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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Wir haben unsere Schuldigkeit getan. Wir könnten uns hierher zurückfliegen lassen, und dann ...«
    Sie wandte sich ihm zu, und er nahm sie in die Arme. Sie war zu schwach und zu gequält von Krämpfen und Blutungen, als daß sie noch einmal einen Geschlechtsverkehr ausgehalten hätte, aber trotzdem bestand sie darauf, ihn zu trösten. Sie teilten eine der Dekamol-Hütten und hielten sich jede Nacht in den Armen.
    »Sorg dich nicht, Marty. Amerie wird dich wieder ganz in Ordnung bringen. Irgendwie kehren wir hierher zurück und reparieren einen Flieger nur für uns beide und suchen uns einen schönen Ort zum Leben. Keine Tanu mehr, keine Firvulag, keine Heuler mehr, überhaupt keine Leute mehr. Nur du und ich. Wir werden einen Ort finden. Das verspreche ich dir!«
    »Ich liebe dich, Richard«, sagte sie. »Was auch geschehen mag, das haben wir gehabt.«
    Am Morgen winkte Richard den anderen zum Abschied und kletterte zu der Stelle hinauf, wo der Vogel stand. Trotz allen Abkratzens sah er immer noch ziemlich unansehnlich aus, aber das würde sich bald ändern.
    Richard setzte sich auf den Platz des Piloten und tätschelte die Konsole wie ein Reiter, der ein nervöses Pferd beruhigt. »O du schönes, hängenasiges, drehflügeliges Ding. Du wirst doch den alten Käpt'n nicht im Stich lassen? Natürlich nicht. Heute fliegen wir!«
    Er schaltete ein und ging die Checkliste durch. Das vertraute, süße Summen der Rhofeld-Generatoren erfüllte das Flugdeck, und er grinste bei dem Gedanken an die mikroskopischen thermonuklearen Reaktionen, die sich in allen sechzehn Leitungen abspielten, bereit, ein Netz subtiler Energien zu weben, das den Metallvogel aus der Gewalt der Schwerkraft befreite. Alle Idiotenlampen der Maschine zeigten Zyan für LOS. Das Flugzeug noch fest auf dem Boden haltend, gab er Energie ins Außennetz. Die schorfige Haut des Vogels glühte unter der gleißenden Sonne in schwachem Purpur, als das Rhofeld-Netz sie locker umhüllte. All der Dreck, den er nicht hatte entfernen können, bröckelte ab und hinterließ eine Oberfläche aus glattem, kerametallischem Schwarz genau das, was man von einem Flugzeug mit Orbiter-Fähigkeit erwarten würde.
    Richard schaltete das Lebenserhaltungssystem zu. O ja kleine bläulich-grüne Lichter sagten ihm, daß das Schiff sein Leben, ganz gleich, wohin es ihn trug, erhalten werde. Langsam das Außennetz verstärken. Die Flügel auf Minimum einziehen, bis du dich daran gewöhnt hast. Es hat keinen Zweck, bei diesem Jungfemflug eine Obersteuerung zu riskieren und dich dann wie eine angeschossene Ente über den ganzen Himmel zu wälzen. Du mußt das mit Stil machen, Captain Voorhees.
    Okay ... okay ... und hinauf!
    Senkrecht hinauf und in den Horizontalflug bei einigen hundert Metern nach der Anzeige des nicht zu entziffernden Höhenmessers. Sagen wir, es sind 400. Der Ries-Krater unten war eine große blaue Tasse, und um seinen westlichen Rand standen Vögel mit gespreizten Flügeln, die höflich auf die Erlaubnis zum Trinken warteten. Es waren zweiundvierzig. Einer fehlte an der Stelle, wo ein Stück des Randes bei einem
    Erdrutsch eingebrochen war, und an dem leeren Platz hatte sein eigenes Flugzeug gestanden.
    Bei diesen verdammten Tragflächen durfte der Wind ihn nicht packen, wenn er schwebte! Er sollte sich lieber bewegen. Langsam ... langsam ... auf den Flügel stellen ... hochreißen. Eine Acht und eine senkrechte Fünf und Stop und Start und Sturzflug und Gleiten und Pendelbogen und verdammt, er schaffte es!
    Unten auf dem Boden sprangen vier kleine Gestalten auf und ab. Richard brachte die glaubwürdige Imitation eines Wackeins zustande, um ihnen zu zeigen, daß er sie gesehen hatte. Dann lachte er laut heraus.
    »und nun, meine Freunde, lebt wohl, denn ich muß euch verlassen! Die kurzen Flüge heben wir uns für später auf. Jetzt wird sich der alte Kapitän selbst ein paar Stunden darin geben, wie er diese Flugmaschine fliegen muß!«
    Er verstärkte das Rho-Feld auf volles trägheitsloses Netz, steckte dem Vogel eine Klette unter den Schwanz und schoß hoch in die Ionosphäre.

9
    Würden Freiwillige kommen?
    Als der September sich seinem Ende zuneigte und die Vorbereitungen im Dorf bei den Verborgenen Quellen abgeschlossen waren, gab es keine wichtigere Frage mehr unter den Gefolgsleuten von Madame Guderian. Ihr Einfluß und auch die Segnungen ihrer Firvulag-Menschen-Entente reichte kaum über die kleinen Siedlungen

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