Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
sie ihn scheinbar gelassen und wünschte, sie hätte ein Antazidum für ihren revoltierenden Magen. »Glaub mir, ich kenne ihn so gut, wie’s nötig ist. «
»Irgendwie zweifle ich daran. « Wieder einmal strapazierte ihr forschender Blick seine Nerven, und sie gewann den erschreckenden Eindruck, er könnte ihre Gedanken lesen. Zumindest war es schwierig, ihm etwas zu verheimlichen. »Wenn man nach einer ausgedehnten Fassbier-Party gemeinsam einen Kadaver seziert, lernt man sich ziemlich gut kennen. Und Montero und ich haben oft zusammen gefeiert und Leichen auseinander genommen. Wollen wir vergleichen, wer von uns beiden ihm wann und wie oft Gesellschaft geleistet hat? «
Delanie schüttelte den Kopf. Mit langen Schritten ging er zu ihr. Seine teure Kleidung saß wie angegossen an seinem schlanken Körper. Er konnte ein Arzt sein, ein Investmentbanker oder ein Geschäftsmann. Aber wenn man in seine eisigen Augen schaute, hatte man das Gefühl, keiner dieser normalen Berufe würde zu ihm passen.
Was er
wirklich
war, wusste sie nicht.
Als er sich zu ihr setzte und die langen Beine ausstreckte, runzelte sie die Stirn. Jetzt wirkte seine Miene grüblerisch 一 und zeigte noch etwas anderes, was Delanies Puls beschleunigte.
Doch sie durfte sich nicht durcheinander bringen lassen. »Was könnte ein Mann wie Ramón Montero von dir wollen? An deinem modischen Flair Ihr Blick wanderte über das schwarze T-Shirt, die schwarzen Jeans, die schwarzen Stiefel-das ebenso düstere Gesicht. kann’s nicht liegen. Und den nächtelangen Fassbier-Partys seid ihr wohl beide entwachsen. «
Am kleinen Finger trug er einen extravaganten Ring aus Gold und Diamanten, der ihr sofort aufgefallen war. Einen ähnlichen Ring trug Ramón. hasste es, wenn Männer sich mit Schmuck herausputzten.
Einen Arm auf der Sofalehne, wandte er sich zu ihr. Eine entspannte Pose. Trotzdem glaubte sie, die Energie zu spüren, die er ausstrahlte. »Ich bin kein Arzt mehr. «
»Weil du deine Patienten so sehr genervt hast? «,fragte sie spöttisch.
»Mittlerweile befasse ich mich mit Biotechnologie und Virusforschung. « Kyle trank seinen Eiskaffee und musterte sie über den Rand des Glases hinweg. »Und du hast auch einen anderen Berufsweg eingeschlagen, nicht wahr? Vom Showgirl zum Playmate? Wusstest du Bescheid über Monteros Vergangenheit, bevor du dich mit ihm eingelassen hast? «
Oh, meinst du seine Drogendeals, seinen Terrorismus und Sadismus?
Delanie zwang sich zu einem herablassenden Lächeln. »Glaubst du, ich wäre ihm ins Nirgendwo gefolgt, wenn ich nichts über ihn wüsste? « Sie legte den Kopf auf die Rückenlehne und zuckte zusammen, als sie seine Hand spürte. »Warum ich den Beruf gewechselt habe, ist doch offensichtlich. Geld. Glamour Schöne Kleider. Ich musste nur ein paar Wochen im Cobra arbeiten, bevor ich sein Interesse weckte. «
Qualvolle, peinliche Wochen. Wochen voller Sorge und Zweifel an ihrem eigenen Verstand. In dieser Zeit hatte sie sich mit Leuten angefreundet, vor den sie im normalenLeben davongelaufen wäre. Sie hatte im Apartment ihrer Schwester gewohnt, die Kleider ihrer Schwester getragen, gewissermaßen Laurens Persönlichkeit absorbiert und Antazida, ihre unentbehrlich gewordenen Magentabletten, in rauen Mengen geschluckt.
Was immer nötig gewesen war, um dem großen Boss aufzufallen, hatte sie getan oder gesagt.
Sie griff nach ihrem Glas, scheinbar völlig unbefangen, und nippte daran. »Selbstverständlich hatte ich vorher festgestellt, wem das Casino gehört. «
Kyle warf einen kurzen Blick auf die Kamera in einer Ecke der Zimmerdecke. »Ach ja, das Casino wiederholte er gedehnt, womit er ihr zu verstehen gab, dass auch er über Monteros kriminelle Aktivitäten informiert war.
Warum fühlte sie sich enttäuscht und ängstlicher denn je? Einfach lächerlich. Natürlich wusste er Bescheid. Immerhin war er hier, oder? Sie erhob sich anmutig und schlenderte zum Sideboard. Wenn sie nicht bald davonrannte, würde sie sich zu irgendeiner Dummheit hinreißen lassen, vielleicht zu einem Nervenzusammenbruch. Sie hielt die eisgekühlte Karaffe hoch. »Noch etwas Kaffee?«
Auch Kyle stand auf und leerte sein Glas, bevor er ihr folgte. »Solltest du wider Erwarten nicht abreisen, könntest du mir in den nächsten Tagen das Anwesen zeigen«, schlug er in ironischem Ton vor. »Das heißt, falls es dein randvoller Terminkalender erlaubt. «
Eine Hüfte ans Sideboard gelehnt, nahm sie sein leeres Glas entgegen. »Tut
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