Das verflixte 4. Schuljahr
Entspannungstechniken und wenden Sie diese insbesondere in der Vorbereitungszeit auf Klassenarbeiten und andere Prüfungen an. Einfache Methoden konzentrieren sich auf die kontrollierte Atmung. Wenn Ihr Kind spürt, dass seine Atmung schnell und flach wird (dies ist im Zustand der Angst die Regel), soll es sich zwingen, bewusst langsam auszuatmen. Dabei soll es sich vorstellen, vorsichtig einen Löffel heiße Suppe mundgerecht kalt zu pusten. Das Einatmen sollte ebenfalls kontrolliert durch die Nase erfolgen. Ihr Kind kann sich dabei vorstellen, seinen Lieblingsduft langsam in der Nase hochzuziehen. Wenn Ihr Kind merkt, dass sich vor oder während einer Prüfungssituation langsam Angstgefühle in ihm breitmachen, soll es diese Techniken anwenden, um langsam wieder in einen Normalzustand zu gelangen.
Ihr Kind soll sich vor der Prüfung selbst (ruhig laut) sagen: »Ich schaffe das! Ich habe gut gelernt und werde die Aufgaben bewältigen!« Ihr Kind soll sich an Situationen erinnern, die es gut gemeistert hat. Dies können schulische Leistungen sein (zum Beispiel das hervorragend aufgesagte Gedicht), aber auch völlig andere Aktivitäten (zum Beispiel das alleinige Einkaufen mit der kleinen Schwester). Ihr Kind soll sich bei der Erinnerung daran möglichst allumfassend in die entsprechende Situation einfühlen. Es soll sich daran erinnern, wie es sich gefühlt hat, was es mit seinen Sinnen wahrgenommen hat. Auf diese Weise werden die positiven Erlebnisse der Vergangenheit mit dem Hier und Jetzt verknüpft, was eine Steigerung des Selbstvertrauens und der Motivation zur Folge hat.
Sagen Sie Ihrem Kind, dass es seine eigenen Fehler akzeptieren soll (und tun Sie dies natürlich auch!). »Fehler sind dazu da, aus ihnen zu lernen«, sagt man. Außerdem sind Fehler menschlich und gehören nun mal zum Lernprozess dazu.
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind am Tag der Prüfung wenigstens eine Kleinigkeit zu sich nimmt. Geht Ihr Kind nämlich mit leerem Magen in die Klassenarbeit oder Probe, kann dies zu einem Blutzuckerabfall führen, der die Angstgefühle wiederum erhöhen und eine geringere Konzentrationsfähigkeit bewirken kann.
Hat Ihr Kind Angst vor einer bestimmten Lehrerin bzw. einem bestimmten Lehrer oder kommt Ihr Kind überhaupt nicht mit dem jeweiligen Unterrichtsstil klar, sprechen Sie verständnisvoll mit Ihrem Kind darüber und berichten Sie ihm aus Ihrer eigenen Schulzeit. Sicherlich hatten auch Sie einmal einen Lehrer, mit dem Sie nicht zurechtgekommen sind. Wie haben Sie das Beste daraus gemacht? Suchen Sie den Kontakt zu anderen Eltern in der Klasse. Sehen ihre Kinder das genauso? Haben diese auch ein Problem mit der Lehrerin/dem Lehrer? Ist dies so, suchen Sie das Gespräch mit der Person oder bitten Sie den Elternvertreter, dies zu tun.
Weniger Druck bringt mehr
Seien Sie vor allem geduldig mit Ihrem Kind! Seine Schulangst wird nicht von heute auf morgen abgestellt werden können, aber Sie werden eine Verbesserung feststellen, insbesondere, wenn Ihr Kind (kleinere) Erfolgserlebnisse hat. Üben Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, ohne Druck auszuüben, all jene Dinge, die ihm schwerfallen. Lernen Sie gemeinsam mit ihm Vokabeln oder Gedichte auswendig, und verpacken Sie dies in einem kleinen Spiel oder Wettkampf. Wer kann die meisten Vokabeln richtig benennen? Wer kann die erste Strophe des Gedichtes zuerst aufsagen?
Helfen Sie Ihrem Kind, seinen Platz in der Klasse zu finden. Denn ein Kind, das von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern akzeptiert und geschätzt wird, wird weniger wahrscheinlich eine Schulangst entwickeln als ein Kind, das als Einzelgänger oder vielleicht sogar Außenseiter durch die Welt läuft. Schlagen Sie Ihrem Kind zum Beispiel vor, Klassenkameraden nach Hause einzuladen. Melden Sie Ihr Kind in einem Sportverein, bei den Pfadfindern oder einer anderen Jugendgruppe an. Hier bekommt es Kontakt zu anderen Kindern in seinem Alter, kann Erfolgserlebnisse für sich verbuchen und erfahren, dass es in einer Gruppe Gleichaltriger nicht zwangsläufig zum Außenseiter werden muss.
Auch spielerische Wettbewerbe zwischen Ihrem Kind und seinen Klassenkameraden können dazu beitragen, dass Schulangst oder die Angst vor einem bestimmten Fach abgebaut wird. Dabei kann Ihr Kind feststellen, dass es einige Aufgaben ganz allein lösen kann und daher keine Befürchtungen mehr zu haben braucht. Außerdem sieht es, dass auch die Klassenkameradinnen und -kameraden Wissenslücken haben und nicht alles wissen.
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