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Das verwunschene Tal

Das verwunschene Tal

Titel: Das verwunschene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unverändert langsam abwärts und ließ Stangen in hohlen Säulen auf und nieder stampfen, drehte Räder, bewegte Zähne und schlug schließlich mit einem berstenden Schlag auf. Trümmer wirbelten durch den Saal und trieben Mythor aus dem Eingang hinaus.
    Er klammerte sich im hellen Licht an eine Säule und starrte in den Saal hinein. »Der Lichtbote hat sich mit merkwürdigen Dingen beschäftigt«, sagte er zu sich. Aber auch jetzt verstand er nicht das geringste. Er wusste nur, dass die Kuppel einst ein Zentrum geheimnisvoller Vorgänge gewesen sein musste .
    Mit einem donnernden Krach und einem Schlag, der den Boden beben ließ, kam das Chaos zu einem Ende. Aus dem Eingang quoll eine dicke Staubwolke.
    Mythor schüttelte den Kopf. »Das war wohl auch nicht, was Hester suchte«, meinte er. Aus der Staubwolke kamen noch ein paar dröhnende Schläge, dann war es still. Mythor wischte den Staub aus seinem Gesicht und hob den Kopf. »Die Kuppel des Lichtboten!« staunte er. »Voller unverständlicher Dinge. Phantastische Bauwerke, die sich bewegen und selbst zerstören! Ich begreife gar nichts.«
    Die Eindringlinge suchten weiter. Ununterbrochen entdeckten sie verwirrende Bauwerke aus Stein und Metall. Es gab breite und schmale Treppen, Absätze und Säulenhallen, immer wieder leere Kammern und Säle. Rampen fingen auf dem Boden an und endeten im Nichts. Überall lagen Trümmer, Staub und zusammengewehte Pflanzenteile. Zahllose Erker und Kanzeln wuchsen aus den Mauern. Es gab eiserne Konstruktionen, in denen vor Urzeiten einmal Lichter gebrannt haben mochten, denn die Mauern waren geschwärzt. Und schließlich, etwa um die Mittagsstunde, standen die überraschten Gefährten vor einer Kammer, in die ebenfalls die Spuren Hesters führten.
    »Er hat lange gesucht«, sagte Mythor.
    »Fast die ganze Nacht«, bekräftigte Kalathee.
    Sadagar meinte: »Die Spähervögel haben ihm, scheint es, nicht viel helfen können.«
    »Sehen wir nach«, schlug Nottr vor, der seit dem ersten Erlebnis sein Schwert nicht aus der Hand gelegt hatte, »was hier auf uns lauert.«
    Sie traten in einen Saal, dessen innere Wände einer Kugel glichen. Sie waren mit Linien und gerundeten Zeichen bedeckt. Ein einziges Relief füllte jede Stelle der Wandungen aus. Mythor blinzelte und rief: »Schriftzeichen!«
    Er erkannte, dass die Zeichen demselben Schema folgten wie die Fratzen und Gesichter im Maskensaal. Auch sie waren unterschiedlich groß und eine Meisterleistung unbekannter Bildhauer. Ihre Oberflächen glühten und glänzten, da auch sie aus unterschiedlich gefärbtem Stein geschaffen worden waren. Mythor unterschied ohne Mühe einzelne Buchstaben und versuchte, Wörter oder gar Sätze zu bilden, aber schon bald gab er es auf. Nicht eine einzige Kombination aus großen, mittleren und kleinen Buchstaben ergab einen Sinn, auch nicht, wenn er versuchte, nur Lettern eines Typs miteinander zu sinnvollen Gebilden zu verbinden. Auch hier durchliefen breite Risse die inneren Rundungen. Sicherlich war irgend jemand fähig, diese Buchstaben als das zu erkennen, was sie tatsächlich waren. Bestimmt gab es jemanden, der hier wichtige Botschaften lesen konnte, aber er war es nicht. Er ließ den Kopf sinken und ging schweigend hinaus. »Sinnlos!« murmelte er.
    Eine Rampe führte von hier unter den Trümmerhaufen des Kuppelmittelpunkts. Die Eindringlinge folgten dem Pfad, den die Tierpfoten getrampelt hatten. Sie kamen in ein Gewölbe, das ebenfalls rund war und von wuchtigen Säulen getragen wurde. Auf flachen steinernen Podesten lagen drei verschieden große Gegenstände, die genauso merkwürdig waren wie alles andere. Zögernd gingen sie näher. In der Mitte lag der größte Fund, und er entpuppte sich als Gebilde aus Fäden, ein exotisches Gespinst von grausilberner Farbe. Wenige Atemzüge später mussten die Freunde erkennen, dass dieser Fund aus zwei annähernd gleichen Hälften bestand. Sie waren auseinandergeklappt wie bei einer geöffneten Meeresmuschel.
    »Diese Umrisse.«, begann Sadagar und ging näher heran. Seine Finger lagen wachsam an den Griffen der Wurfmesser.
    »Sie sind die Umrisse eines Tieres. Ich irre sicher nicht, wenn ich sage, dass hier das schwarze Einhorn eingebettet war«, stellte Mythor fest.
    Hierher hatte also die Fähigkeit Hesters, mit Tieren umzugehen und sich bewusst oder unbewusst auf sie einzustellen, den Halbblinden geführt.
    »So muss es gewesen sein!« bekräftigte Nottr.
    Zwei Hälften eines muschelartigen Kokons

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