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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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dann ...«
    Er ging zu Alice, die begonnen hatte, die Papyri von der Lampe zu nehmen. »Sie hätte das nicht gewollt. Es hat zu vielen Menschen das Leben gekostet.«
    »Audric«, sagte sie heftig, »darüber können wir später reden. Jetzt müssen wir sie erst mal rausschaffen. Darauf haben Sie doch gewartet, Audric. Auf die Chance, die Trilogie wieder vereint zu sehen. Wir können sie nicht hier bei den beiden zurücklassen.«
    »Ich weiß noch immer nicht«, sagte er, und seine Stimme wurde zu einem Flüstern, »was am Ende mit ihr geschehen ist.«
    Das Öl in der Lampe war fast ausgebrannt, doch das dämmrige Licht wurde nach und nach heller, als Alice den ersten, dann den zweiten und schließlich den dritten Papyrus herauszog.
    »Ich hab sie«, sagte sie und wirbelte herum. Sie raffte die Bücher auf dem Altar zusammen und hielt sie Audric hin.
    »Sie nehmen die Bücher. Und jetzt raus hier.«
    Sie zog Audric fast mit Gewalt hinter sich her, während sie sich im Halbdunkel ihren Weg durch die Kammer zum Tunnel suchten. Sie stolperten über die Senke im Boden, wo Alice die Skelette gefunden hatte. Plötzlich ertönte in der Dunkelheit hinter ihnen ein lautes Krachen, danach das Geräusch von rutschenden Felsen, und dann knallte es dumpf, zweimal rasch hintereinander.
     
    Alice warf sich zu Boden. Das war kein Pistolenschuss, das wusste sie, sondern ein ganz anderer Klang. Ein Grollen aus den Tiefen der Erde.
    Adrenalin schoss ihr durch die Adern. Verzweifelt kroch sie vorwärts, die Papyri zwischen den Zähnen, und betete, dass Audric hinter ihr war. Der Stoff der Robe verfing sich zwischen ihren Beinen und behinderte sie. Ihr Arm blutete stark, und sie konnte ihn nicht belasten, doch sie schaffte es trotzdem bis zur unteren Stufe.
    Dann vernahm sie ein dumpfes Dröhnen, traute sich aber nicht, sich umzudrehen. Gerade hatten ihre Finger die Buchstaben oben auf der Treppe ertastet, als sie eine laute Stimme hörte. »Bleib, wo du bist. Oder ich knall ihn ab.«
    Alice erstarrte.
    Das kann sie nicht sein. Sie wurde erschossen. Ich habe sie fallen sehen.
    »Umdrehen. Schön langsam.«
    Langsam rappelte Alice sich auf. Marie-Cecile stand leicht schwankend vor dem Altar. Ihre Robe war blutbesudelt, und der Kopfschmuck war heruntergefallen, sodass ihre Haare wild und struppig das Gesicht umrahmten. In der Hand hielt sie Fran c ois- Baptistes Pistole und zielte damit auf Audric.
    »Kommen Sie schön langsam wieder zurück, Dr. Tanner.«
    Alice merkte, dass der Boden sich bewegte. Sie spürte die Vibration des Bebens durch ihre Füße und Beine aufsteigen, ein leises Rumpeln tief unter der Erde, das von Sekunde zu Sekunde stärker und heftiger wurde.
    Plötzlich schien auch Marie-Cecile es zu hören. Ratlosigkeit verdunkelte kurz ihr Gesicht. Ein weiterer Schlag erschütterte die Kammer. Diesmal gab es keinen Zweifel mehr, dass es eine Explosion war. Ein kalter Luftstoß fegte durch die Höhle. Hinter Marie-Cecile begann die Lampe zu wackeln, als das Steinlabyrinth Risse bekam und dann auseinander brach.
    Alice lief zurück zu Audric. Der Boden löste sich unter ihr auf, zerbröckelte, als fester Stein und jahrhundertealte Erde sich voneinander trennten. Gesteinstrümmer regneten von allen Seiten herab, während Alice den Löchern auswich, die sich im Boden auftaten.
    »Her mit den Büchern!«, schrie Marie-Cecile und richtete die Waffe auf Alice. »Dachten Sie wirklich, ich würde zulassen, dass sie sie mir wegnimmt?«
    Ihre Worte gingen beinahe unter in dem Lärm von herabstürzenden Felsbrocken und Steinen.
    Audric rappelte sich auf und sagte endlich etwas.
    »Sie?«, sagte er. »Nein, nicht Alice.«
    Marie-Cecile fuhr herum, weil Audric auf einen Punkt hinter ihr starrte.
    Und sie schrie auf.
    In der Dunkelheit konnte Alice etwas erkennen. Ein Leuchten, ein weißes Leuchten, fast wie ein Gesicht. Entsetzt riss Marie- Cecile die Waffe wieder herum und zielte auf Alice. Sie zögerte, dann drückte sie ab. Aber das Zögern genügte Audric, um sich vor Alice zu stellen.
     
    Alles schien sich zu verlangsamen.
    Alice schrie auf. Audric sank auf die Knie. Durch den Rückstoß geriet Marie-Cecile etwas aus dem Gleichgewicht und machte einen Schritt nach hinten. Plötzlich griffen ihre Finger in die leere Luft, wedelten, hangelten verzweifelt nach Halt, als sie rückwärts in den tiefen Spalt fiel, der sich hinter ihr im Boden aufgetan hatte.
    Audric lag auf dem Boden, und Blut breitete sich von dem Einschussloch mitten in

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