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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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folgte dem Rat seines Astrologen. Er entledigte sich seiner Feinde, beschlagnahmte ihr Vermögen, und ihre Söhne und Töchter wurden als Geiseln und Sklaven ausgeliefert.
    Diese Neuigkeiten brachte der erregte Delfín seiner Herrin, obwohl ihn der Befehlshaber der Wache daran hindern wollte.
    Almodis erschien am Zelteingang und erklärte dem Hauptmann, er solle ihren Hofnarren durchlassen. Delfín hielt sich am Bliaud seiner Herrin fest und versuchte, seine kurzen Schritte den ihren anzupassen, als er das Zelt betrat. Drinnen setzte sich die Gräfin auf einen kleinen Thron und wies das Männlein an, sich auf dem Schemel zu ihren Füßen niederzulassen. Dann bat sie ihn zu reden.
    »Herrin, Euch gehört nun der Tribut Tortosas. Das Heer Barcelonas hat beinahe keine Verluste erlitten. König Muhammad II. hat sich den Truppen Eures Gemahls ergeben. Heute, spätestens in der Nacht, könnt Ihr ihn zurückerwarten.«
    Noch vor dem Sonnuntergang erfuhr Almodis durch die Hornsignale am Südtor, dass Ramón Berenguer das Lager betrat.
    Der Graf von Barcelona kehrte aus dem Krieg zurück. Er überließ die Truppe dem Befehl des Seneschalls. Ihn begleitete lediglich eine Handvoll Ritter, die seinem Pferd nur mit größter Mühe folgen konnten. Ohne abzuwarten, dass ein Stallknecht die Zügel seines Rappen übernahm, der schweißbedeckt war und dem Schaum aus den Nüstern trat, stieg der Graf ab und stürzte zum Zelteingang.
    Mitten im Raum erwartete ihn Almodis allein. Der Vorhang glitt zur Seite, und ihr Gatte erschien mit staubbedecktem Panzerhemd und Überrock vor ihr. An den Eisenschuhen hatte er noch die Sporen, die vom Blut aus den Flanken seines Pferdes gerötet waren. Sein Gesicht war eine Maske aus Schlamm und Schmutz, die von Schweißfurchen durchzogen wurde. Die Gatten umarmten sich leidenschaftlich.
    »Willkommen, mein Gemahl. Nie in meinem Leben habe ich Euch
stattlicher und wohlgestalter gesehen. Ihr seid der leibhaftige Achilles Eurer Ilias und durch Eure Maske der fahrende Odysseus Eurer Odyssee .«
    »Nun, wie dieser komme ich, um meine Belohnung zu fordern. Ich habe sehnlichst nach Euch verlangt, meine treue Penelope.«
    »Diese Nacht wird die schönste Eures Lebens. Ich versichere Euch, dass Ihr sie nie vergesst. Ich gestatte nicht, dass eine Sklavin Euch badet und herausputzt, ich will mich selbst um diese Obliegenheiten kümmern. Ich werde Eure Sklavin sein und zugleich Euer Page, Euer Mundschenk und Eure Konkubine.«
    Almodis wies ihre Dame Lionor an, dass allein sie und Delfín abwechselnd im Vorraum des Schlafzimmers schlafen und essen und für alles sorgen sollten, was das Grafenpaar benötigte. Dann wandte sie sich an Ramón.
    »Folgt mir.«
    Der Graf ging hinter seiner Gattin ins Innere des Zeltes. Ihn erwartete eine dampfende Zinkbadewanne. Almodis goss die Flüssigkeit aus drei Flakons, die sie von einem Tischchen nahm, in das Wasser. Als sich Lavendelduft im Raum ausbreitete, flüsterte sie: »Tut nichts, ich übernehme alles.«
    Nun entkleidete sie ihren Gemahl. Ramón Berenguer, der Schrecken des Maurenvolks von Tortosa, schnurrte wie ein glücklicher Kater. Auf einen Wink Almodis’ stieg er die drei Stufen zu der Badewanne hinauf und setzte sich ins Wasser.
    »Entspannt Euch und schließt die Augen.«
    Dann wies ihn die Gräfin an, die Augen wieder aufzuschlagen, und was er nun erblickte, schien ihm wie ein Bild der Huris des Paradieses, von denen die Söhne des Islam ein solch inbrünstiges Loblied sangen. Almodis’ nackter Körper, den allein ihre rötliche Haarflut und ein hauchzarter durchsichtiger Schleier bedeckten, schimmerte im Licht eines Kandelabers, der das Herrscherzelt mit goldenen Strahlenkreisen erhellte.
    Ramón starrte sie an, durch seine lange Enthaltsamkeit besonders erregt.
    »Und jetzt lasst mich machen.«
    Die Stimme der Frau klang ihm wie Sirenengesang.
    Nach dem Bad trocknete sie den Leib ihres Geliebten mit einem großen Tuch ab und bedeutete ihm, dass er sich ins riesige Feldbett legen solle. Hierauf leckte sie wie eine Katze seine Narben ab. Damit begann
ein Liebeskampf, der drei Tage und drei Nächte umfasste. In dieser ganzen Zeit richtete sich Almodis getreulich nach Florindas Ratschlägen.
    Als Ramón endlich das Schlafzimmer verließ und seine Hauptleute zusammenrief, fragte ihn der Seneschall, wie er nach der Schlacht geruht habe.
    Der Graf antwortete lächelnd: »Mein Freund, alle Schlachten, die ich in meinem Leben bestanden habe, sind bloße Trugbilder im

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