Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Ich hab doch gewusst, dass du nicht verloren gehst!« Er umarmte sie herzlich. Dann reckte er den Hals. »Wo ist denn dieser Junge, wegen dem du uns verlassen hast?«
»Mario kommt gleich«, sagte Sheila. Auch sie hatte Tränen in den Augen.
»Ich bin so froh, dass ihr noch lebt! Ihr wart nämlich in großer Gefahr …«
»Hast du die Sache mit der Welle schon gehört?«, fragte Gavino verwundert.
Sheila nickte. »Ich weiß sogar, wer sie euch geschickt hat. Ihr solltet getötet werden, du und Mama.« Ihre Lippen zitterten, und sie musste sich sehr zusammennehmen, um nicht loszuheulen. »Zaida wollte euch umbringen! Deshalb hat sie euch auf das Schiff gelockt …«
»Moment mal«, sagte Sabrina. »Was redest du da? Jemand hat uns an Bord gelockt?«
»Das Gewinnspiel«, murmelte Gavino, der etwas schneller begriffen hatte. »Das war ein Vorwand. Dann hatte ich doch recht! Ich habe gedacht, ich hätte es schlicht vergessen, dass ich bei einem Preisrätsel mitgemacht habe, bei dem es eine Kreuzfahrt zu gewinnen gab.«
»Das hast du mir gar nicht gesagt.« Sabrina starrte ihn an.
Sheila schluckte. »Es ist ja alles noch mal gut ausgegangen. Und Zaida ist tot, sie kann niemandem mehr schaden …«
»Von welcher Zaida redest du denn?«, fragte Sabrina kopfschüttelnd. »Ich kenne nur eine Zaida. Zaida de la Mer, die berühmte Sängerin, von der jetzt alle reden. Aber die kann es ja schlecht sein, oder?«
Sheila nickte heftig. »Doch, Mama, genau die ist es. Sie ist kein Mensch, sondern … sondern ein Ungeheuer. Sie ist … sie war eine Spinne und stammt ursprünglich aus Talana …«
»Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr«, sagte Sabrina. »Können wir uns nicht in irgendein Café setzen und du erzählst uns alles in Ruhe und der Reihe nach?«
Etwas später saßen sie zu fünft in einem kleinen gemütlichen Café und tranken Tee: Sheila, ihre Eltern, Mario und Irden, der mit seinem blauen Mantel etwas exotisch aussah.
Sabrina war blass im Gesicht, nachdem Sheila ihr Abenteuer erzählt hatte. Sie schüttelte den Kopf. »Meine Güte, wenn ich gewusst hätte, was du alles durchmachst, dann hätte ich mir noch mehr Sorgen gemacht als ohnehin schon.«
»Sabrina hatte keine ruhige Minute an Bord«, sagte Gavino.
»Jetzt übertreibst du.« Sabrina lächelte ihn an. Dann wandte sie sich ihrer Tochter zu. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Jetzt lasse ich dich nicht mehr weg! Bestimmt können wir dich mit aufs Schiff nehmen, unsere Kabine ist groß genug für drei …«
Sheila kämpfte mit sich. »Mama … da ist noch was …« Sie musste mehrmals Anlauf nehmen. Es fiel ihr nicht leicht, zu sagen, was sie auf dem Herzen hatte.
»Was ist denn, mein Liebling?«, fragte Gavino freundlich.
Sheila gab sich einen Ruck. »Ich komme nicht mit euch. Ich will nicht mehr nach Hamburg. Ich weiß jetzt ganz sicher, wohin ich gehöre – und wo meine wirkliche Heimat ist: in Talana.« Sie blickte zu Mario und Irden, der ihr bestätigend zunickte.
Im ersten Moment sah es so aus, als würde Sabrina ausrasten.
»Das geht nicht!« Ihre Stimme wurde schrill. »Du bist unsere Tochter, du gehörst zu uns … und außerdem bist du erst dreizehn …«
»Im August werde ich vierzehn«, sagte Sheila.
»Und was ist mit der Schule? Deinen Freundinnen? Deinen Klassenkameradinnen? Die fragen doch schon dauernd nach dir. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denen noch erzählen soll!« Sabrina schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
Auch Gavino sah ernst aus.
»Papa, bitte«, flehte Sheila, »versteh du mich wenigstens. Du bist schließlich ein Meereswandler wie ich …«
Gavino antwortete nicht gleich. Er blickte aus dem Fenster und dann auf den Tisch zurück. Endlich sagte er: »Ja, ich kann dichverstehen, Sheila. Das soll nicht heißen, dass ich mich über deinen Entschluss freue. Aber ich respektiere deine Entscheidung.«
Sheila fiel ein Stein vom Herzen. »Danke, Papa!«
Sabrina nahm die Hände vom Gesicht. Ihre Augen waren rot vom Weinen. »Sheila, bitte, überleg es dir noch einmal! Du gibst so vieles auf, deine ganze Zukunft …«
»Ich habe lange genug darüber nachgedacht«, antwortete Sheila. »Und ich weiß ganz genau, dass meine Entscheidung richtig ist, Mama. Ich kann und will nicht anders leben.«
Sabrina schwieg.
»Manchmal muss man loslassen, was man liebt«, sagte Gavino leise.
»Und wie stellst du dir das Ganze konkret vor?«, fuhr Sabrina ihn an. »Womit soll ich Sabrinas Verschwinden
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