Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
dem Gesicht gekämmt, fiel das honigblonde Haar mit den hellen Strähnchen in zerzausten Locken auf die Schultern und erweckte den Anschein, sie wäre soeben aus dem Bett gestiegen. Sie sah hinreißend aus. Und das wusste sie. Obwohl ihn die übertriebene Aufmachung unbehaglich stimmte, spürte er wieder jene vertraute Begierde, die am Swimming-Pool zu neuem Leben erwacht war.
Am liebsten hätte er sie wie ein Neandertaler über seine Schulter geworfen, um davonzulaufen. Möglichst schnell, möglichst weit weg.
»Willkommen in meinem Heim, amigo«, drang Monteros Stimme von der Tür herüber, durch die er lautlos eingetreten war. Nach einer kleinen, Effekt heischenden Pause fuhr er fort. »Endlich besuchst du mich. Wie ich sehe, frischst du gerade deine alte Bekanntschaft mit meiner Delanie auf. « Von mehreren Dienstboten gefolgt, ging er zum Tisch und bedeutete seinen Gästen, Platz zu nehmen. Kyle zu seiner Rechten, Delanie zu seiner Linken.
»Eigentlich dachte ich, du bringst die anderen mit«, bemerkte Kyle, der alle Schurken in einer Reihe sehen wollte.
»Ich kam mit Kensington und Sugano zurück«, erklärte Ramón, während Bruno eine schneeweiße Leinenserviette auf den Schoß seines Herrn legte. Dann postierte er sich hinter Monteros Stuhl, der einem Thron glich. »Bald werden sie uns Gesellschaft leisten. Aber wir wollen nicht warten. Fangen wir an zu essen. « Gebieterisch schnippte er mit den Fingern, ohne sein Personal eines Blickes zu würdigen. »Fühlst du dich wohl in deiner Unterkunft? «
»Teilweise«, erwiderte Kyle frostig. »Die Wanzen fand ich etwas übertrieben. « Die fünf, die er in seinen Räumen aufspüren sollte, so wie es der Hausherr erwartete, hatte er entfernt, die drei restlichen nicht. Das Kommunikationssystem funktionierte in beiden Richtungen.
»Nur ein kleines Versehen. Diese Wanzen wurden für meinen letzten Besucher installiert,
mi Amigo
. Natürlich werden meine Dienstboten deine Suite sofort von allen störenden Geräten befreien. «
»Diese Mühe habe ich ihnen schon abgenommen. « Kyle nippte an seinem Wein. »Wann kann ich das Labor sehen. «
»Alles entspricht deinen Wünschen. Eine erstklassige Ausrüstung, das Beste vom Besten. Zum Beispiel der Rolls Royce …”
»Um den geht’s nicht. « Kyles Augen verengten sich. »Wann sehe ich mein Labor? «
»Welches Labor? «, fragte Delanie.
»Wenn du willst, gehen wir heute Abend hin«, schlug Montero vor. »Oder wir warten aufs Tageslicht. «
»Heute Abend. Morgen fliege ich nach San Cristobal zurück. Mein restliches Gepäck liegt noch beim Zoll. «
»Lächerlich!« Montero nahm einen Schluck Wein. »Dieser Idiot! Wo ich ihm doch erklärt habe, wie dringend du deine medizinischen Proben brauchst! Trotzdem behauptete er, alles müsste auf die übliche Weise durch den Zoll gehen. Pah! Den Verlust seiner Behörde werden wir verschmerzen. «
»Zum Glück können sie keine Behälter öffnen«, versicherte Kyle. »Ein Tag mehr oder weniger macht keinen großen Unterschied. Aber bevor ich die Viren und Impfstoffe hierher bringe, möchte ich mich vergewissern, dass ich sie in meinem Labor fachgerecht aufbewahren kann. «
Die Stirn gerunzelt, schaute Delanie von einem zum anderen. »Was für Impfstoffe?«
»Alles ist bereit, amigo«, beteuerte Montero. »Bis zum letzten Bio-Schutzanzug oder Laborkittel.«
»Gut.« Ein Diener stellte drei goldgeränderte Schüsseln auf den Tisch. »Noch etwas …” Kyle tauchte seinen Löffel in die Suppe. »Nur zur Sicherheit solltest du einen Hubschrauber auf dem Flugplatz bereitstellen lassen und deinen Wachtposten mitteilen, ich hätte jederzeit Zugang zu der Maschine. «
Monteros bronzebraunes Gesicht erbleichte. »Keine Bange, alles ist unter Kontrolle. «
»So soll’s auch bleiben«, entgegnete Kyle und genoss seine Pilzsuppe. »Aber es wäre ratsam, Ausweichpläne zu schmieden. « Dass er Montero und dessen Geschäftspartnern die Hölle heiß machte, bereitete ihm ein geradezu sadistisches Vergnügen. Bis zum Samstag wollte er dem elenden Hurensohn gnadenlos auf die Nerven fallen. Das Adrenalin, das durch seine Adern strömte, fühlte sich großartig an. Nach über vier Jahren näherte er sich endlich dem Ziel. Die Suppe schmeckte wie Nektar.
Für jeden Gast zwei Dienstboten das war des Guten zu viel. Aber das gehörte nun einmal zum Stil Ramón Monteros, der zur Dramatik neigte. Hinter seinem Stuhl deckte ihm sein persönlicher Leibwächter den Rücken, die Arme vor
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