Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
wohnte, verdiente sie nicht.
Nur fünf Tage blieben ihm, um sie wegzubringen. Je früher, desto besser, dachte er, wischte das Shampoo aus seinen Augen und tastete nach der Seife. Allzu schwer würde es ihm nicht fallen, Delanie loszuwerden. Wie Zuckerwatte würde sie dahinschmelzen, nach einem einzigen Biss.
Kyle betrat den Speiseraum ein paar Minuten zu früh und schaute sich flüchtig um. Auf einer antiken spanischen Anrichte stand eine kostbare Ming-Vase, mit tropischen Grünpflanzen und gelbgrünen Orchideen gefüllt, von einem riesigen golden geäderten Spiegel reflektiert. Daneben schimmerte ein silbernes Tablett mit Karaffen und Gläsern. Er schlenderte hinüber und schenkte sich ein Glas Wein ein.
An der gegenüberliegenden Wand hing ein gigantisches Ölgemälde, das eine spanische Villa im mediterranen Stil zeigte 一 angeblich Monteros Familiensitz, im sechzehnten Jahrhundert erbaut. Er prahlte gern mit seinen spanischen Ahnen und erwartete von seinen Bekannten, sie würden sein reines kastilisches Blut ebenso würdigen wie er selbst. Dieses Bild hatte Monteros inzwischen verstorbener Vater vor dreißig Jahren aus einem spanischen Kloster gestohlen. Die Geschichte des Familienvermögens konnte nur bis zu Ramóns Einstieg in die Terroristenszene vor zweiundzwanzig Jahren zurückverfolgt werden. In den Adern seiner Vorfahren war kein einziger Tropfen kastilisches Blut geflossen. Bedauerlicherweise hatte er in Monterey, New Mexico, das Licht der Welt erblickt und sich dann an den Riemen seiner Sandalen emporgehangelt.
Die Ausstattung seiner abgeschiedenen Hazienda bewies, dass man guten Geschmack kaufen konnte. Auf seiner Lohnliste standen ein Dekorateur, ein Restaurator und ein Kunstexperte, der seinem Boss das Beste besorgte, was man für Geld kaufen oder in vielen Fällen stehlen konnte. Und eine langbeinige Blondine mit braunen Augen.
Nur wenige Leute, die über Monteros bescheidene Anfänge Bescheid wussten, lebten noch. Und noch weniger würden es wagen, ihn darauf hinzuweisen. Dank seiner terroristischen Aktivitäten und seiner florierenden Kokaingeschäfte war er zu einem der reichsten Männer auf der Welt avanciert, wenn nicht sogar zum reichsten.
Allein schon seine »legitime« Kunstsammlung wurde auf mehrere Millionen geschätzt, und die widerrechtlich erworbene war mindestens ebenso viel wert. Zu seinen legalen Geschäftszweigen zählten Kaffee-und Orangen- Fincas und eins der größten Gestüte von Kentucky. Außerdem hatte er auf der ganzen Welt in Immobilien investiert.
Von den illegalen Einnahmequellen ganz zu schweigen: Er leitete eines der mächtigsten Drogenkartelle, war in internationale Geldwäsche-Deals verwickelt und der Anführer der grausamsten, lukrativsten internationalen Terroristen Organisation.
Im Lauf der letzten zehn Jahre hatten mehrere Behörden vergeblich versucht, seinen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben. Er war zu flink und zu clever. Aber was er der Welt jetzt antun wollte, hatte einige der mächtigsten internationalen Verbände bewogen, mit vereinten Kräften gegen ihn vorzugehen, um sein zerstörerisches Imperium zu vernichten. Die komplexe Logistik umspannte den ganzen Globus.
In fünf Tagen sollte Ramón Montero mitsamt seinen Spießgesellen unschädlich gemacht werden.
Kyle war nur die scharfe Spitze des Keils, der Monteros Organisation spalten und seine Aktivitäten ein für alle Mal beenden würde.
Und Delanie war mitten in die Gefahrenzone geraten.
»Überlegst du, was du mitgehen lassen willst? «
»Nur was ich in meine Taschen stecken kann«, erwiderte er trocken und wandte sich zur Tür.
Im Gegensatz zum Nachmittag erschien Delanie an diesem Abend in voller Montur. Das knallrote Stretch Kleid, das an ihren Brüsten und Schenkeln klebte, als wäre es von einem Geizkragen darauf gemalt worden, verwandelte sie in eine betörende Kombination aus Michelle Pfeiffer und Jessica Rabbit.
Wenn ihn nicht alles täuschte, errötete sie, während er sie mit schmalen Augen musterte. Trotzdem drehte sie sich langsam um die eigene Achse und breitete die Arme aus, um ihm eine Stereo-Version des absurden Gebildes zu bieten, das ein Kleid darstellte. Als sie ihn wieder anschaute, ließ sie die Arme sinken. »Gefällt’s dir? «
»Was sollte mir daran nicht gefallen? «
Von rauchgrauem Lidschatten umrahmt, wirkten ihre Augen etwas dunkler, die langen Wimpern noch dichter und verführerischer. Ein glänzender roter Lippenstift betonte den vollen Mund. Aus
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