Das verhängnisvolle Experiment
Welten wirbelten davon wie leblose Puppen.
Sie sah die mit einem roten Skaphander bekleidete Gestalt eines irdischen Planetologen, vielleicht war es Brunner, vielleicht Peterson, gegen einen Felsen schmettern, mit solcher Wucht, daß sich der Körper förmlich in das harte Material hineingrub. Sie sah zwei Procyonen aneinandergeklammert meterhoch in die Luft fliegen, sich mehrmals um sich selbst drehen und weit entfernt zu Boden stürzen, als risse eine unsichtbare Kraft sie herab. Und sie sah die Fähre aufsteigen und sich wieder und wieder herabfallen lassen, den Platz zwischen den ungefügen Steinen mit ihrem Gravitationskissen leerfegen wie mit einem gewaltigen, alles vernichtenden Besen.
Schließlich hatte sich dort ein Kessel gebildet, dessen Wände und Sohle aus nacktem, qualmendem Fels bestanden. Ein hoher Wall war rings um den Kessel aufgetürmt, und während die den Beobachtern zugekehrte Vorderfront in gleißendem Sonnenlicht lag, verschwamm die gegenüberliegende Flanke hinter Schwaden von Staub und wogenden Hitzeschlieren. Der Fels selbst begann zu glühen und schließlich Feuer zu speien. Hin und wieder barsten Steinbrocken mit hellem Knall und verstreuten Splitter, die wie Geschosse durch den Kessel fegten und beim Aufprall mächtige Geröllawinen auslösten.
Und dann mischte sich ein neues Geräusch in das Toben der Energien. Es war wie das bis an die Schmerzgrenze verstärkte Summen eines Schwarmes wütender Hornissen, es war der Klang der procyonischen Vibrationsfächer. Offenbar waren die Emittoren konzentrisch um die Halde verteilt worden, die Strahlen kamen aus allen Richtungen und kreuzten sich genau in der Fallinie der Fähre. Als sie das intermittiertende Feld im freien Fall erreichte, schienen ihre Konturen plötzlich auseinanderzufließen und zu verschwimmen. Zwar vermochten auch die konzentrierten Fächer den rasenden Sturz nicht aufzuhalten, doch geriet die Fähre anscheinend für einen Moment außer. Kontrolle. Der unerwartete Angriff mochte Blossom und Moreaux überrascht haben.
Das Fahrzeug neigte sich, unvermindert schnell fallend, auf die rechte Seite und veränderte dadurch seine Bewegungsrichtung. Anstatt sich auch diesmal in das Zentrum des Kessels zu stürzen, schoß es, mit immer noch unter Wirkung der Fächer verwaschenen Konturen, auf eine der Innenböschungen zu. Das Gravitationskissen riß eine Hunderte von Tonnen schwere Lawine aus der Flanke der aufgetürmten Geröllhalde, deren Staubschwaden den Koloß für kurze Zeit völlig verhüllten. Dann aber rasten die Massen losgerissenen Gesteins unter dem Druck des künstlichen Schwerefeldes nach allen Seiten davon, und die Sicht wurde augenblicklich besser.
Die Fähre lag halb auf der Seite. Ihr rechter Bugschild hatte sich tief in das Geröll der Hangflanke gewühlt, man sah auf den ersten Blick, daß sie nur noch ein Wrack war.
Kein Mensch hätte einen derartigen Aufprall lebend überstanden. Doch Maara wußte, wie hoch die Resistenz eines Hastoniden gegen mechanische Belastungen war. Sie rechnete fest damit, daß Blossom und Moreaux mit dem Schrecken davongekommen waren. Allerdings wurde ihnen nun die Zeit knapp. Direkt unter dem Heck der Fähre begann sich der Fels rötlich zu verfärben, und wenig später erfaßte das Glühen auch das Material des Fahrzeugs. Offenbar war die Abschirmung des Reaktors in Trümmer gegangen, oder der Reaktor selbst hatte sich infolge der hohen Aufprallkräfte aus seinen Lagern gerissen. Für Moreaux und Blossom war das eine wie das andere gleichermaßen gefährlich, denn nun mußte man damit rechnen, daß sich das gespeicherte Energiepotential innerhalb kürzester Frist in einer mächtigen nuklearen Explosion den Weg ins Freie bahnen würde.
Obwohl die Szene mit einer so bestürzenden Deutlichkeit vor ihnen ablief, als geschähe all das in genau diesem Augenblick und kaum zweihundert Meter von ihnen entfernt, war sie sich doch der Tatsache bewußt, daß sie sich nicht in Gefahr befand, und wohl deshalb hielt sich ihre emotionale Belastung in Grenzen.
Die beiden Hastoniden verließen das Wrack. Sie sprangen gleichzeitig aus der oberen Ladeluke, wobei sie sich gegenseitig behinderten. Dann glitten sie über die Seite des Fahrzeuges hinab auf die schräge Hangflanke. Einen Moment lang verharrten sie, wahrscheinlich, um sich zu orientieren. Maara war verblüfft über die Genauigkeit der Darstellung. Das waren Blossom und Moreaux, wie sie leibten und lebten. Die beiden Hastoniden besannen
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