Das verflixte 4. Schuljahr
bereits mit der Grundschule. Manches Kind besucht somit nicht mehr die nächstgelegene Grundschule, sondern eine Schule seiner Wahl (bzw. der Wahl seiner Eltern). Und die liegt häufig in einem ganz anderen Stadtteil.
Eltern sind heute viel ängstlicher als früher. Sie sehen die Unsicherheiten ihrer Söhne und Töchter und trauen ihnen weniger zu. Dabei können die viel mehr, als wir glauben. Weisen Sie Ihr Kind aber auf mögliche Gefahren hin, während Sie mit ihm gemeinsam den Weg abschreiten, und zeigen Sie ihm Alternativen bzw. Auswege aus Gefahrensituationen auf. An einer stark befahrenen Straße beispielsweise sollte Ihr Kind lieber einen Umweg von wenigen Minuten in Kauf nehmen, um sie an einer Ampel zu überqueren. Lassen Sie Ihr Kind außerdem mit seinen Klassenkameradinnen und -kameraden gemeinsam zur Schule gehen, dann sind sie auch besser davor geschützt, von Fremden angesprochen zu werden.
Wichtig ist auch, dass Sie Angst niemals zu Erziehungszwecken oder als Strafe einsetzen. Aussagen wie zum Beispiel »Wenn du so weitermachst, bringst du mich noch ins Grab!« verunsichern Ihr Kind nur und machen ihm zusätzlich Angst. Dies ist aber gar nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhört, denn viele erzieherische Elemente basieren darauf, Angst zu erzeugen. Strafe wirkt nämlich nur, wenn sie abschreckt. In der Schule ist es häufig die Angst vor Konkurrenz und Wettbewerb, etwa durch die Notenzensur, die bei vielen Kindern nur deshalb motivierend wirkt, weil sie Angst haben vor dem Verlieren oder dem Unterliegen, Angst vor einer Blamage vor ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrerinnen und Lehrern und auch ihren Eltern.
Hat Ihr Kind Angst vor einer Klassenarbeit, einem Test oder der Schule allgemein, setzen Sie sich mit ihm zusammen und reden Sie über den konkreten Auslöser dieser Angst oder Beunruhigung. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es für alles einen Ausweg gibt, den Sie gemeinsam finden werden. Machen Sie Ihr Kind stark, sich selbst der möglichen Konsequenzen bewusst zu werden, die eintreten können, wenn das, wovor Ihr Kind Angst hat, tatsächlich eintrifft:
✗ Was ist wirklich gefährlich dabei?
✗ Was kann mir denn passieren?
✗ Ist es tatsächlich so schlimm, wenn das eintrifft, was ich fürchte?
Sprechen Sie in diesem Zusammenhang auch über Ihre eigene Schulangst von damals. Wovor haben Sie sich gefürchtet? Wie haben Sie sich auf Klassenarbeiten vorbereitet? Wie sind Sie mit schlechten Noten umgegangen?
Steht der Übertritt auf das Gymnasium als eine Hürde bzw. ein Quell der Angst im Raum, scheuen Sie auch nicht davor, gemeinsam mit Ihrem Kind jene Alternativen durchzuspielen, wenn dieses Ziel nicht erreicht werden sollte. Dies ist natürlich nicht so gemeint, dass Sie Ihrem Kind weiteren Druck aufbürden, indem Sie ihm die anderen Schulen madigmachen (»Oder willst du etwa auf die Dummenschule?«), sondern deren Vorteile für Ihr Kind herausstellen. (»Sieh mal, auf der Realschule lernst du viel praktischere Dinge als auf dem Gymnasium. Das liegt dir doch so, oder? Außerdem kannst du später, wenn du möchtest, immer noch auf das Gymnasium wechseln.«) Dies nimmt Ihrem Kind den ungeheuren Druck, sämtliche Klassenarbeiten in Bestleistung abliefern zu müssen. Auf diese Weise können Sie seine Leistungsfähigkeit eher verbessern: Ihr Kind kann die Aufgaben sportlicher sehen, denn es kennt ja die Alternativen und weiß nun, dass es auch für sich Auswege und andere Möglichkeiten gibt.
Angst vor Prüfungen
Viele Kinder haben Angst vor der Reaktion auf vermeintlich schlechte Noten im Elternhaus. Die »langen Gesichter« der Eltern, die endlosen Diskussionen über die Wichtigkeit des schulischen Erfolges können mit der Zeit zur Entwicklung von Prüfungsangst führen. Kleine Sticheleien, Schule als Dauerthema zu Hause und eine Verknüpfung von Erlaubnissen und Geschenken mit besseren Noten richten oft mehr Schaden an als eine kurze, heftige Auseinandersetzung nach einer verbockten Klassenarbeit oder Probe. Solche Reaktionen sind von den wenigsten Eltern gewollt, sie passieren einfach. Das Resultat ist, dass das Kind während der Arbeit blockiert, weil es an die zu erwartenden Reaktionen von seinen Eltern denkt und sich dann nicht mehr auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren kann.
Angst vor Prüfungen wird dann verstärkt, wenn falsch an die Vorbereitung darauf herangegangen wird. Viele Kinder warten mit dem Lernen und Wiederholen des Stoffes bis einen Tag vor dem
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