Das verflixte 4. Schuljahr
einzelne Hirnregionen einfach abgestellt werden und nicht mehr arbeiten. Das heißt, ein Kind, das unter Schulangst leidet, versagt in Klassenarbeiten und Proben nicht, weil es nichts weiß, sondern weil seine Aufregung es daran hindert, gespeicherte Informationen abzurufen.
Ein Beispiel: Immer wenn in Mathematik eine Klassenarbeit ansteht, verhält sich Torben völlig anders als sonst – er geht nur noch widerwillig in die Schule, hat kein Interesse mehr an seinen Hausaufgaben und wirkt bis zum Termin der Arbeit sehr angespannt. Während der Klassenarbeit blockiert er innerlich und kann sich an das, was er gelernt und zuvor doch noch perfekt gekonnt hat, nicht mehr erinnern.
Sollten mehrere der nachfolgend aufgeführten Faktoren für Ihr Kind zutreffen, kann dies ein Hinweis auf eine ausgeprägte Schulangst sein:
✗ Ein im Grunde fleißiges Kind macht plötzlich keine Hausaufgaben mehr oder diese nur widerwillig.
✗ Ihr Kind geht nicht mehr hinaus zum Spielen, sondern verschanzt sich regelrecht in seinem Zimmer.
✗ Ein offenes und ehrliches Kind verschließt sich auf einmal und lügt Sie an.
✗ Die Abneigung, morgens in die Schule zu gehen, ist nicht gespielt, sondern bleibt auch auf dem Schulweg bestehen.
✗ Ihr Kind schwänzt heimlich die Schule.
✗ Ihr Kind ist sehr feinfühlig und hat Schwierigkeiten, sich durchzusetzen.
✗ Ein während der Schulzeit verschüchtertes, ängstliches Kind blüht in den Ferien regelrecht auf und wirkt insgesamt entspannter und sorgenfreier. Auch die häufigen Bauch- und Kopfschmerzen lassen in dieser Zeit nach.
✗ Ihr Kind erlebt häufig einen »Blackout« bei Klassenarbeiten, das heißt, es kann sich an nichts mehr erinnern, obwohl es eigentlich gut für die Arbeit gelernt hat.
✗ Ihr Kind hat häufig (vor allem morgens vor dem Schulbesuch) nasse Hände oder Herzrasen.
✗ Ihr Kind hat abends häufig Einschlafprobleme, oder es wacht nachts auf, weil es schlecht geträumt hat.
✗ Ihr Kind nässt plötzlich wieder ein.
✗ Ihrem Kind wird häufig übel oder es fühlt sich schlecht.
✗ Ihr Kind hat Schweißausbrüche, die nicht auf das Wetter oder sportliche Betätigung zurückzuführen sind.
✗ Ihrem Kind wird manchmal grundlos schwindlig.
✗ Ihr Kind ist ständig müde und fühlt sich erschöpft.
✗ Ihr Kind kann sich nicht richtig konzentrieren.
✗ Ihr Kind ist häufig aggressiv.
Lediglich um Faulheit oder Unlust handelt es sich, wenn Ihr Kind folgende Anzeichen an den Tag legt:
✗ Ihr Kind lernt nur widerwillig und macht nur unter großem Druck Ihrerseits seine Hausaufgaben.
✗ Ihr Kind geht ohne Anzeichen von Angst aus dem Haus, kommt aber manchmal zu spät zur Schule, weil es getrödelt hat.
✗ Ihr Kind lässt keine Gelegenheit für einen Witz oder Streich aus und gilt als der »Klassenclown«.
✗ Ihr Kind hat viele Freunde, die häufig bei Ihnen zu Besuch sind, und hat deshalb »keine Zeit« zum Lernen oder für die Hausaufgaben.
Klären Sie bei häufigen Schmerzen (Bauch- oder Kopfweh) beim Kinderarzt zunächst einmal mögliche körperliche Ursachen ab. Sollte sich dabei herausstellen, dass es sich um Schulangst handelt, sollten Sie rasch handeln. Ihr Kind benötigt in diesem Fall Hilfe, die Sie allein nicht leisten können. Sprechen Sie zunächst mit den Lehrerinnen und Lehrern Ihres Kindes über deren Eindruck. Die Klassenlehrerin bzw. der Klassenlehrer kann dann weitergehende Maßnahmen empfehlen. Er nennt Ihnen beispielsweise die Kontaktdaten des örtlichen Schulpsychologen, der sich Ihres Kindes annehmen kann, um die psychologische Seite der Schulangst Ihres Kindes wirksam zu durchleuchten und erfolgreich zu therapieren. Eventuell sollten Sie – gemeinsam mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer – über einen Schulwechsel nachdenken.
Ursachen der Angst
Wichtig ist natürlich, dass Sie den Grund der Schulangst erfahren. Da viele Kinder im Grundschulalter mitunter sehr feinfühlig und sensibel sind, kann der Auslöser der Schulangst in Ihren Augen eine Kleinigkeit gewesen sein. Zum Beispiel haben sich Jan und Mirco auf dem Schulhof lautstark darüber lustig gemacht, dass Ihr Kind in der Schule den Finger in den Mund gesteckt hat.
Die Ursache der Schulangst kann aber auch im Elternhaus zu finden sein. Haben sich die Eltern beispielsweise getrennt oder streiten häufig, löst dies im Kind Stress aus, der im schlimmsten Fall ebenfalls zur Schulangst führen kann. Auch eine unausgewogene Ernährung und zu wenig Schlaf können
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