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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Menschen daraus gedrechselt haben. Deshalb habt Ihr auch mich mit dieser Aufgabe betraut: weil ich unabhängig bin von der Augenwischerei der allgemein anerkannten Glaubensregularien. Im übrigen spielt es ja überhaupt keine Rolle, ob die Zehn, die die Sonnenfelder besetzt hielten, tatsächlich die Götter waren oder vielleicht nur Nachahmer. Was macht einen Gott aus? Daß er weit mehr Macht besitzt als Normalsterbliche? Auf den Geisterfürsten und seine Leute traf das zweifellos zu. Also wer will sagen, ob die Gläubigen heute noch die echten Götter anbeten oder vielleicht ihre zehn Nachahmer, die tatsächlich auf Erden wandelten und im Gegensatz zu den echten Göttern Beweise ihrer Macht hinterließen? Wer will sagen, ob es nicht in Wirklichkeit immer nur einen einzigen Gott gab und wer dieser Gott in Wirklichkeit war? Es spielt keine Rolle für das den Kontinent und die königliche Herrschaft jetzt unmittelbar betreffende und bedrohende Problem.
    Ich fragte mich lediglich: Weshalb jetzt? Weshalb sollte etwas dermaßen Bedeutsames wie ein Vorstoß der drei letzten Überlebenden nach siebenhundert Jahren der Ruhe ausgerechnet jetzt stattfinden? Aber Ihr habt mir heute die Antwort gegeben: Weil dies vielleicht das letzte Jahr sein wird, an dem der Kontinent noch unter einer Königskrone vereinigt ist. Weil Furbus und Chlayst im Osten wegbrechen und Skerb im Westen, weil die königliche Armee sich gegen die Affenmenschen und gegen die Riesen verausgabt und keine Kraft mehr haben wird, der wirklichen Bedrohung entgegenzutreten. Weil zu viele falsche Entscheidungen in zu kurzer Zeit getroffen werden und vor lauter blindwütiger Hektik völlig übersehen wird, daß die vier Quellen begonnen haben sich zu zeigen, und dadurch ein neues Zeitalter eingeläutet wird. Ein Zeitalter der Wandlung wie in dem vierbändigen Epos der Hohepriester des Wassers beschrieben.«
    Die Königin hatte die Fäuste geballt, hielt ihre sprungbereiten Leibwächter jedoch mit einem blitzenden Blick in Zaum.
    Â»Ich verstehe nicht«, sagte sie zögernd, »weshalb du nicht eins und eins zusammenzählst. Du vermutest drei … Wesen als Ursache unseres Problems. Nun: Drei Wesen wurden von den Riesen im Wildbart nach Warchaim geschickt. Hast du nicht selbst Warchaim als das wirkliche Ziel ihres Angriffes bezeichnet?«
    Â»Ja, das habe ich. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß die Riesen niemals mit den Leuten des Geisterfürsten gemeinsame Sache machen würden. In ihren Überlieferungen, die meine Lehrer mich studieren lehrten, nennen sie diese Geister Tsekoh und betrachten sie als ihre Erzfeinde. Hätten die Menschen die Riesen damals vor eintausend Jahren nicht bekämpft, verdrängt und ins Exil gezwungen, hätten sie wahrscheinlich dem Reich des Geisterfürsten ein Ende gemacht. Oder sie hätten es gar nicht erst zu einer vierzigjährigen Schreckensherrschaft kommen lassen.«
    Â»Also was treiben die Riesen dann mit Warchaim?«
    Â»Ich weiß es nicht, aber ich gedenke es herauszufinden. Da die Tsekoh die Erzfeinde der Riesen sind, kann es sehr gut sein, daß auch die Riesen sich auf den bevorstehenden Angriff vorbereiten. Möglicherweise haben sie Verbündete, von denen wir noch nichts wissen. Aus diesem Grund werde ich unverzüglich aufbrechen nach Warchaim, weil dort der Schlüssel des ganzen Geschehens verborgen liegt. Ich werde versuchen, weitere Beweise zu sammeln und sie Euch schriftlich zukommen zu lassen.«
    Die junge Königin überlegte. »Wenn du … eine Expedition machen möchtest hinter die Felsenwüste«, sagte sie leise, »um Galin von Asteria zu finden oder die drei … Götter, die du dort vermutest, brauchst du es nur zu sagen. Ich werde das finanzieren.«
    Akamas deutete eine Verbeugung an. »Das weiß ich zu schätzen, aber mir liegt nichts ferner, als dem Gegner auf seinem eigenen Terrain entgegenzutreten, so wie Galin von Asteria dies in seiner Vermessenheit versuchte und was er wahrscheinlich mit seinem Leben bezahlte. Ich möchte auch klarstellen, mit meiner Kritik nicht auf Euch persönlich gezielt zu haben, sondern eher auf das wabernde Umfeld von Beratern und Höflingen, das Euch umgibt und womöglich zu verwirren trachtet. Brecht das militärische Vorgehen gegen die Riesen ab, meine Königin! Es wird nichts anderes bewirken, als ein Volk gegen uns aufzubringen,

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