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Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Kolosseums warfen lange Schatten. Ricardo wartete in der rötlichen Abendsonne, genoss die letzten Sonnenstrahlen. Ihn fröstelte. Immer wieder blickte er auf seine Armbanduhr. Die Zeiger schienen sich überhaupt nicht zu bewegen. Noch zehn Minuten bis zum vereinbarten Treffen. Und wenn der andere ihn versetzte?
    Ricardo wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Für ihn stand so viel auf dem Spiel. Er tastete nach der Innentasche seiner Jacke, fühlte das Knistern von Papier. Der Umschlag mit dem Geld. Nur mit Mühe war es Ricardo gelungen, die zehntausend Euro aufzutreiben. Zaidon hatte ihm zwar eine Summe hinterlassen, aber die Forderungen des anderen waren inzwischen so unverschämt hochgeschraubt, dass Ricardo sein eigenes Sparkonto geplündert hatte. Danach musste er sogar noch einen Kredit aufnehmen.
    Die Reise nach Rom, das Hotel und der Rückflug nach Sardinien – all das kostete eine Menge Geld. Danach würde Ricardo restlos pleite sein. Die Mission musste einfach gelingen. Zaidon hatte versprochen, ihn fürstlich zu belohnen. Ricardo klammerte sich an diese Hoffnung.
    Noch fünf Minuten. Ricardo lehnte sich an eine Mauer, um eine Gruppe fröhlich schnatternder Touristen vorbeizulassen. Er sah ihnen nach und beneidete sie um ihre Unbeschwertheit. Manchmal wünschte er sich, so zu sein wie sie: tagsüber einer normalen Arbeit nachzugehen und sich zweimal im Jahr auf einen schönen Urlaub zu freuen. Stattdessen stand er in den Diensten eines toten magischen Herrschers, der ein Netz aus Spionen befehligte und genaue Anweisungen hinterlassen hatte.
    Die Touristen waren verschwunden. Ricardo blickte wieder auf die Uhr. Eine Minute nach achtzehn Uhr. Seine Nervosität wurde unerträglich. Ein Schweißtropfen fiel auf das Uhrenglas.
    Von der anderen Seite näherten sich Schritte. Ricardo sah auf. Ein Mann kam den Weg entlang. Er war etwas größer als Ricardo, trug dunkle Jeans, weiße Turnschuhe und einen schwarzen Kapuzenpulli. Das Haar war rappelkurz geschnitten und das Gesicht von einer großen Sonnenbrille verdeckt. Einen Meter vor Ricardo blieb er stehen und blickte ihn stumm und erwartungsvoll an.
    »Parole?«, fragte Ricardo. Seine Stimme klang heiser, seine Kehlewar plötzlich so eng, als würde ihm jemand den Hals zudrücken.
    »Lang lebe Zaidon!« , sagte der Fremde.
    Ricardo atmete tief durch. Sein Herzschlag war jetzt so laut, dass er glaubte, der andere müsste ihn hören.
    »Hast du das Geld?«, fragte der Fremde.
    »Hast du die Ware?«, hielt Ricardo ihm entgegen.
    Der Briefumschlag und ein schäbiger schwarzer Rucksack wechselten den Besitzer. Während der Fremde die Geldscheine nachzählte, öffnete Ricardo mit zitternden Fingern den Rucksack. Auf dem Boden, inmitten alter Chipskrümel, blitzte etwas Goldenes. Die Spieluhr! Als Ricardo das Metall berührte, durchzuckte es ihn, als hätte er einen Stromschlag bekommen. Magie! Es war, als könnte er in diesem Moment Zaidons Gegenwart spüren.
    Lord der Tiefe, ich komme und werde Euch retten!
    Es war Ricardo feierlich zumute. Er trug eine große Verantwortung. Jetzt lag es einzig an ihm, ob Zaidon die Chance auf ein neues Leben bekommen würde.
    Ricardo lächelte. Dafür würde Zaidon ihm ewig dankbar sein. Er würde ihn zu seinem Stellvertreter machen.
    Ricardo, Prinz der Tiefe.
    Das klang gar nicht schlecht.
    »Stimmt«, sagte der Fremde und verstaute den Umschlag mit dem Geld in der Tasche seines Kapuzenpullis. Für einen Moment lüpfte er seine Sonnenbrille und Ricardo blickte in zwei kalte, eisblaue Augen.
    »Wenn du wieder etwas brauchst – du kennst meine Nummer«, sagte der Fremde.
    Ricardo nickte. Wenn es nach ihm ging, würde es kein nächstes Mal geben.
    Der Fremde rückte die Sonnenbrille wieder zurecht. »Nun denn … man sieht sich.«
    Und dann war er im Schatten der Mauern verschwunden.
    Der Sand kitzelte seine Fußsohlen. Das Gefühl war ungewohnt. Zu lange hatte Ricardo Schuhe und Strümpfe getragen. Jetzt stand er am Meer, nur mit einer Badehose bekleidet, während der Wind durch seine Haare fuhr. Das Wasser sah kalt aus. Millionen funkelnder Diamanten schienen auf den Wellen zu tanzen. Ricardo kniff die Augen zusammen.
    Er hatte es nicht fertiggebracht, dieses grauenvolle Gebräu zu trinken, das ihn in einen Delfin verwandeln würde. Von Zaidon hatte er die genaue Rezeptur, aber schon allein vom Geruch war Ricardo so schlecht geworden, dass er sich fast übergeben hätte. Er hatte den Hexentrank schon einmal geschluckt.

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