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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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eigene Frau eine streitsüchtige und unverträgliche Ehefrau war. Doch es ist wohl auch nicht einfach für eine Frau, wenn der Mann sich tagsüber und nachts auf den Straßen Athens aufhält, klug daherredet und kein Geld für die Familie mit nach Hause bringt. Sokrates liebte seine Frau dennoch. Er wollte keine andere, denn er sagte, dass allein durch das unbeugsamste Pferd ein Reiter zu einem guten Reiter werde. Da er es mit dieser Frau ertragen konnte, würde er es auch leicht mit allen anderen Menschen auf sich nehmen können. Xanthippe , seine Frau, trieb ihn durch ihr Verhalten immer mehr auf die Gassen Athens , denn auch Sokrates veränderte sein Verhalten nicht im Geringsten. Im Gegenteil – zuletzt, sagte Sokrates , sei er selbst zu eben solch einer lästigen Bremse geworden, welche dem schönen Pferde Athen von einem Gott auf den Nacken gesetzt wurde, um es nicht zur Ruhe kommen zu lassen…
    Gimraios Mir raucht der Kopf, viel Neues zum Denken habt ihr mir gegeben. Recht habt ihr, doch ist es schwer, das eine oder andere sogleich umzusetzen, wenn es so, wie es ist, doch recht gut ist und angenehm. Angenehm – dieses Wort ist der Schlüssel, um zu einer kleinen Pause überzuleiten.
     
    4. Akt 2. Szene
     
    (Gimraios winkt dem Haussklaven zu, der kurz danach mit einem jungen Mann wiederkommt, mit einer Lyra in der Hand.)
    Gimraios Werter Tanobakt-Platon, ich kenne sehr wohl deine skeptische bis ablehnende Haltung der Kunst gegenüber. Dennoch erlaube ich mir, heute einen jungen Rhapsoden vorzustellen, den ich für einen sehr talentierten Musiker und Dichter halte. Ich denke, es wird das Gute dargestellt, was dann in deinem Sinne sein dürfte. Helden mit den rechten Tugenden, die letztendlich den Sieg erreichen, sodass dies keine demoralisierende Wirkung auf uns haben wird, nicht so, wie es bei vielen anderen Gedichten ist.
    Tanobakt-Platon In dieser Runde bin ich vielem aufgeschlossener als vor dem Bürger draußen. Da ist tatsächlich meine Meinung, wie du sie angedeutet hast, eine sehr kritische den Künsten, der Musik und der Dichtung gegenüber. Schlechte Musik verstärkt niedere Affekte, bedroht die Vernunft, wiegelt das Gefühlsleben auf und verdirbt den Charakter, ebenso schlechte Dichtung mit schlechten Schauspielern und schlechten Themen. Schlecht ist für mich moralisch nicht akzeptabel.
    Gute Musik, gute Tonarten, Hymnendichtungen, Lobgedichte auf gute Menschen haben einen guten Einfluss. Wenn es zum Guten gewandt ist, halte ich Musiker stets als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Vor solchen Dichtern und Musikern habe ich Achtung, denn ihre Worte und Töne beruhen auf göttlicher Inspiration. Heute vertraue ich auf deine Auswahl der Unterhaltung, die letztendlich dem Guten dient, nämlich einer guten und entspannten Stimmung. Woher stammt der junge Rhapsode ?
    Gimraios Der Rhapsode Panais kommt aus einem kleinen Dorf am Fuße des Götterbergs Olymp und zieht mit seiner begabten Stimme und den sanften Klängen seiner Lyra durch die Lande. Er trägt uns heute den letzten Teil von Homers ‚Odyssee’ vor, die Heimkehr des Odysseus von Ithaka nach dem zehnjährigen Trojanischen Krieg . Doch seine Heimfahrt sollte, wie ihr wisst, weitere zehn Jahre dauern, in denen er zahlreiche Abenteuer mit seinen Gefährten erlebt. Eine wahre Irrfahrt, doch mit der Hilfe der Götter, vor allem seiner Beschützerin Athene , findet er den Weg zurück in seine Heimat. Als Bettler verkleidet findet er sein Haus belagert voller Freier, die seine treue Frau Penelope zwingen wollen, einen von ihnen zu heiraten. Sein Sohn Telemachos machte sich zwischenzeitlich auf die Suche nach seinem Vater. Auch seinen letzten Kampf gegen die Freier besteht Odysseus heldenreich.
    (Die Männer legen sich entspannt zur Seite und lauschen den Klängen der Lyra und dem Gesang des Rhapsoden.)
     
    Siehe, er nahm mit den Händen des dürren Staubes, und streut' ihn
Über sein graues Haupt und weint' und jammerte herzlich.
Aber Odysseus ergrimmte im Geist, und es schnob in der Nase
Ihm der erschütternde Schmerz, beim Anblick des liebenden Vaters.
Küssend sprang er hinzu mit umschlingenden Armen, und sagte:
    Vater, ich bin es selbst, mein Vater, nach welchem du fragest,
Bin im zwanzigsten Jahre zur Heimat wiedergekehret!
Darum trockne die Tränen, und hemme den weinenden Jammer!
Denn ich sage dir kurz, uns dringt die äußerste Eile!
Alle Freier hab' ich in unserem Hause getötet,
Und ihr Trotzen bestraft und die

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