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Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Titel: Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamar Yellin
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Sie entwickelte ein Händchen dafür, die natürliche Süße von Früchten in Säure zu verwandeln. Nichts befriedigte sie auf der Suche nach neuen Kombinationen: Mandeln und Walnüsse, Tomaten und Melonen, selbst Rosenblätter und Minze, alles wurde mit mehr oder minder großem Erfolg diesem Prozess unterzogen. »Was man essen kann, kann man auch einlegen«, sagte sie.
    Die kühlen Plätze im Haus in der Chabad-Straße füllten sich mit versiegelten, geheimnisvollen Krügen und schweren Töpfen, in denen Eingelegtes blühte wie seltsame Blumen. Batsheva empfand sie als schön, Bearbeitungen der Natur und somit eine Art Kunst. Violette Kohlköpfe im Querschnitt,
optisch vergrößerte Zitronen und Mischungen entstellter Früchte standen wie Arbeitsproben auf dem Hof aufgereiht.
    Anstelle von Süßigkeiten servierte sie eingelegte Zwiebeln, Sauerkraut und würzige Essiggurken, von denen Shalom Shepher heftige Verdauungsstörungen bekam und die in seinem Hals bittere Säure aufsteigen ließen. Die Gurken, die das Bollwerk von Batshevas Ruf bilden sollten, wurden nach einem geheimen Rezept zubereitet und könnten oder könnten auch nicht halluzinogene Eigenschaften gehabt haben. Besonders beliebt waren sie unter den Studenten der Kabbala.
    Isaak Raphaelovitch hatte stets ein Töpfchen mit Gurken auf dem Tisch stehen, und eine Mahlzeit war erst beendet, wenn er eine zum Nachtisch gegessen hatte, so wie andere Männer zum Abschluss eine Zigarre rauchen. Er ermunterte auch seinen Schwiegersohn, Gurken zu essen, und erfand Geschichten über ihren Nährwert für das Gehirn oder ihre positive Wirkung auf die Augen. Der große Weise Shammai, behauptete er, sei praktisch mit Essiggurken großgezogen worden. Shalom Shepher war skeptisch, meinte aber, es würde wahrscheinlich Shammais säuerliches Wesen erklären.
    »Ich habe die Blume von Sharon geheiratet«, scherzte er, »und sie hat sich in ein Gurkenfeld verwandelt.« Unterdessen kaufte er sich klebrige Süßigkeiten, steckte sie in die Tasche und ließ sie dort schmelzen, und manchmal stand er auf dem Basar vor den Ständen der Konditoren und starrte die Stapel verbotenen Gebäcks an, in Sirup getränkt und mit Nüssen bestreut oder mit Honig gefüllt und mit Zimt bestäubt, durch polierte Spiegel vervielfältigt, eine Reihe hinter der anderen. Vor lauter Verlangen nach etwas Süßem kaute er auf dem Johannisbrot, das unter unzugänglichen Bäumen lag, er knabberte getrocknete Feigen oder saugte gar
beim Studieren stundenlang an einem Tuch, das er in Wein getaucht hatte. Er sehnte sich nach den tröstlichen Milchspeisen des Wochenfests und dem süßen Mandelbrot, das zu Neujahr gebacken wurde. Und Woche um Woche freute er sich auf die Shabbat-Einladung ins Haus des Rabbiners, dessen rundliche Frau nach dem Gottesdienst Apfelstrudel auftischte.
    Batsheva holte die Süßigkeiten, die in seinen Taschen klebten, heraus und warf sie angewidert fort, und ihr Herz erweichte nicht einmal kurz für ihren dummen Mann, das Leckermäulchen. Sie setzte ihm weiterhin Vitriol und Gewürze vor und verwandelte alle Früchte des Hauses in Bitterkeit, während sie und ihr Vater, beide mit langen Gesichtern, dunkel und schlaksig, auf Essiggurken herumkauten, als handle es sich um eine Verschwörung.
    Die einzige Zärtlichkeit, die sie empfand, galt den Scharen von Katzen, die über die Dächer Jerusalems sprangen und zum Trinken zu ihrer Zisterne herunterkamen. Sie stellte ihnen Wasser hin, fütterte sie mit Speiseresten und fuhr ihnen mit ihren langen, von der Säure geröteten Händen über die rauchgrauen Rücken. Die Katzen wussten, wohin sie gehen mussten, und versammelten sich auf ihrem Hof zwischen den Töpfen mit Eingelegtem. Und oft ist es so, dass die, die keine Zuneigung zu ihren Mitmenschen verspüren, sich zu Katzen hingezogen fühlen.
    Isaak Raphaelovitch warnte seinen Schwiegersohn mit ausgestrecktem Zeigefinger davor, ihr zu viele Freiheiten zu lassen. »Kümmer dich um die Einnahmen deiner Frau und sei der Herr in deinem Haus«, sagte er. »Du willst doch nicht, dass sie sich einen Notgroschen zurücklegt.« Mein Urgroßvater ignorierte diesen Rat und sollte es in späteren Jahren bereuen.
    Batsheva scherte sich ebenso wenig um das Tun ihres
Mannes. Seine Debatten im Lehrhaus beeindruckten sie nicht, denn sie hörte sie nie. Er verdiente mit dem Verkauf von Pergamenten weniger Geld als sie mit Essig und Eingelegtem. Sie hatte früher gern gelesen, aber das Geschäft und die

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