Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwunschene Tal

Das verwunschene Tal

Titel: Das verwunschene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
lächeln, nahm den Helm ab und hielt ihn mit ausgestreckten Armen vor sich.
    »Der Helm hat gesprochen«, verkündete er voll neuer Fröhlichkeit. Tatendrang erfüllte ihn augenblicklich.
    »Ich habe es doch gewusst. Aber du wolltest mir nicht glauben«, rief Kalathee und strahlte ihn sehnsüchtig an.
    Mythor lachte auf. »Ja. Der Helm sagte mir, ich solle in östlicher Richtung gehen. Dort warte eine neue Aufgabe auf mich. Aber er sprach auch davon, dass ihr hier warten sollt. Ich muss allein gehen!«
    Nottr sagte nach einigem Zögern: »Ich werde hier warten.«
    »Nicht hier, ohrloser Lorvaner!« rief Sadagar. »Ich rechne fest damit, dass die Caer wiederkommen. Oder kannst du glauben, dass ein Zauberpriester eine solch schmähliche Niederlage hinnimmt?«
    »Du hast recht, Steinmann«, sagte Nottr. »Wir verstecken uns außerhalb des Tales. Dort gibt es auch Wild, und wir sehen einen Gegner schon von weitem.«
    »Das ist sicher der bessere Vorschlag!« rief Mythor und deutete auf den gegenüberliegenden Eingang in die geborstene Kuppel. »Wir essen, besprechen alles, und dann brechen wir nach oben auf. Hester hat uns einen bequemen Weg gezeigt.«
    »Einverstanden.«
    Der Helm schwieg, als Mythor ihn wieder aufsetzte. Die Eindringlinge gingen zielstrebig entlang den Säulen bis zum Eingang, wo ihr Gepäck und ihre Pelze lagen. Dort packten sie die Vorräte aus, aßen und tranken in Ruhe und sahen sich dann an.
    »Der Treffpunkt soll die Felsnadel sein, die wir während des Marsches hierher gesehen haben«, schlug Mythor vor und wischte seine Hände ab.
    »Kannst du uns sagen, ob wir nur ein paar Tage oder bis zum Sommer auf dich warten sollen?« erkundigte sich Sadagar .
    Mythor dachte daran, dass er seinen Gefolgsleuten sehr viel zumutete. Aber er hatte nicht die geringste Möglichkeit, dies zu ändern. »Mehrere Monde lang. nein«, dachte er laut. »Ein paar Tage? Ihr wisst selbst, wie lange sich etwas hinziehen kann, von dem man glaubt, dass es nur wenig Zeit braucht. Ich denke, ich werde in weniger als einem Mond wieder bei der Felsnadel sein.«
    »Dann soll es mir recht sein«, meinte Sadagar. »Du musst tun, was der Helm der Gerechten von dir verlangt.«
    »Nichts anderes habe ich vor, bei Erain!« versicherte Mythor.
    Sie zogen die Pelze an und nahmen die Lasten auf. Dann verließen sie langsam den Boden des Talkessels und stiegen in den Spuren des schwarzen Einhorns im Zickzack über breite Felsbänder den flachen Hang und die Mauerreste aufwärts. Je höher sie kamen, desto mehr nahm die Kälte zu.
    »Die unsichtbaren Nachkommen der Königstrolle machen uns jetzt keine Schwierigkeiten mehr. Sie schützen die Ruine nur vor Eindringlingen«, stellte Mythor fest und musterte unbehaglich die Baumkronen. Der untere Absatz der Umfassungsmauer kam näher. Hier bog der schmale Pfad mit den tief eingedrückten Hufspuren des Einhorns ab und näherte sich in flachem Winkel der Kante.
    »Oder Hester hat sie mit den Tieren verwirrt und verängstigt«, meinte Nottr.
    Sie kletterten durch den zerfallenen Einschnitt der Mauer und befanden sich jenseits des Gürtels aus Pflanzen und Dornenranken. Das Tal lag in der Sonne des frühen Nachmittags unter ihnen. Ein leichter Wind aus dem Osten ließ sie frösteln.
    Mythor deutete auf eine gedrungene Gruppe von Felsen, riesigen Findlingen und dichtem Unterholz. Daraus ragte wie ein leicht gekrümmter Finger die Felsnadel auf.
    »Das ist der Treffpunkt!« bestimmte er.
    »Er ist kaum zu übersehen. Für niemanden«, sagte Sadagar sarkastisch. »Solltest du unterwegs auf einen Goldschatz stoßen, so lass ihn nicht liegen.«
    Mythor lachte. Er hatte Sadagars Anspielung nur zu genau verstanden. Er, der seinen Beutel voller Münzen wie sein Leben hütete, hatte den Fischern das Boot und vieles andere abgekauft. Seine Kasse war leer.
    Mythor versprach deshalb: »Ich denke daran, Steinmann! Du kannst sicher sein, dass ich meine Schuld an dich begleiche.«
    Nottr unterbrach sie. Er hielt die Hand an sein nicht mehr vorhandenes Ohr und wies dann in das Gestrüpp. Deutlich hörten sie ein angstvolles Wiehern und das Brechen von Zweigen. »Pferde!«
    Mythor und Nottr handelten instinktiv. Sie rissen die Schwerter heraus und rannten aus zwei Richtungen auf die Quelle der Geräusche zu. Aber als sie herankamen, sahen sie nur ein einzelnes Pferd, einen Rappen, dessen Fell vor Schweiß troff. Steigbügel und Zaumzeug des gesattelten Pferdes hatten sich im Gestrüpp verfangen. Das Tier war halb

Weitere Kostenlose Bücher