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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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dich«, sagte Keaton.
    Montignac hatte Schwierigkeiten, die zutiefst unglückliche Stimme aus dem Radio mit dem fröhlichen, jovialen Menschen zu verbinden, dem er vor Kurzem in den Unicorn Ballrooms begegnet war, und doch gehörten die beiden zusammen. Beinah ebenso schwer fiel es ihm, zu glauben, dass er selbst zum Entschluss des Königs beigetragen hatte.
    Â»Diese Entscheidung ist für mich deshalb weniger schwierig geworden, weil ich weiß, dass mein Bruder, dank seiner langjährigen Kenntnis der Staatsgeschäfte dieses Landes und seiner vornehmen Eigenschaften, in der Lage ist, meinen Platz zu übernehmen, ohne Unterbrechung und ohne Schaden für das Leben und den Fortschritt des Empire. Und er genießt den unvergleichlichen Segen – wie viele von Ihnen auch – einer glücklichen Familie mit einer Ehefrau und Kindern, ein Segen, der mir nicht beschieden war.«
    Â»Jetzt wird York und seine Frau versuchen, einen Sohn zu bekommen«, warf Keaton ein. »Darauf können Sie wetten. Sonst müssten wir nach ihm womöglich noch mit einer Königin vorliebnehmen, und wer will das schon.«
    Â»In diesen schweren Tagen war mir der Trost Ihrer Majestät, meiner Mutter, und meiner Familie sicher. Die Minister der Krone, insbesondere Mr Baldwin, der Premierminister, haben mich mit großer Rücksicht behandelt. Zwischen ihnen und mir, ebenso wie zwischen dem Parlament und mir, gab es nie verfassungsmäßige Differenzen. Da ich von meinem Vater in der Tradition unserer Verfassung erzogen wurde, hätte ich einen Disput darüber niemals zugelassen.«
    Â»Das kann ja nicht wahr sein«, rief Keaton. »In der ganzen Zeit hat er sich wie ein bockiges Kind benommen, das bei jeder passenden Gelegenheit seine Rassel aus dem Kinderwagen wirft.«
    Â»Seit meiner Zeit als Prinz von Wales und auch später, als ich auf dem Thron saß, wurde ich von allen Schichten des Volkes mit größter Freundlichkeit behandelt, ganz gleich, wo ich gewohnt habe oder wohin ich im Empire gereist bin. Dafür bin ich sehr dankbar.«
    Â» Davon kannst du dich jetzt verabschieden «, sagte Keaton.
    Â»Jetzt gebe ich meine Amtsgeschäfte auf und lege meine Last ab. Es mag sein, dass ich erst nach einer Weile in mein Heimatland zurückkehre, doch ich werde den Geschicken des britischen Volkes und des Empire mit tiefem Interesse folgen, und falls ich Seiner Majestät irgendwann in Zukunft als Privatmann dienlich sein kann, werde ich diesen Dienst nicht verweigern.«
    Â»Also reitet er doch nicht in den Sonnenuntergang«, sagte Keaton. »Wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.«
    Â»Und nun haben wir einen neuen König. Ich wünsche ihm und Ihnen, seinem Volk, von ganzem Herzen Glück und Wohlergehen. Gott segne Sie alle! Gott schütze den König!«
    Â»Gott schütze den König«, kam es wie ein Echo von Keaton.
    Â»Tun Sie nicht so scheinheilig«, sagte Montignac. Keaton schaltete das Radio aus. »Wo ist mein Geld?«

8
    Einige Abende danach fand im Haus der Bentleys am Tavistock Square eine Feier statt. Zu seiner Verwunderung hatte auch Montignac eine Einladung erhalten und aus einer Laune heraus beschlossen, sie anzunehmen. Allerdings erschien er erst zu vorgerückter Stunde, kurz nach zehn Uhr. Jane hatte zahlreiche Freunde eingeladen, denn zum einen wollte sie demonstrieren, dass der Name Bentley wieder reingewaschen war, zum anderen, dass sie hinter ihrem Sohn stand, der wenige Stunden nach der Aussage von Dr. Crawley aus dem Gefängnis entlassen worden war.
    Als Montignac eintraf, stand die Eingangstür des Hauses offen, und im Flur stieß er auf die ersten Gäste, die Wein tranken und sich angeregt unterhielten. Er lief weiter und hielt nach Menschen Ausschau, die er kannte, entdeckte jedoch nur Fremde, mit Ausnahme der Gastgeber, die aber von einer großen Freundesschar umringt waren. Auf der Suche nach einer Toilette bahnte er sich einen Weg durch die versammelten Gäste und ging die Treppe hinauf in den ersten Stock. Auf dem Rückweg entdeckte er hinter einer halb geöffneten Tür Gareth, der gedankenverloren auf und ab lief und sich dann auf ein Bett setzte. Montignac beobachtete ihn einen Moment und erkannte, wie erschöpft und niedergeschlagen der junge Mann wirkte. Er überquerte den Flur, klopfte leise an die Tür und trat ein.
    Â»Owen«, sagte Gareth

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