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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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namens Robert de Boron. Irgendwann zwischen Chrétiens Perceval und dem Jahr 1199 schrieb er ein Versgedicht mit dem Titel Joseph d'Arimathie. Bei de Boron ist der Gral nicht nur ein Gefäß - der Kelch des letzten Abendmahls, den er als san greal bezeichnet -, sondern er füllt ihn auch noch mit dem Blut vom Kreuz. Im Altfranzösischen das sang real - das >wahre< oder >königliche< Blut.«
    Er unterbrach sich kurz und sah Alice an.
    »Für die Hüter der Labyrinth-Trilogie bot diese sprachliche Konfusion - san greal und sang real - eine praktische Möglichkeit der Verschleierung.« »Aber der Heilige Gral ist ein Mythos«, sagte sie hartnäckig. »Er kann nicht wahr sein.«
    »Der Heilige Gral ist ein Mythos, keine Frage«, sagte er und hielt ihren Blick fest. »Eine schöne Legende. Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass alle diese Geschichten Ausschmückungen ein und desselben Themas sind. Die mittelalterliche christliche Vorstellung von Opfer und Suche, die zu Buße und Erlösung führt. Der Heilige Gral war in der christlichen Terminologie etwas Spirituelles, ein Symbol des ewigen Lebens, nichts, was für bare Münze zu nehmen war. Dahinter stand der Gedanke, dass die Menschheit durch den Opfertod Christi und die Gnade Gottes das ewige Leben erlangt.« Er lächelte. »Aber dass so etwas wie der Gral existiert, das steht außer Zweifel. Das ist die Wah rheit, die die Seiten der Laby rinth-Trilogie in sich bergen. Und um dieses Geheimnis zu wahren, gaben die Gralshüter, die Noublesso de los Seres, ihr Leben.«
    Alice schüttelte ungläubig den Kopf. »Wollen Sie damit sagen, dass der Gral gar keine christliche Vorstellung ist? Dass all die Mythen und Legenden auf einem ... einem Missverständnis aufbauen?«
    »Eher auf einer List als auf einem Missverständnis.«
    »Aber seit zweitausend Jahren wird über die Existenz des Heiligen Grals gestritten. Wenn sich jetzt herausstellt, dass diese Gralslegenden zwar einen wahren Kern haben ... « Alice suchte nach den richtigen Worten, obwohl sie das, was sie da sagte, kaum glauben konnte. »Dass es sich aber bei dem Gral gar nicht um eine christliche Reliquie handelt. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen ... «
    »Der Gral ist ein Elixier, das die Kraft hat zu heilen und das Leben erheblich zu verlängern. Aber zu einem bestimmten Zweck. Es wurde vor rund viertausend Jahren im alten Ägypten entdeckt. Und diejenigen, die es zusammengebraut und seine Macht erkannt hatten, hielten es für klüger, das Geheimnis vor Men s c hen zu schützen, die es nur für ihren eigenen Nutzen einsetzen würden und nicht zum Nutzen anderer. Das geheime Wissen wurde auf drei einzelnen Papyrusbögen in Hieroglyphen aufgezeichnet. Auf dem einen wurde das Innere der Gralskammer genau beschrieben, das eigentliche Labyrinth. Das zweite listete die Ingredienzien für die Zubereitung des Elixiers auf. Auf dem dritten stand die Beschwörungsformel, durch die das Elixier in den Gral verwandelt wird. Sie verbargen sie in den Höhlen außerhalb der alten Stadt Avaris.«
    »Ägypten«, stieß Alice hervor. »Bei meinen Recherchen, als ich dahinter kommen wollte, was ich hier gesehen hatte, ist mir aufgefallen, wie häufig Ägypten erwähnt wurde.«
    Audric nickte. »Die Papyri sind in klassischen Hieroglyphen geschrieben - das Wort selbst bedeutet >Worte Gottes< oder göttliche Sprachen Mit dem Untergang der großen Kultur Ägyptens ging auch die Fähigkeit verloren, die Hieroglyphen zu lesen. Das Wissen, das in den Papyri enthalten war, wurde bewahrt und über die Generationen hinweg von Hüter zu Hüter weitergegeben. Aber die Fähigkeit, die Beschwörungsformel zu sprechen und den Gral zu rufen, ging verloren.
    Diese Entwicklung war zwar nicht geplant gewesen, aber sie sorgte für eine zusätzliche Geheimhaltungsschicht«, fuhr er fort. »Doch dann entschlüsselte im 9. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung ein arabischer Alchimist namens Abu Bakr Ahmad Ibn Wahshiyah das Geheimnis der Hieroglyphen. Zum Glück erkannte der Navigataire Harif die Gefahr und konnte Abu Bakrs Versuche vereiteln, sein Wissen weiterzugeben. In jener Zeit gab es nur wenige Zentren der Gelehrsamkeit, und die Kommunikationswege waren langsam und unzuverlässig. Danach wurden die Papyri nach Jerusalem geschmuggelt und dort in unterirdischen Kammern auf den Ebenen von Sepal verborgen.
    Vom 9. bis zum 19. Jahrhundert machte niemand mehr entscheidende Fortschritte in der

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