricht etwas in ihr auf.Mythili schließt die Augen und spürt Tränen. Kann sie all dem auf irgendeine Art ein Ende setzen und die Frau zu der Antwort führen, die sie so

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