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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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frei, das ist die Natur des Laufens. So, wie sie ist, ist sie vielleicht nur, weil sie dir vor allem gefallen will, oder gar soll?
    Gimraios Natürlich für mich zum Gefallen, doch es ist sicher auch für sie zum Besten… Das Leben für sie könnte viel schlimmer sein. Sicher, sie tut alles, damit sie dem Bild entspricht, das ich von ihr möchte. Doch ihr seht selbst ihre Talente, sehr viel braucht sie nicht zu tun außer sich gut zu kleiden, besonders auf der Straße. Hätte sie den Vergleich, dann würde sie dieses Leben als ein freies Leben ansehen. Ich bin sicher, sie weiß ihr Leben mit mir zu schätzen und wird keinen Vergleich prüfen wollen.
    Salana-Gorgias Wir kennen deine Frau und euer Zusammenleben zu wenig, als dass wir uns weiter dazu äußern könnten. Versteh mich nicht falsch, was du von ihr erzählst, klingt auf jeden Fall besser als in vielen anderen häuslichen Gemeinschaften, die ich kenne. Doch wie immer kommt alles auf den Standpunkt an und das Licht, das darauf fällt. Gerechtigkeit zu leben inmitten von Ungerechtigkeit ist schwer. Bis zur vollkommenen Gerechtigkeit ist es oft ein langer Weg.
    Tanobakt-Platon Da haben wir es wieder mit der Gerechtigkeit, besonders bei den Frauen. Es wäre nur gerecht, und es wäre gut, wenn auch eine Frau sich in den Fragen der Politik beteiligen könnte. Auch ich denke, es sollte eine gleiche Ausbildung für Frauen und Männer geben. Frauen und Männer sind biologisch ungleich, doch von der Natur der Vernunft aus sind sie gleich.
    Gimraios Wie willst du das verändern?
    Tanobakt-Platon In der Erziehung, wie Salana-Gorgias schon meinte, sind genügend Mittel vorhanden, das Denken in Rollen zu verändern. Man kann zu objektiven Werten hin erziehen, indem man jeden an seine Vernunft appelliert. Wenn Frauen die nötigen Anlagen mitbringen, können sie sich durchaus am politischen Geschehen beteiligen, genauso wie Männer, die die nötigen Anlagen mitbringen.
    Es gibt noch viel zu wenig offen denkende Männer, aber auch Frauen in dieser Stadt, eben in dieser Gesellschaft. Die Schulen sind einseitig und prägen das Rollenleben von klein an. Hier kann man anfangen. Wenn Jungen wie Mädchen die gleiche Schule besuchen und die gleiche Grundbildung bekommen, kann nach den Fähigkeiten geurteilt werden und die weitere Ausbildung in diese Richtung gelenkt werden.
    Gimraios Bei Athene , ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Frau in den Krieg ziehen wollte.
    Tanobakt-Platon Wenn einem Mädchen von klein auf die Möglichkeit gegeben wird, sich ihrem Talent nach zu entwickeln, so wie es bei den Jungen gehandhabt wird, kann auch die eine oder andere Frau mit einer Waffe in der Hand für das Vaterland kämpfen. Deine Frau ist anders erzogen worden, da weiß man nicht, wie fest ihre Prägung sitzt. Zumal sie die seltene Freiheit genießt, Frauensport zu treiben. Auch dies sollte öffentlich sein. Zudem frage ich mich, weshalb nicht auch verheiratete Frauen als Zuschauer bei den olympischen Spielen erlaubt sind. Es dürfen nur unverheiratete Mädchen und die Priesterin der Demeter auf der Bühne der Kampfrichter den Sportkämpfen beiwohnen.
    Der Vorfall durch die mutige Kallipateira hätte den Hellenen die Möglichkeit gegeben, darüber nachzudenken. Stattdessen müssen seither auch die Trainer nackt sein, nicht nur die Athleten, damit sich dieser Vorfall nicht wiederholt.
    Gimraios Was war, ich kenne diesen Vorfall nicht?
    Tanobakt-Platon Unter Todesstrafe ist verheirateten Frauen die Teilnahme an den Olympischen Spielen verboten, auch das Zuschauen. Doch die mutige Kallipateira verkleidete sich als Trainer und schlich sich so unbemerkt in die Arena, um ihrem Sohn beim Boxkampf zuzusehen. Er gewann und sie freute sich dermaßen, dass sie ihre Verkleidung vergaß. Ihr Geschrei erkannte man sofort und nicht allein das. Sie riss sich selbst auch noch vor Freude die Kleidung vom Leib! Allein der Tatsache, dass aus ihrer Familie unzählige Olympia sieger hervorgingen, verdankte sie ihr Glück, dass man davon absah, sie vom Felsen zu stürzen.
    Gimraios Gleiche Rechte und gleiche Pflichten, so meint ihr es?
    Tanobakt-Platon Ja, unabhängig ob Mann oder Frau sollte für die Menschen ein Maßstab gelten, nach welchem gut und schlecht beurteilt wird, denn alle Menschen sind auf die gleiche Art gut und schlecht.
    Gimraios War es nicht sogar Sokrates , der meinte, dass eine gleichgestellte Frau zur Überlegenen würde?
    Tanobakt-Platon Ja, das meinte er. Das sagte er, weil seine

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