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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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als es sich um seinen Stolz beraubt sah, ihm entrissen wie morsche Segel im Wind. Sie sahen das Omen ihrer Hoffnung auf die Rückkehr in die Heimat – die drei Brüder – vom Zeichen ihrer Zuversicht durch nur einen kleinen Streich von des Verächters Bosheit für sie zum größten Übel gedeihen. Wer im Lande konnte darauf hoffen, einem Riesen-Wütrich zu widerstehen? So waren die Heimatlosen zum Werkzeug der Zerstörung dessen geworden, dem sie stets die Treue bewahrt hatten. Und vor Entsetzen über die Nichtigkeit all ihrer Zuversicht und Treue, ihrer Torheit langer Jahrhunderte eitlen Stolzes, verfielen sie in einen Bann. Ihr Schaudern beließ in ihrem Innern keinen Platz für Überlegungen. Statt sich den Folgen ihres Scheiterns zu stellen, das Wagnis einzugehen, daß noch mehr von ihnen zu des Seelenpressers Knechten würden, zogen sie's vor, sich erschlagen zu lassen.« In Covenants Erinnerung sprach Schaumfolgers Stimme immerzu weiter, verlieh ihm Worte. »Sie legten ihre Werkzeuge beiseite.« Doch inmitten der Nacht machte sich nun eine Veränderung bemerkbar. Die Luft zog sich irgendwie zusammen. Ihre Ballung dämpfte die Geräusche der Wogen. Mitten in der Stadt sammelten sich seltsame Kräfte. »Sie löschten die Feuer.« Die Brustwehren wimmelten von Schatten, und die Schatten begannen Gestalt anzunehmen. Lichterscheinungen, so unheimlich und flüchtig wie die Phosphoreszenz der See, erzeugten in den Gassen und Gängen von Coercri etwas, das einem Anschein tatsächlicher Geschehnisse glich. »Sie bereiteten ihre Heime vor ...« Andeutungen von Phänomenen, die Covenant schon einmal gesehen hatte, glommen in den Räumen der Stadt auf, verfestigten sich, verbreiteten einen hellen, warmen Glanz wie von Perlen. Hohe Geistergestalten begannen in Bernsteingelb und Qual durch die Korridore zu wallen. »... wie zur Auswanderung.« Die Toten Herzeleids waren gekommen, um durch die Nacht zu spuken.
    Für einen Moment des Schweigens begriff Covenant nicht, was sich ereignete. Seine Gefährten standen auf der anderen Seite des Feuers, beobachteten die Gespenster; die Schatten der Toten klagten ihn von den Mauern Herzeleids herab an. Stimmte es wirklich, daß Schaumfolger die Seinen um Covenants willen im Stich gelassen hatte? Daß Lord Foul die Entwurzelten nur aus einem Grund ausgerottet hatte, nämlich um ihn, Covenant, in die Verzweiflung zu treiben?
    Da kam in ihm die Krise endlich zum vollen Durchbruch, und er verstand. Die Toten hatten, als bestünden sie aus dem Fleisch des Lebens, Sichtbarkeit angenommen, wie in einer Maskerade der Trauer wieder ihre Wohnstätten aufgesucht. Und dort, hoch droben auf der südlichsten Brustwehr Herzeleids, erschien der Riesen-Wütrich, um sie ins Entsetzen zu stürzen. Er schimmerte in greulichem Grün, und seine rechte Faust umklammerte einen smaragdgrünen Gegenstand, der Dampf verströmte, ein totes Abbild eines Stücks vom Weltübel-Stein. Mit genüßlicher Begierde, die im Gegensatz zu seiner Behendigkeit stand, trat er zu seinem ersten Opfer. Die Riesin unternahm keinerlei Anstrengungen, zu fliehen oder sich zu verteidigen. Faust und Stein des Wütrichs senkten sich in ihren Schädel, ihren Geist; eine Eruption von Macht riß beides fort. Lautlos und mörderisch näherte sich der Riesen-Wütrich dem nächsten Riesen.
    Die Toten Herzeleids führten ihre Abschlachtung noch einmal auf. Das Fließen ihrer Bewegungen, das Schreiten des Riesen-Wütrichs vom einen zum anderen Opfer, lief mit der feierlichen Stattlichkeit einer Gavotte ab; und das Aufblitzen jeder vollzogenen Mordtat leuchtete ohne Laut und Ende über die Wellen, durchwaberte den Geistertanz der Entwurzelten mit gespenstischem Glanz. Verdammt infolge der Art und Weise, wie sie des Sinns ihres Lebens entsagt hatten, vermochten sie in der Stadt, die zu ihrem gewaltigen Grab geworden war, nichts anderes zu tun, als ihren Untergang zu wiederholen, ihm im Laufe der Zeitalter immer wieder Ausdruck zu verleihen, sobald es in Coercri Augen gab, die ihr Elend schauen konnten. Von Raum zu Raum ging der Riesen-Wütrich, setzte sein altes Verbrechen erneut in die Tat um. Bald überzog ein Strang smaragdgrünen Schimmerns die höhergelegenen Brustwehren, wobei jeder neue grüne Ausbruch in Covenants Augen stach, sein Augenlicht und Bewußtsein durchbohrte wie die Nägel der Kreuzigung.
    Und während das Schauspiel seinen Fortgang nahm, die Greuel sich vervielfachten, entrangen die lebenden Riesen sich ihrer Erstarrung, so

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