Das verflixte 4. Schuljahr
Prüfungstermin. Dies verstärkt jedoch nur die Verunsicherung, vor allem, wenn dann festgestellt wird, dass noch Lücken im Wissen vorhanden sind. Diese können in dieser kurzen Zeit nicht mehr gestopft werden, und somit kann das Kind nicht entspannt an die Arbeit herantreten. Besser ist es also, frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen und den Lernstoff nicht im Block, sondern in überschaubaren Häppchen abzuarbeiten. Lassen Sie Ihr Kind kurze Zusammenfassungen des Lernstoffs vor dem Schlafengehen lesen, denn auf diese Weise wird sein Wissen dauerhaft (quasi im Schlaf) gefestigt. Wiederholen Sie den Prüfungsstoff mehrfach mit Ihrem Kind, um dem raschen Vergessen eines lediglich einmal gelernten Stoffes vorzubeugen. Leiten Sie Ihr Kind dazu an, wichtige Texte laut vorzusprechen. Am Tag vor der Prüfung sollte Ihr Kind lediglich den Stoff wiederholen und sich nach Möglichkeit kein neues Wissen mehr aneignen. Die letzten Stunden vor der Prüfung sollten darüber hinaus vornehmlich der Entspannung und Ablenkung dienen, um insgesamt ruhiger in die Prüfungssituation gehen zu können. Ausreichend Schlaf, eine insgesamt gesunde Ernährung und Bewegung tun dem Geist Ihres Kindes ebenfalls gut und sind die Grundlage für eine positive Ausgangslage in der Prüfungssituation.
Häufig tritt die Angst vor Prüfungen bereits bei der Vorbereitung, das heißt beim Lernen auf und verhindert so die optimale Aufnahme des Lernstoffes. Davon betroffene Kinder stellen sich bereits beim Lernen beispielsweise vor, wie ihnen bei der Arbeit etwas nicht einfällt. Sie sehen vor ihrem inneren Auge, wie in dieser Situation ihr Gesicht rot wird, ihre Hände zu zittern beginnen und der Lehrer sie kritisch anschaut. Derartige Vorstellungen beschäftigen sie so stark, dass sie sich nicht mehr auf das Lernen konzentrieren können. Sie lenken sich von dieser Angst durch Musikhören sowie ständiges Essen und Trinken ab.
Angst während der Klassenarbeit oder Probe beeinträchtigt die Wiedergabe des gelernten Wissens. Dabei ist ein gewisses Maß an Angst durchaus positiv und hilfreich, um eine optimale Leistungsfähigkeit zu erzielen. Zu wenig Angst hingegen macht gleichgültig und antriebslos. Das positive Maß an Angst und Stress findet der Schüler, der mit positiven Erwartungen in die Schule und in eine Prüfung geht. Er ist sich seines Wissens und seiner Kompetenzen bewusst und verhindert so, dass die auch bei ihm vorhandene Angst zu Lernblockaden führt. Jeder, der einmal vor einer großen Gruppe reden musste (zum Beispiel auf einer Hochzeit oder einem runden Geburtstag), kennt dieses Gefühl der Anspannung. Schauspieler bezeichnen es als Lampenfieber, das für die meisten von ihnen auch nach jahrelanger Bühnenerfahrung notwendig ist, um Höchstleistungen zu erbringen. Ihre Angst stimuliert den Ehrgeiz, stärkt ihren Kampfeswillen, fördert die Umsetzung aller Kenntnisse und Fertigkeiten und intensiviert die Aufmerksamkeit.
Kinder, die mit negativen Einstellungen in die Schule gehen bzw. an eine Prüfungssituation herantreten, konfrontieren sich ständig mit dem möglichen Misserfolg und den daraus resultierenden Konsequenzen. Sie leiden unter Selbstzweifeln und sehen mögliche negative Bewertungen durch andere Personen als bedrohlich an (»Was wird meine Mama wohl hinterher sagen?«). Sie beurteilen ihr Verhalten eher selbstabwertend (»Ich schaffe das sowieso nicht«, »Ich kann das nicht«). Dies führt zu einer beeinträchtigten Aufmerksamkeit und manchmal zu Denkblockaden, die zu mehr Flüchtigkeitsfehlern und einer geringeren Quantitätsleistung bis hin zum (teilweisen) Verlust des gelernten Wissens (Blackout) führen. Ein Teufelskreis entsteht: Die ständig aufkommenden Angstgefühle werden als Bestätigung der eigenen Schwäche bzw. Unfähigkeit wahrgenommen, was weitere Angstgefühle zur Folge hat. Die daraus resultierenden schlechten Leistungen verringern das ohnehin nicht allzu ausgeprägte Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl dieser Kinder. Insgesamt kann es dann in Prüfungssituationen zu den erwähnten Lernblockaden kommen. Dieses Gefühl eines völlig leeren Kopfes ist neurologisch damit begründet, dass durch die empfundene Angst die Stresshormone, wie zum Beispiel Cortisol, ausgeschüttet werden, die das Langzeitgedächtnis blockieren. Erst wenn sich die Menge der Stresshormone nach einigen Stunden auf den Normalwert eingependelt hat, funktioniert das Gedächtnis wieder in vollem Umfang.
Üben Sie mit Ihrem Kind
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