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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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losreißen.
    „Geh doch, Lassie!“ schrie er. „Ich muß
die Angelrute wieder haben!“
    Aber Lassie hielt eisern fest. Da gab
Timmy es auf und setzte sich in den Schlamm. Kaum konnte er die Tränen
unterdrücken. Lassie rieb tröstend ihre Nase an seiner Wange. Da schlang der
Junge liebevoll den Arm um ihren Nacken.
    „Lassie, du hattest ja recht!“ sagte
er. „Es hatte keinen Zweck — aber sie war doch mein funkelnagelneues
Geburtstagsgeschenk!“ Fast klang es wie ein Schluchzen.
    Lassie winselte teilnehmend, und dann
saßen sie minutenlang ganz still, beide völlig mit Schlamm bedeckt. Timmy
sagte:
    „Uff, Lassie, ein Glück, daß du mich
nicht ins Wasser gelassen hast! Es ist hier ja so tief, und ich kann doch gar
nicht schwimmen!“
    Lassie bellte, und Timmy umarmte sie
wieder. „Danke, Lassie!“
    Sie sprang ein wenig umher, und der
Junge stand auf und versuchte, sich die Kordhose halbwegs zu säubern. Eine
kräftige Frühlingsbrise war aufgekommen und ließ den Wald auf rauschen.
    Timmy schauderte. „Komm, wir suchen uns
einen windgeschützten Platz, wo ich mich abtrocknen kann!“ sagte er zu dem
Hund.
    Sein Gesicht hellte sich auf: In knapp
hundert Metern Entfernung erkannte er den vertrauten, langgezogenen Bergrücken
des Old Blue. Die Sonne beschien das üppige, grüne Gras des Hanges, und die
Brise da droben schien sanfter zu wehen als unten im Wald. In weiten, ruhigen
Wellen wogte das Gras.
    „Lassie, komm!“ Er nahm den Korb in die
eine, das Fernglas in die andere Hand, und dann brachen sie auf.
    „Von da oben werden wir uns mal das
verhexte Haus ansehen! Mit dem Fernrohr kann man da bestimmt allerlei
entdecken.“
    Aber Lassie blieb sitzen und bellte.
Und als Timmy entschlossen weiterging, folgte sie ihm nicht.
    „Bestimmt, ich gehe nicht zu dem Haus!“
rief er empört. „Ich habe es Dad versprochen, und deshalb tue ich es nicht.
Komm — durchs Fernrohr gucken, das kann doch nicht verboten sein!“
    Lassie zögerte noch immer und legte den
Kopf schief. Dabei winselte sie unruhig.
    „Nun komm schon!“ drängte Timmy. „Ich
gehe auf jeden Fall!“
    Damit marschierte er auf den Berghang zu.
Lassie zauderte noch kurz, sah dann aber ein, daß der Junge auch ohne sie gehen
würde. Da gab sie es auf und jagte in langen Sätzen hinter ihm her. Ganz dicht
blieb sie von nun an neben ihrem kleinen Herrn und wachte mit scharfem Auge und
schnuppernder Nase, daß ihm ja keine Gefahr drohte. Müde, aber einigermaßen
getrocknet, erreichte Timmy schließlich die hohe Eiche auf der Bergkuppe. Ein
alter Zaun bezeichnete die Grenze des Brunson-Hofes unten im Tal.
    Timmy setzte sich auf einen flachen
Stein dicht beim Zaun und verschnaufte, während sich Lassie neben ihm
ausstreckte.
    Im vergangenen Herbst war er das letzte
Mal hier oben gewesen. Nachdem er mit Boomer den Berg erkundet hatte, waren sie
an genau dieser Stelle geblieben, um kurze Rast zu machen, überrascht hatten
sie da bergab, ein Stück hinter dem Zaun, ein mit Brettern vernageltes Haus
entdeckt und daneben uralte, verwitterte Farmgebäude. Keine Spur von Leben aber
war zu entdecken gewesen. Timmy, damals noch neu in Calverton, hatte keine
Ahnung gehabt, was das war; aber Boomer hatte es gewußt:
    „Das Haus ist verhext!“ hatte er
geflüstert, und seine Augen waren vor Angst riesengroß geworden. „Darin hausen
Gespenster! Da gehen wir lieber nicht heran!“
    „Ach, so etwas gibt es nicht, sagt Mom!
Und wenn mir ein Gespenst begegnete, würde ich ihm eins auf die Nase geben!“
hatte Timmy geprahlt.
    Aber dann war er doch herzlich gern mit
Boomer wieder den Berg hinunter und in den Wald gelaufen. Seither waren sie
nicht mehr oben gewesen, denn noch am gleichen Nachmittag hatten sie mitten im
Wald eine tiefe Höhle entdeckt. Da gab es tolle Dinge aller Art: Reste von
einem alten Sattel, verkohlte Überbleibsel eines Feuers, eine dick mit
Spinnweben überzogene, verrostete Schaufel. Natürlich war die Höhle sofort ihr
geheimes Versteck geworden, und so oft wie möglich waren sie hingegangen. Dann
hatten sie dagesessen und von den Trappern und Indianern geträumt, die hier
einst gehaust haben mochten.
    Als Timmy zu Hause von dem verhexten
Haus erzählte, hatten die Eltern ihm versichert, es gäbe keine Gespenster, das
sei nur Gerede. Dennoch hatte er ihnen versprechen müssen, den alten Hof nicht
zu betreten. Da lägen verrostete Teile uralter Landmaschinen umher, an denen
man sich schmerzhaft und gefährlich verletzen könne. Und

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