Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
hindern drohte, und hielt seine Hände unter dem Tisch fest umklammert, damit sie nicht zitterten.
»Es geht um meine Freunde, Eure Majestät. Die beiden, die anstrebten, mich aus dem shandesischen Truppenlager zu retten, und die ich als Lord Shanier nach Shandrim geschickt habe, um sie dort in der Arena kämpfen zu lassen. Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, Eure Majestät, habe ich Euch in Kortag mitgeteilt, dass ich sie befreien will, bevor sie der Kaiser von Shandar töten lässt. Ich habe meine Einstellung, was das betrifft, nicht geändert. Wenn ich Euer Berater werde, so bitte ich Euch, mich dies zuerst tun zu lassen. Ich würde mir nie verzeihen, nichts für sie getan zu haben, nachdem sie doch alles für mich riskiert haben.«
Ein Hauch von Mitgefühl leuchtete nun in Baron Keevans bis dahin kalten Augen. Anton und Valdeer lächelten.
Der König hingegen blickte ernst und antwortete in strengem Ton: »Worum Ihr bittet, ist gefährlich«, sagte er langsam. »Gefährlich für Euch, weil Ihr bis ins Herz Shandars reisen müsst, um Euer Ziel zu erreichen. Und gefährlich für mich, weil ich das Leben des einzigen Menschen in meinem Reich riskiere, der in der Lage ist, mich mit Informationen zu versorgen, die für die Sicherheit meines Landes von entscheidender Bedeutung sind. Ihr habt mir bereits klargemacht, dass ich bei Selkor – diesem shandesischen Magier, der auch noch mit Darkweavers Amulett herumläuft – auf das
Schlimmste gefasst sein muss. Was soll ich tun, wenn Selkor während Eurer Abwesenheit gegen Thrandor vorrückt?«
»Um ganz ehrlich zu sein, Eure Majestät, könnt ihr wenig dagegen tun, ganz gleich, ob ich hier bin oder nicht. Ich bin Selkor kein ebenbürtiger Gegner, dessen bin ich mir bewusst. Aber es wäre möglich, dass ich jemanden ausfindig mache, der unter diesen Umständen helfen könnte, während ich nach meinen Freunden suche. Mein Lehrmeister, ein Magier namens Perdimonn, hat Selkor schon einmal in seine Schranken weisen können. Wenn ich ihn finde, kann er uns womöglich sagen, wie wir Thrandor davor schützen können, was Selkor vorhaben mag.«
Der König kratzte sich nachdenklich am Nasenrücken und blickte dann zuerst zu Anton, der unentschlossen mit den Schultern zuckte. Anschließend sah er zu Valdeer und Keevan. Valdeer äußerte mit einem leichten Nicken seine Zustimmung, doch Baron Keevan wirkte nicht glücklich.
»Was meint Ihr, Keevan? Soll ich ihn gehen lassen?«, fragte der König, der das Unbehagen des Barons spürte. »Schließlich ist es ein ehrenvolles Gesuch.«
»Das bezweifle ich nicht, Eure Majestät, aber ihn ganz allein gehen zu lassen, erscheint mir doch recht waghalsig. Mir wäre wohler, wenn er Begleiter hätte. Die Reise ist lang und birgt Gefahren, denen sich ein kleiner Verband eher stellen kann als ein einzelner Mann.«
Der König nickte zustimmend.
»Das klingt vernünftig. Seid Ihr einverstanden, Calvyn?«
»Ich habe mich gerade gefragt, ob ich dieses Thema ansprechen dürfte, Eure Majestät«, erwiderte Calvyn, der kaum wagte, seinen Ohren zu trauen. »Ich habe bereits einige Leute im Sinn, aber es hängt davon ab, ob Baron Keevan sie entbehren kann.«
»Nur raus damit«, forderte der Baron, begleitet von einer entsprechenden Handbewegung, damit Calvyn gleich fortfuhr.
»Nun, Mylord, ich hätte gern die Gefreiten Fesha und Eloise und auch, falls Ihr auf sie verzichten könnt, Sergeant Derra. Wir vier sollten mit den meisten Dingen zurechtkommen. Ich möchte nicht mehr Leute mitnehmen, denn sonst würden wir möglicherweise zu sehr auffallen. Als kleine Gruppe kommen wir außerdem schneller und leichter voran.«
Der Baron lächelte gezwungen und verzog dann das Gesicht. »Gefreite habe ich im Überfluss, Korporal. Von ihnen könnt Ihr mitnehmen, wen Ihr wollt. Sergeanten dagegen habe ich derzeit bitter nötig und vor allem Sergeanten, die so fähig sind wie die junge Derra.« Der Baron hielt inne und wandte sich dem König zu. »Wenn es aber darum geht, Eure Majestät, jemanden auszuwählen, mit dem das Unterfangen die beste Aussicht auf Erfolg hat, so steht Derra ganz oben auf meiner Liste. Nun gut, ich stimme also zu. Aber unter einer Bedingung.«
»Und die wäre, Keevan?«, fragte der König.
»Mir ist bewusst, dass Calvyn meinem Heer nicht länger als Korporal angehören kann, wenn er als Euer persönlicher Berater fungiert, Eure Majestät. Allerdings habe ich derzeit keine Position für einen Hauptmann frei. Wenn er ab jetzt jedoch
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