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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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gegeben hat.«
    »Gerade über diese Ruhe möchte ich mit Euch sprechen.«
    Der Grieche lud Martí ein, sich zu setzen, und bot ihm in einem Zinnbecher
einen Minzlikör an, der von einer weltverlorenen Kykladeninsel – seiner Heimat – kam.
    »Ich höre Euch zu, Martí.«
    »Wann kommen wir nach Zypern, was meint Ihr?«
    Basilis strich sich bedächtig übers Kinn.
    »Eure Frage lässt sich nicht sicher beantworten. Die See ist launenhaft wie ein Prachtweib, und wenn ihr Geliebter, der Wind, sie im Stich lässt, wird sie träge, weil sie sich nach ihm sehnt, und sie hält alles zurück, was auf ihr schwimmt. Jedenfalls kann ich Euch schon sagen, dass wir bald aus dieser Windstille herauskommen, wenn mich mein Spürsinn nicht täuscht, und dass am Abend, spätestens am Morgen ein leichter Wind aufzieht, der uns aus diesem bleiernen Schlaf weckt.«
    »Also dann?«
    »Wenn meine Voraussage eintrifft, sichten wir spätestens am Mittwochmorgen die Insel bei Palaeopaphos, und am Nachmittag legen wir bei der Burg von Famagusta an, wenn wir das Glück haben, einen Ankerplatz zu finden.«
    »Wie lange bleibt Ihr dort?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. In Nikosia muss ich wichtige Leute aufsuchen, die wenig Zeit haben, und diese Leute lassen sich nicht leicht sprechen.«
    »Dann nutze ich diesen Aufenthalt. Ich will die Kupfergruben besuchen.«
    »Ihr macht ein gutes Geschäft, wenn Ihr mit Kupfer handelt. Das ist ein wertvolles, sehr begehrtes Metall, das sich leicht befördern lässt. Seit den Zeiten der Apostel Paulus und Barnabas haben die Römer schon eifrig danach gesucht. Außerdem kann ich Euch die Adresse eines Kaufmanns geben, der sich gründlich mit dem Metallhandel beschäftigt und der in Pelendri arbeitet.«
    »Dafür wäre ich Euch äußerst dankbar.«
    »Wohin fahrt Ihr weiter, wenn Ihr Zypern verlasst?«
    »Mein nächstes Ziel ist Malta.«
    »Wenn Ihr dort hinwollt, müsst Ihr Euch ein anderes Schiff suchen. Ich muss zum Hafen Sidon in der Levante fahren.«
    »Ich werde Euch nie vergessen, Basilis, und Ihr sollt wissen, dass Ihr unter allen Umständen in Barcelona immer einen Freund habt.«
    Der Grieche nahm ein Pergament, eine Feder und ein Tintenfläschchen und begann, einen Empfehlungsbrief an den Zyprioten Theophanos
Avidis zu schreiben, der in der Umgebung von Pelendri lebte. Nachdem er den Brief laut vorgelesen hatte, rollte er das Pergament zusammen und versiegelte es mit seinem Ring.
    »Entschuldigt, aber ich muss es so machen. Das ist die einzige Möglichkeit, damit mein Freund sicher weiß, dass Euer Empfehlungsschreiben von mir stammt.«
    Von diesem Augenblick an kamen Martí die Reisetage endlos lang vor. Er wollte so schnell wie möglich die Fahrtroute seines Schiffs festlegen und nach Barcelona zurückkehren; vorher müsste er jedoch den genauen Weg vorbereiten, damit sein Schiff kein Gramm Fracht und keine Meile Fahrt verlor. Die Geschäfte stockten nicht, ob nun Krieg oder Frieden herrschte: Die mit Waren beladenen Schiffe kamen aus den Mittelmeerhäfen nach Katalonien. Sie brachten Seide, Brokat, Elfenbeinkästchen und oft auch Sklaven. Der Handel mit diesen war allerdings den Juden vorbehalten. Und die Schiffe fuhren mit Eisenbeschlägen, Pferdegeschirren, Tuchen aus Tolosa und kastilischen Lederwaren ab. Wenn er sich schlafen legte, suchte ihn trotzdem jede Nacht ein Vorgefühl heim. Etwas in seinem Innern sagte ihm, dass er in seinem Leben kurz vor einer entscheidenden Entdeckung stand, die ihn zu einem unermesslich reichen Mann machen würde, und dass diese Schicksalswende in Famagusta eintreten sollte.

44
    Tortosa
     
    A lmodis wurde von einem Stimmengewirr überrascht, das am Zelteingang zu hören war. Die schrille Stimme Delfíns vermischte sich mit der des Hauptmanns der Wache, der ihn nicht durchließ, wobei er sich darauf berief, dass er keine entsprechenden Befehle habe und dass die Herrin ausruhe. Eine seltsame Stille hatte sich seit einigen Monaten des Lagers bemächtigt, denn der größte Teil der Truppen war abgezogen, um den Angriff auf Tortosa vorzubereiten.
    Ramón Berenguer ritt an der Spitze seiner Kriegsscharen. Er trug seine Galarüstung. Ihn umringte der Stab seiner Heerführer, und sein Vetter Ermengol von Urgell begleitete ihn. Am Morgen, nach der Messe auf dem freien Hauptplatz, die Odó von Montcada, der Bischof von Barcelona, zelebrierte, hatte Almodis zusammen mit zwei Schildknappen dem Grafen geholfen, die Rüstung anzulegen. Über das Hemd zog er das

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