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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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diejenigen, die den älteren Montignac nur flüchtig kannten, wussten, dass er diese Tragödie nie verwunden hatte. Es war ein Unfall mit der Schusswaffe gewesen, bei dem der Junge im Alter von achtzehn Jahren umgekommen war, doch keine der späteren Erklärungen hatten den Vater jemals zufriedenstellen können. Andrew sei ein erfahrener Schütze gewesen, betonte Peter jedes Mal, wenn das Thema aufkam. Er habe gewusst, wie man ein Gewehr reinigte. Ein verhängnisvoller Fehler seinerseits sei eine geradezu lächerliche Hypothese.
    Es hatte Zeiten gegeben, in denen die Beziehung zwischen Anwalt und Mandant von Streitigkeiten geprägt worden war, trotzdem wusste Sir Denis, dass Peter ihm fehlen würde, dessen Unberechenbarkeit und Charme, die Wutanfälle und das Gift, das er bei seinen Feinden versprühen konnte. Peter Montignac war ein Mann der Extreme gewesen. Seinen Freunden gegenüber konnte er unverbrüchliche Treue zeigen, doch wenn jemand diese Freundschaft verriet, war er bereit, bittere Rache zu üben. Sir Denis hatte Peter gut genug gekannt, um jetzt zufrieden festzustellen, dass er es größtenteils geschafft hatte, dem Mann nicht in die Quere zu kommen.
    Als er nach dem Begräbnis in Leyville ankam, hatte er die erste halbe Stunde mit der Suche nach Owen Montignac verbracht, um mit ihm die passende Zeit zur Verlesung des Testaments abzusprechen, doch Peters junger Neffe war nirgends zu entdecken. Trotzdem musste er mit den anderen zurückgekehrt sein, denn das unverkennbar weiße Haar war Sir Denis aufgefallen, als Owen vor dem Haus aus dem ersten Wagen stieg. Doch seitdem war er nicht mehr in Erscheinung getreten, was Sir Denis als taktlos empfand. Trauer war natürlich Trauer, doch die sollte privat bleiben und nicht zutage treten, wenn man das Haus voller Gäste hatte. Und was diese Lobrede betraf, diesen Ausbruch der Gefühle – Peter dürfte sich dabei im Grab umgedreht haben.
    Die Verlesung des Testaments wollte Sir Denis so bald wie möglich hinter sich bringen. Zuvor würde er sich mit einigen steifen Brandys stärken, denn dass dieser Akt einen schönen Ausgang nehmen würde, konnte er sich nicht vorstellen. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Falls Owen Montignac in der nächsten halben Stunde nicht auftauchte, würde er sich an Stella wenden. Auch sie hatte sich tagsüber im Hintergrund gehalten, doch mit ihrer Trauer ging sie weitaus würdevoller um als ihr Cousin, obwohl sie das leibliche Kind des Toten war.
    Hier in Leyville hatten er und Peter vor vielen Jahren das ursprüngliche Testament entworfen. Damals gingen sämtliche Gelder und Zinseinnahmen an Peters inzwischen verstorbene Ehefrau Ann. Hier in diesem Haus war das Testament dann zugunsten seines Sohnes geändert worden, nur wenige Stunden nach Andrews Geburt. Hier war der Nachtrag entstanden, der die Zuwendungen für Stella und Owen festlegte, und schließlich war hier auch das Testament nach Andrews Tod erneut geändert worden.
    Sir Denis sah der Testamentseröffnung mit gemischten Gefühlen entgegen. Er fragte sich, wie die Angehörigen angesichts der Nachricht reagieren würden. Aber womöglich wären sie nicht einmal überrascht, trotz des Traditionsbewusstseins der Familie, vielleicht rechneten sie sogar mit einem letzten spontanen Entschluss seitens des verstorbenen Patriarchen. Absehen ließen sich die Reaktionen nicht. Sir Denis konnte sie nicht einmal erahnen, denn die Montignacs waren eine eigenartige Familie, mit einer Neigung zu unvorhersehbarem und launenhaftem Verhalten.

4
    Vorsichtig hielt Roderick Bentley das Tablett in den Händen, öffnete die Tür zum Schlafzimmer, trat hinein und achtete darauf, die sorgsam ausbalancierten Gegenstände nicht auf den Teppich fallen zu lassen. Jane war bereits wach, döste jedoch noch ein wenig. Als sie ihren Mann sah, setzte sie sich auf und lächelte ihn verschlafen an.
    Â»Liebling«, sagte sie, »was für ein perfekter Diener du bist.«
    Roderick lächelte und stand wie ein wohlerzogener Butler vor ihr. Sie richtete die Kissen in ihrem Rücken und setzte das Tablett behutsam auf ihrem Schoß ab.
    Â»Frühstück, Madam«, verkündete er in dem affektierten Tonfall eines Butlers. Jane schmunzelte, hob die Glocke über dem Teller hoch und enthüllte eine Portion Rührei, Schinkenspeck und Würstchen.
    Â»Rührei«, stellte sie

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