Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
geschlafen habe, während die Lehrer redeten (ehrlich wahr, das ist möglich, vor allem in Mathe)!
16:34
Im Internet finden sich 35 000 Treffer zu dem Wort »Schokoholic«. Ich bin gerührt. Das ist das erste Mal, das ich mich einer Gemeinschaft zugehörig fühle.
20:01
»Namenloses Glück.« Hahahahahaha! Allein der Ausdruck bereitet mir eines (ein namenloses Glück, meine ich)! Das Leben kann doch ganz schön sein, wenn es von Schokolade und seltsamen Formulierungen versüßt wird.
Montag, 8. Mai
D er Vorteil daran, dass ich auf eine Mädchenschule gehe: Ich kann dort wenigstens nicht meinem Ex über den Weg laufen. Wenn ich mich von jetzt an nur noch in der Schule und zu Hause aufhalte (in der Schule, weil irgendein Gesetz es so will, und zu Hause, weil ich da wohne), beträgt die statistische Wahrscheinlichkeit eines zufälligen Treffens 0%. Und das ist gut so.
Heute bin ich seit genau einem Monat nicht mehr mit Nicolas zusammen, dem Jungen, den ich M.A.A.A.D.W. mag (mehr als alles auf der Welt!). Es war seine Idee, dass wir Schluss machen (eine schlechte Idee, finde ich). Nur, weil mein Kumpel Tommy mich geküsst hat. Dabei hatte das echt nichts zu bedeuten! Und es geschah total gegen meinen Willen! Aber … dummerweise standen wir dabei gerade vor dem Studiofenster von MusiquePlus. Die ganze Szene wurde gefilmt und war im Fernsehen zu sehen! Allerdings nicht mehr der Teil, als ich Tommy weggeschubst habe. Inzwischen habe ich Tommy verziehen. Aber Nicolas hat mir nicht verziehen. Er sagt, er fühle sich zu sehr »gedemütigt«, weil er immer wieder darauf angesprochen wird, dass seine Freundin im Fernsehen mit einem anderen geknutscht hat …
Mein Lebensziel: Eine große Wissenschaftlerin werden und die Zeitmaschine erfinden, um in die Vergangenheit zu reisen und den Erfinder des Fernsehens daran zu hindern, das Fernsehen zu erfinden.
Mein Lebensziel – korrigierte Version: Eine große Wissenschaftlerin werden und die Zeitmaschine erfinden, um in die Vergangenheit zu reisen und Tommy daran zu hindern, mich zu küssen (wenn ich es recht bedenke, wäre es vielleicht doch nicht so praktisch, die Erfindung des Fernsehens zu verhindern …).
8:17
Ich komme in der Schule an. Kat steht vor ihrem Fach und kramt darin. Um sie herum liegen jede Menge Bücher und Zettel.
Als ich ihr neulich verkündet habe, dass ich den Sommer bei meiner Großmutter verbringe, hat sie nicht besonders emotional darauf reagiert, obwohl ich erst nach ihr aus den Ferien wiederkomme. Ich finde, sie ist ein bisschen zu sehr im Pferdefieber, seit sie weiß, dass sie den ganzen Juli auf einem Reiterhof verbringen wird. Als ich Tommy davon erzählt habe, meinte der nur, er werde ohnehin die ganzen Ferien bei seiner Mutter verbringen und ich würde mich ohne ihn bestimmt einsam fühlen (pfff! Der hat echt keine Probleme mit seinem Selbstbewusstsein, das steht fest!). Wir werden alle drei an einem anderen Ende der Welt sein. Ich hoffe, meine Großmutter hat Internet, damit ich ihnen schreiben kann. Meine Freunde werden mir so fehlen! (Vielleicht hat Tommy doch ein bisschen recht …)
8:18
Ich nehme die Bücher aus meinem Fach, die ich heute Vormittag brauche, und betrachte Kat in ihrem Chaos.
Ich: »Was suchst du?«
Kat: »Mein Erdkundebuch.«
Ich: »Willst du meins haben?«
Kat: »Es ist heute, oder?«
Ich: »Äh … ja, ich habe heute auch Erdkunde, aber du kannst mir das Buch in der Pause zurückgeben.«
Kat: »Nein, ich meine … es ist heute einen Monat her, das mit Nicolas, oder?«
Ich: »Ja.«
Kat: »Wollen wir nach der Schule was zusammen machen?«
Ich: »Hmmm … meine Mutter will nicht, dass ich nach der Schule noch was unternehme, weil ich lernen soll. Ich lebe wie in einer Militärdiktatur!«
Kat: »Weißt du, das geht vorbei.«
Ich: »Die Militärdiktatur?«
Kat: »Nein. Der Liebeskummer. Ich denke eigentlich gar nicht mehr an Ham.«
Das wurde aber auch Zeit!
8:21
Ich hole mein Erdkundebuch aus dem Fach und gebe es Kat. Dann stecke ich mein Französischbuch in die Tasche.
Kat: »Und dann fährt deine Mutter noch den ganzen Sommer nach Frankreich. Du musst ganz schön deprimiert sein.«
Ich: »Quatsch. Ich freue mich TOTAL, dass meine Mutter nach Frankreich fährt!«
Kat verdreht die Augen.
Ich: »Was?«
Kat: »Das machst du immer!«
Ich: »Was?«
Kat: »So tun, als ob dich etwas nicht stört, und dabei stört es dich doch.«
Ich: »Meine Mutter hat ein Recht auf ihr Glück, und ich freue mich für
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