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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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blind.
    »O Gott, nein, bitte nicht!«
    Ihr war außerdem schwindelig. Das Auto schien sich zu drehen und auf und ab zu tanzen wie ein Papierdrachen in den thermischen Strömungen eines Sommerhimmels.
    »Hatch!«
    Keine Antwort.
    Ihre Benommenheit nahm zu. Der Honda schaukelte und schwankte noch heftiger als zuvor. Lindsey fürchtete das Bewußtsein zu verlieren. Wenn Hatch verletzt war, könnte er verbluten, während sie ohnmächtig war und ihm nicht helfen konnte.
    Sie tastete blindlings umher. Er war auf dem Fahrersitz in sich zusammengesunken. Sein Kopf war auf die Schulter gesackt, ihr zugeneigt. Sie berührte sein Gesicht, und er bewegte sich nicht. Etwas Warmes und Klebriges bedeckte seine rechte Wange und Schläfe. Blut. Aus einer Kopfwunde. Mit zitternden Fingern ertastete sie seinen Mund und schluchzte vor Erleichterung auf, als sie seinen heißen Atem zwischen den leicht geöffneten Lippen spürte.
    Er war bewußtlos, nicht tot.
    Während sie nervös am Schnappverschluß des Sicherheitsgurtes herumfingerte, hörte sie neue Geräusche, die sie nicht identifizieren konnte.
    Ein leises Klopfen. Hungriges Schlabbern. Unheimliches glucksendes Kichern. Sie erstarrte sekundenlang und suchte krampfhaft nach einer logischen Erklärung für diese gräßlichen Laute.
    Ohne Vorwarnung kippte der Honda leicht nach vorne, und ein Schwall eisigen Wassers ergoß sich durch die zerbrochene Windschutzscheibe auf Lindseys Schoß. Sie schnappte überrascht nach Luft, als diese arktische Dusche sie bis auf die Haut durchnäßte, und begriff plötzlich, daß ihre Empfindungen gar nichts mit Benommenheit zu tun hatten. Das Auto bewegte sich tatsächlich . Es trieb im Wasser. Sie waren in einem See oder Fluß gelandet. Wahrscheinlich in einem Fluß. Die ruhige Oberfläche eines Sees wäre nicht so bewegt.
    Der Schock des kalten Wassers lähmte sie kurzfristig und ließ sie vor Schmerz zusammenfahren, doch als sie die Augen öffnete, konnte sie wieder sehen. Die Autoscheinwerfer waren erloschen, aber die Leuchtanzeigen am Armaturenbrett funktionierten noch. Sie hatte offenbar an hysterischer Blindheit und nicht an einer echten physischen Verletzung gelitten.
    Viel konnte sie nicht sehen, aber es gab auch nicht viel zu sehen auf dem Grund dieser in tiefes Dunkel gehüllten Schlucht. Splitter von matt schimmerndem Glas säumte den Rahmen der zerschellten Windschutzscheibe. Das ölige Wasser draußen war nur aufgrund eines silbrigen Widerscheins zu erkennen, der der gekräuselten Oberfläche schwachen Glanz verlieh und die darauf treibenden Eisschollen wie dunkle Juwelen funkeln ließ. Die Ufer wären in totaler Finsternis versunken, hätte der Schnee die kahlen Felsen, das Unterholz und die Erde nicht mit einer gespenstischen weißen Decke geschmückt. Der Honda schien jetzt durch den Fluß zu fahren: Etwa auf halber Höhe der Motorhaube teilte sich das Wasser V-förmig, als wäre der Wagen ein Schiffsbug, und schlug gegen die unteren Rahmen der Seitenfenster. Sie wurden stromabwärts getrieben, und es war zu befürchten, daß die Strömung immer stärker werden würde. Irgendwo lauerten bestimmt auch Stromschnellen oder Felsen. Vielleicht sogar noch Schlimmeres. Lindsey erfaßte die extrem gefährliche Situation auf den ersten Blick, aber sie war noch immer so erleichtert über ihre zurückgewonnene Sehkraft, daß sie jedes Bild dankbar aufnahm, selbst ein derart bedrohliches. Vor Kälte zitternd befreite sie sich von dem hinderlichen Sicherheitsgurt und wandte sich dann wieder Hatch zu. Sein Gesicht nahm sich im unwirklichen Schein der Armaturenbeleuchtung gespenstisch aus: eingesunkene Augen, wächserne Haut, weiße Lippen. Aus der Wunde auf der rechten Kopfseite sickerte Blut, aber Lindsey war schon heilfroh, daß es nicht hervorspritzte. Sie rüttelte ihn sanft, dann etwas stärker, rief seinen Namen.
    Es würde alles andere als einfach sein, aus dem Wagen herauszukommen, solange er flußabwärts getragen wurde – besonders, da er sich jetzt schneller vorwärtsbewegte. Aber sie mußten zumindest darauf vorbereitet sein, den Honda so schnell wie möglich zu verlassen, wenn er an einem Felsen oder an einem der Ufer strandete. Vielleicht würde die Möglichkeit, dieser tödlichen Falle zu entrinnen, nur von sehr kurzer Dauer sein.
    Hatch reagierte nicht.
    Der Wagen ruckte plötzlich, und der vordere Teil sank tiefer ein. Wieder flutete eisiges Wasser durch die zerbrochene Windschutzscheibe. Die Wirkung war fast wie bei einem

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