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Das Vermächtnis von Erdsee

Das Vermächtnis von Erdsee

Titel: Das Vermächtnis von Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. Leguin
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einem mehr oder weniger demokratischen Rat oder Parlament regiert, denen ein gewählter Inselmann oder eine Inselfrau als Repräsentant bei Verhandlungen mit anderen Gruppen vorsteht. In den äußeren Bereichen gibt es oftmals keine andere Regierung als das Inseloder Stadtparlament. Im inneren Bereich hat sich schon früh eine herrschende Klasse herausgebildet, und die meisten der großen Inseln und Städte werden zumindest nominell von adeligen Herren und Herrinnen regiert, während der Archipel in seiner Gesamtheit über Jahrhunderte hinweg ein Königreich war. Städte und Ortschaften verwalten sich durch ihr Parlament oder durch Kaufmanns-und Handelsgilden im Grunde jedoch selbst. Die großen Gilden, die im ganzen Inneren Bereich verzweigt sind, unterstehen keinem Oberhaupt und keiner Autorität außer dem König in Havnor.
    Formen der Lehenswirtschaft, des Vasallentums und der Sklavenhalterei hat es zeitweise in einigen Gebieten gegeben, jedoch nicht unter der Herrschaft der Könige in Havnor.
    Die Existenz der Magie als anerkannte Macht, die von bestimmten Personen, aber nicht jedem ausgeübt wird, prägt und beeinflusst sämtliche Einrichtungen des hardischen Volkes, weshalb das Alltagsleben im Archipel - so sehr es auch der Lebensweise anderer vorindustrieller Völker ähneln mag - nahezu unermessliche Unterschiede aufweist. Einer dieser Unterschiede lässt sich im Fehlen jeglicher Form von institutionalisierter Religion erkennen. Aberglauben ist so verbreitet wie überall sonst, aber es gibt keine Götter, keinen Kultus, keine ritualisierte Verehrung irgendwelcher Art. Rituale finden nur bei Opfergaben an den Stätten der Urmächte Verwendung, anlässlich der großen, überall verbreiteten Feste wie der Wintersonnenwende oder dem Langtanz, beim Aufsagen und Singen der traditionellen Lieder und Gesänge bei diesen Festen und vielleicht beim Wirken eines Zaubers.
    Sämtliche Völker des Archipels und seiner Ausläufer haben die hardische Sprache und Kultur gemeinsam, mit örtlichen Dialekten. Auch das Floßvolk aus dem Südwestbereich feiert die großen Jahresfeste, hat aber sonst wenig mit der hardischen Kultur gemein, zumal die Flößer keinen Handel treiben, keine Landwirtschaft haben und keine Kenntnisse über andere Völker besitzen.
    Die meisten Menschen im Archipel haben rotbraune Haut, glattes schwarzes Haar und dunkle Augen; der vorherrschende Typus im Körperbau ist gedrungen bis schlank, mit schmalem Knochenbau, aber ausgeprägter Muskulatur und kräftigem Fleisch. Im Ost-und Südbereich sind die Menschen eher größer gewachsen, mit schwererem Knochenbau und dunkler. Viele Südländer haben sehr dunkle braune Haut. Die meisten Bewohner des Archipels weisen eine geringe oder gar keine Gesichtsbehaarung auf.
    Die Menschen in Osskil, Rogma und Borth sind hellhäutiger als die anderen Bewohner des Archipels, oft haben sie braunes oder sogar blondes Haar und helle Augen; hier tragen viele Männer Bärte. Ihre Sprache und einige Elemente i hres Glaubens stehen dem Kargi schen näher als dem Hardischen. Die Nordländer stammen vermutlich von den Kargs ab, die vor etwa zweitausend Jahren, nachdem sie die vier großen östlichen Inseln besiedelt hatten, wieder in den Westen zurücksegelten.
     
    Das Kargadreich
     
    Auf den vier großen Inseln im Nordosten des Archipels ist die vorherrschende Hautfarbe hellbraun bis weiß mit dunklem bis hellem Haar und dunklen bis grauen oder blauen Augen.
    Es ist zu keinen nennenswerten Vermischungen der Hautfarbe zwischen den Kargs und den Ureinwohnern des Archipels gekommen, außer auf Osskil, da der Nordbereich isoliert und dünn besiedelt ist und das kar gische Volk sich zwei oder drei Jahrtausende lang von den Bewohnern des Archipels fern hielt oder sogar mit ihnen verfeindet war.
    Das Klima auf den vier kargischen Inseln ist überwiegend trocken, bei ausreichender Bewässerung und Pflege ist der Boden allerdings fruchtbar. Die Kargs haben eine Gesellschaftsform entwickelt und bewahrt, die von den wesentlich zahlreicheren Nachbarn im Süden und Westen wenig - und wenn, dann eher negativ - beeinflusst scheint.
    Angeborene magische Begabung scheint bei den Kargs eher selten zu sein, vielleicht, weil sie von der Gesellschaft und von der Regierung vernachlässigt oder vorsätzlich unterdrückt wird. Außer als abschreckendes und zu meidendes Übel spielt die Magie keine Rolle in der Gesellschaft. Diese Ablehnung der Magie beziehungsweise die mangelnde Befähigung bedeutet

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