Das Vermächtnis der Montignacs
seiner Cousine, trat Owen Montignac, während der Geistliche den letzten Segen sprach; und es war Stellas Arm, den er nahm, als alles vorüber war und der Moment kam, wo die Trauernden sich verlegen und mit zögernden Schritten zu entfernen begannen, ohne recht zu wissen, ob sie zu ihren Wagen zurückkehren oder auf dem Friedhof warten sollten, bis die Familienangehörigen gegangen waren. Dabei lasen sie auf den Grabsteinen Namen und Daten und suchten nach denen, die auf tragische Weise in jungen Jahren oder auf rücksichtslose Weise im hohen Alter gestorben waren.
Der Regen, der sich, seit sie die Abtei betreten hatten, zurückgehalten hatte, machte sich wieder bemerkbar, plötzlich und so stürmisch, dass der Friedhof sich in wenigen Minuten leerte, mit Ausnahme zweier Totengräber, die, wie von Zauberhand gerufen, zwischen den Bäumen hervortraten, das Grab zuschaufelten, über die FuÃballergebnisse des letzten Wochenendes sprachen und Selbstgedrehte rauchten.
Im Salon war die Luft von Zigarrenrauch geschwängert.
Etwa sechzig Personen waren nach dem Begräbnis nach Leyville geladen worden, dem Hauptwohnsitz der Familie Montignac, wo Owen, Stella und Andrew zusammen aufgewachsen waren. Inzwischen hatte jeder damit begonnen, sich zwischen den Versammelten im Erdgeschoss des formellen Ostflügels hindurchzuarbeiten, dem Bereich, der zur Gedenkfeier freigegeben worden war. Zwar war die Familie nicht so vulgär gewesen, über die Treppe eine Samtkordel zu spannen oder die Tür abzusperren, die zum geselligeren Westflügel führte, wo sich das Esszimmer und das Porzellan befanden und Peter Montignac Abend für Abend in seinem uralten Lehnsessel angestrengt versucht hatte, Radio zu hören, doch alle Besucher wussten, dass es nur wenige Räume gab, deren Betreten angemessen war.
Zudem besaÃen die meisten von ihnen ein Zuhause wie dieses, hatten Eltern oder Ehepartner begraben und waren ohnehin in der Lage, den derzeit geltenden Anstandsregeln zu folgen.
Eine Gruppe von fünf Männern in dunklen Anzügen, drei von ihnen mit Schnurrbärten, die sich an Extravaganz überboten, stand unter dem Porträt eines toten Montignac, der vor zweihundertfünfzig Jahren gelebt hatte, derselbe, der begonnen hatte, rund um London Land aufzukaufen, was schlieÃlich zu dem fast einzigartigen Reichtum seiner Familie geführt hatte. Die fünf Ehefrauen dieser Männer saÃen wie durch Zufall auf der anderen Seite des Raums auf einem kleinen Sofa und zwei Sesseln nahe dem Porträt der Ehefrau jenes toten Montignac. Es war eine Ehefrau, über die man nur wenig wusste und für die man sich noch weniger interessierte. Immerhin definierte die Familie ihre Abstammung ausschlieÃlich über ihre Männer, die Williams, Henrys und Edmunds, und befasste sich kaum mit der hilfreichen Schar von Müttern, die zu ihrer Fortpflanzung beigetragen hatten.
Dienstboten glitten durch den Raum. Man spürte, dass sie anwesend waren, aber als Menschen wurden sie ignoriert. Es waren junge Frauen, die den Damen Tee reichten, während ihre männlichen Kollegen den Herren Whisky einschenkten. Wein wurde ebenfalls angeboten.
»Ich sage nicht, dass es nicht bewegend war«, raunte ein Gast einem anderen zu, die beiden standen am Kamin. »Ich mache mir nur nichts aus diesem neumodischen Kram, das ist alles.«
»Ich würde es nicht für neumodischen Kram halten«, entgegnete der andere. »Dergleichen findet immerhin seit Tausenden von Jahren statt. Denk an Marcus Antonius, der auf den Stufen des Kapitol die Tugenden Cäsars gepriesen hat.«
»Ja, aber hatte er ihn da nicht kurz zuvor ermordet?«
»Nein, Marcus Antonius war keiner der Verschwörer. Als die Tat vollbracht war, kam er, um die Leiche von den Stufen des Senats zu holen. Du erinnerst dich, von Marcus Antonius betrauert, der zwar seine Hand bei Caesars Tod nicht im Spiel hatte, aber den Nutzen aus seinem Sterben empfangen wird . Angesichts der Umstände irgendwie passend, findest du nicht?«
Ein dritter Gast trat zu ihnen, eine Mrs Peters, die es genoss, Kontroversen auszulösen, indem sie sich zu Männergruppen gesellte und darauf bestand, an deren Unterhaltung teilzunehmen. (Ihr Ehemann war vor einigen Jahren gestorben, und ihr Bruder lebte in Indien, sodass es niemanden gab, der sie zügeln konnte, auÃerdem hatte sie Geld.) »Worüber tratscht Ihr Männer
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