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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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gesteppte Wollwams, damit das aus feinen und miteinander verflochtenen Eisenringen bestehende Panzerhemd nicht seine Haut aufscheuerte. An den Beinen trug er einen Schutz, der ebenfalls aus Panzerringen bestand. Nachdem er diese Unterkleidung angezogen hatte, gingen alle in den großen Raum des riesigen Zelts hinüber, wo ihm seine Ritter und Kammerdiener die Rüstung anlegen sollten. Als Erstes passten sie ihm den Brust- und Rückenharnisch an, dann kamen die Schulterstücke, die Arm- und Ellbogenschienen, die Beinröhren, die seine Waden sicherten, der Hüftschutz, die Beinschienen, die den Schenkel vorn und hinten panzerten, die beweglichen Kniebuckel, die Sporen und die Eisenschuhe. Schließlich überreichten ihm Guillem von Muntanyola und Guerau von Cabrera einen Helm mit Mund- und Augengitter, der eine goldene Krone und einen Busch aus roten und gelben Federn – den Farben des gräflichen Wappens – trug. Am Zelteingang erwarteten ihn
die Reitknechte. Sie hielten ein feuriges Streitross fest, das erregt tänzelte, weil es den Kampf witterte. Es war mit Bogensattel, Pferdeharnisch, Brustriemen und Kopfschutz ausgerüstet. Daneben standen vier Knappen, die zusammen mit dem Grafen kämpfen sollten und das Ersatzpferd bei sich hatten. Sie trugen Kurzschwerter und leichte Rüstungen, damit sie ihrem Herrn beim Aufstehen helfen konnten, wenn er zu Boden geworfen wurde: Konnte nämlich ein auf der Erde liegender Reiter wegen des Gewichts seiner Rüstung nicht allein auf die Beine kommen und wieder in den Sattel steigen, so war er eine leichte Beute für den Feind.
    Almodis, die ihrem Geliebten in diesen Wochen die fleischliche Vereinigung verweigert hatte, erinnerte sich an die Worte, die er gesagt hatte, bevor er sich in den Sattel schwang.
    »Herrin, ich nehme Tortosa ein und überlasse Euch den Tribut. Sonst soll man mich tot auf meinem Schild herbringen.«
    Sie nahm ihr Schultertuch ab und überreichte es dem Grafen. Er knotete es sich um den Unterarm, stieg auf das ungestüme Ross, wobei ihm seine Stallknechte halfen, und setzte sich an die Spitze des tapferen Heeres.
    Ramón ritt vor seinen Hauptleuten, und ihm folgte eine beeindruckende Kriegsschar, deren bloße Anwesenheit die mutigsten Verteidiger einschüchtern konnte. Zuerst kamen die Reiterschwadronen der Grafschaften Barcelona und Urgell, dann die Musiker, die den Marschrhythmus bestimmen sollten, Trompeten, Posaunen, Pauken, Trommeln und Signalhörner. Es folgten die Fußsoldaten, sie trugen mit Lederstreifen befestigte Felle an den Hosenbeinen, hatten die Schilde über die Schulter gehängt und den Proviantbeutel an der Seite, auf dem Kopf hatten manche eine Sturmhaube aus gehärtetem Leder, während die meisten einen Helm mit Nasenschutz benutzten, und sie hatten Kurzschwerter und Lanzen bei sich. Nach ihnen kamen die Barbiere, Aderlasser, Schröpfer, Hersteller von Wundsalben und Bahrenträger. Den Schluss des Heeres bildeten die Bogenschützen, die die Nachhut deckten, sie trugen den Bogen auf dem Rücken und hatten den Köcher mit Pfeilen gefüllt, außerdem die Schleuderer, die ihre Schleudern bereithielten und die Beutel mit runden Steinen gefüllt hatten. Am Ende des Zugs folgten noch unendlich viele Hilfstruppen, die sich um die Bedürfnisse des ganzen Heeres kümmerten: Köche, Zimmerleute, die sich mit dem Bau von Belagerungstürmen und Katapulten auskannten, Schanzgräber, Brückenbaumeister
und andere mehr. In einer nicht allzu großen Entfernung befand sich die unvermeidliche Menge derer, die dem Heer wie Neunaugen dem Haifisch folgten, um auf dessen Kosten zu leben: Kaufleute, die tausend Dinge verhökerten, Zauberer, Beschwörer, Wunderheiler, Falschspieler, jüdische Geldverleiher und eine Reihe von allerlei Frauen, die einen waren mit Soldaten verheiratet und hatten sogar ihre Kinder dabei, dann die unausbleibliche Menge von Dirnen mit schlaffen Brüsten, von denen viele an heimlichen Krankheiten litten und die für die Lust der Soldaten sorgten, wenn diese lagerten.
    Diese Ereignisse waren nun schon drei Monate her, denn der Zug war im November 1053 aufgebrochen.
    Die Truppe gelangte in die Umgebung von Tortosa und schlug ein gewaltiges Lager auf, um den Feind abzuschrecken. An den Mauerzinnen, hinter den Brüstungen, tauchten die Verteidiger der Zitadelle auf und kommentierten mutlos die Lage, die für die Bewohner der Stadt ein unheilvolles Schicksal voraussehen ließ. Der Emir meldete dem König, was er von der Sache hielt, und

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