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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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geheißen, kurz ausgebildet und mit Waffen aus Bronze und Vitredur versehen. Keiner der Neuankömmlinge, so war vereinbart worden, sollte bis zum Tag des Angriffs von dem Eisen erfahren, und nur die fähigsten freiwilligen Kämpfer sollten mit dem kostbaren Metall bewaffnet werden.
    Das geheime Sammellager in den Rheinniederungen gegenüber von Finiah war Mitte der letzten Septemberwoche fertiggestellt. Krieger der Geringen und ein Kontingent auserwählter Firvulag-Recken standen bereit, den Fluß in Segelbooten, die den Kleinen Leuten gehörten, zu überqueren. Die Tarnung der Boote als Nebelbänke würde halten, wenn nicht gerade ein besonders begabter Tanu bewußt versuchte, sie zu durchdringen. Eine zweite Firvulag-Truppe war weiter stromaufwärts in einem zweiten Lager versteckt und sollte am zweiten Durchbruch in der Stadtmauer, ungefähr gegenüber der Stelle des Hauptangriffs, zuschlagen.
    Taktik und Ziele standen fest, die logistischen Vorbereitungen waren abgeschlossen. Man wartete nur noch auf die Ankunft von Lugonns Speer.
    »Die Jagd fliegt heute nacht, Peopeo Moxmox Burke.«
    Es war sehr dunkel in dem Zypressensumpf, denn der Mond war untergegangen. Häuptling Burke stellte sein Nachtglas auf das Treiben am jenseitigen Ufer ein. Die hohe, schmalhalsige Halbinsel, auf der die Tanu-Stadt thronte, flammte wie immer in einem unglaublichen Oberfluß farbiger Lichter. Pallol Einauge mit seinem viel schärferen Sehvermögen hatte bereits entdeckt, was der Häuptling jetzt durch sein Glas erspähte: Eine glühende Prozession erhob sich von der obersten Brustwehr von Haus Velteyn. Langsam spiralte sie auf den Zenit zu. Die Gestalten der Fliegenden Jagd waren noch bei dieser Entfernung von zwei Kilometern deutlich zu unterscheiden. Tanu-Reiter, deren facettierte Rüstungen in allen Farben des Regenbogens blitzten, ritten auf großen weißen Chalikos. Die Beine der Tiere stampften bei ihrem Galopp durch die Nachtluft im gleichen Takt. Es waren einundzwanzig Ritter in dem Zug und einer, der sie anführte. Sein sich bauschender Mantel flatterte wie ein Kometenschweif aus Silberdampf hinter ihm her. Aus der Ferne klangen die schwachen Töne eines Horns herüber.
    »Sie wenden sich nach Süden, Schlachtenmeister«, sagte Burke.
    Pallol Einauge neben ihm nickte. Er hatte 600 Winter auf seiner eigenen fernen Welt und mehr als tausend Umläufe der fast jahreszeitlosen Pliozän-Erde erlebt. Er war größer als der Indianer und fast doppelt so massig, und er bewegte sich so geschmeidig wie der mannsgroße schwarze Otter des Ufer-Dschungels, dessen Gestalt, auf das Dreifache vergrößert, er oft annahm. Sein rechter Augapfel war golden, mit einer tiefroten Iris; das linke Auge war hinter einer juwelenbesetzten schwarzen Lederklappe verborgen. Es wurde davon geflüstert, daß der Glanz dieses Auges, wenn er die Klappe in der Schlacht lüftete, tödlicher sei als ein Blitzschlag was bedeutete, daß das zerstörerische Potential der Kreativität seiner rechten Gehirnhälfte unter Firvulag und Tanu nicht seinesgleichen hatte. Aber jetzt war Pallol Einauge ein reizbarer Alter. Seit zwanzig Jahren hatte er sich nicht mehr herabgelassen, seine Obsidian-Rüstung bei einem Großen Wettstreit zu beschmutzen, denn er konnte die alljährliche Demütigung seines Volkes einfach nicht ertragen. Madame Guderians Plan, Finiah anzugreifen, hatte er leicht belustigend gefunden, und einer Mitwirkung der Firvulag hatte er erst zugestimmt, als sowohl Yeochee als auch Sharn-Mes, der junge Champion, sich zu einer Unterstützung der Geringen entschlossen. Pallol erklärte, er wolle dem unternehmen seinen Rat leihen, und das hatte er auch getan. Aber es war unvorstellbar, daß er persönlich bei etwas mitwirken würde, das er »Madames kleinen Krieg« nannte. Wahrscheinlich wurde der Angriff sowieso auf unbestimmte Zeit verschoben, wenn die Dame nicht mit den unbedingt erforderlichen Gegenständen zurückkehrte. und selbst wenn sie den Speer brachte, wie konnten bloße Menschen hoffen, ihn wirksam gegen die Bravos Lord Velteyns einzusetzen? Es war eine Waffe für einen Heros! und es war nur zu wahr, daß Heroen in dieser kraftlosen jüngeren Generation Mangelware darstellten.
    »Jetzt überqueren sie den Rhein fliegen westwärts auf die Belfort-Kluft zu«, sagte Burke. »Zweifellos haben sie vor, die letzte Karawane zu begleiten, die vor dem Waffenstillstand von der Torburg abgeht.«
    Wieder antwortete Pallol nur durch ein Nicken.
    »Die Tanu

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