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Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Titel: Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Martenstein
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Der Weihnachtsmörder, Teil eins
    Kennen Sie die Geschichte vom Weihnachtsmörder? Ich meine, die ganze Geschichte? Dumme Frage, zugegeben. Das können Sie alles gar nicht kennen. Sie wissen höchstens, was in der Zeitung stand. Ich war dabei.
    Wir haben die Sache damals nicht gleich an die große Glocke gehängt. Klar, die Delikte als solche wurden an die Presse gemeldet. Müssen wir ja. Aber beim Datum ist ein bisschen gemogelt worden, wir haben »an den Weihnachtstagen«, oder »an den Feiertagen« geschrieben, in der Pressemeldung. »An den Feiertagen hat sich im Kreis Herne ein Gewaltverbrechen ereignet«, so ähnlich haben wir es in den ersten Jahren formuliert.
    Es war aber immer der Heiligabend. Jahr für Jahr.
    Wir wollten den Leuten nicht die Freude am Fest nehmen. Deshalb haben wir gewisse Details im Ungefähren gelassen. Wenn man sich nur mal kurz vorstellt, es ist Heiligabend, die Familie sitzt schön zusammen, man singt, man isst Süßigkeiten, und man weiß, da draußen schleicht genau jetzt einer herum, der kuckt in die hell erleuchteten Zimmer rein, der sucht sich sein nächstes Opfer – nee, da vergeht einem Weihnachten. Das wollten wir den Leuten nicht antun, verstehen Sie. Vielleicht war das ein Fehler. Wir hätten die Menschen früher sensibilisieren müssen für die Gefahren des Heiligen Abends.
    Als Ermittler war ich damals noch ein grüner Junge. Zuerst hat Bernd Buschmann die Leitung gehabt, dann kam die Grünbaum. Wir waren ein großes Team, zeitweise über dreißig Personen. Die Stimmung war gut, trotz allem, unter der Grünbaum vielleicht sogar noch besser als unter Buschmann. Die Fahndungsgruppe trifft sich bis heute manchmal auf ein Bier, meistens in der Adventszeit. Es kommt ja selten vor, dass ein Ermittlerteam so lange zusammenarbeiten darf. Besser gesagt, muss. Da entstehen Freundschaften. Ich habe in der Sonderkommission Weihnachtsmörder sogar meine spätere Frau kennengelernt, also, meine zweite Frau. Die Stimmung war gut, aber wir haben komplett im Dunkeln getappt. Passt zur Jahreszeit.
    Wer tut so etwas? Wer ist so pervers? Was muss passieren, damit ein Mensch in solch ein Fahrwasser gerät? Das sind typische Fragen, um die es in einer Sonderkommission geht.
    Spurensicherung plus Psychologie. Ein bisschen Wissenschaft, ein bisschen Instinkt. So heißt das Rezept.
    Der erste Fall – wann war das? Späte Siebziger, glaube ich. Achtundsiebzig wahrscheinlich. Ein alleinstehendes Haus im Rheinland, die Opfer waren ein älteres Ehepaar. Tatwaffe: Lametta. Der oder die Täter haben die Opfer mit Lametta erwürgt. Das Lametta haben sie einfach vom Baum genommen. Da hing genug herum.
    Kein Einbruch. Die Opfer müssen den oder die Tä ter freiwillig ins Haus gelassen haben. In der Wohnung fehlte nichts. Sogar die Geschenke haben sie liegen lassen. Der Mann hatte seiner Frau eine edle Hautcreme geschenkt, sie ihm einen Rasierpinsel aus echtem Dachshaar und eine Flasche Kräuterlikör. Tja. Die vergammelt jetzt in der Asservatenkammer.
    Die Spurensicherung hat wenig ergeben. Keine Fingerabdrücke. Auf eine Beziehungstat deutete nichts hin. Die Leute waren nicht reich. Es gab eine Tochter, erwachsen. Sie lebte in den USA und hatte eine Stunde vor der Tat angerufen, da war alles normal. Von Gästen war nicht die Rede. Die Kollegen ermittelten vor sich hin, wie das halt so ist, man checkt hier, man checkt dort, und nach Dienstschluss geht man nach Hause. Im Grunde war die Sache schon beinahe vergessen, als es wieder Weihnachten wurde.
    Der Ort hieß Höxter, das weiß ich noch, diesmal war es eine Mietwohnung. Dritter Stock. Ein Ingenieur, Anfang vierzig, seine Ehefrau, Stenotypistin, die Eltern der Ehefrau, dazu eine Tante sowie der Lebensgefährte der Tante, ein arbeitsloser Tenor. Sechs Personen. Alle erstochen. Bei den ersten vier Opfern war die Tatwaffe die Christbaumspitze, die vorher oben auf dem Weihnachtsbaum gesteckt hatte. In dem vierten Opfer, dem Tenor, ist die Spitze abgebrochen, ein Produkt aus dem Böhmerwald, geschliffenes Bleikristall. Daraufhin haben die Täter mit dem Nussknacker zugeschlagen, der auch aus dem Böhmerwald stammte.
    Den Anblick des Tatorts vergesse ich nie. Das war nämlich mein erster Einsatz im Weihnachtsmörder-Fall, damals ist die Sonderkommission gebildet worden. Unter Buschmann, wie gesagt.
    Die Nachbarn hatten natürlich Geräusche gehört, Schreie, Getrampel und so. Aber an Weihnachten denkt sich dabei keiner was. Da gibt es ja öfter mal Streit in

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