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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Stand. Ein lautes Zischen war zu hören, ein paar Büsche begannen zu kokein, und Rauchwölkchen kräuselten sich um die Füße. Die Haut des Vogels wurde totenschwarz.
    Die Leute, die wie gelähmt gestanden hatten, brachen in wildes Freudengebrüll aus. Einige schluchzten laut, während sie eilig Kawais Anweisungen nachkamen, die kleinen Feuer erstickten, die durch das Rho-Feld entstanden waren, und Stützstangen und Spannseile für die Netze anbrachten.
    Die Bauchluke öffnete sich, und die Leiter wurde herabgelassen. Langsam stieg Madame Guderian nach unten.
    Amerie sagte: »Willkommen zu Hause!«
    »Wir haben ihn mitgebracht«, verkündete Madame.
    »Alles ist bereit. Genau nach Ihrem Plan.«
    Die lahme Miß Cheryl-Ann, die zweihundertunddrei und fast blind war, ergriff eine von Madames Händen und küßte sie, aber die Französin schien es nicht zu merken. Von oben schallte ein warnender Ruf aus dem Flieger. Felice und Richard bugsierten eine Tragbahre durch die Luke.
    Madame sagte nur: »Sie werden gebraucht, ma Soeur.« und dann drehte sie sich um und schritt wie benommen auf ihr Häuschen zu. Amerie kniete nieder und faßte Marthas knochiges Handgelenk. Richard stand in seinem gefältelten
    Piratenhemd und den abgenutzten Wildlederhosen daneben. Er hatte die Fäuste geballt. Tränen liefen ihm über die schmutzigen, sonnverbrannten Wangen.
    »Sie wollte uns nicht zurückfliegen lassen, bevor nicht der Speer ordentlich funktionierte. und jetzt hat sie sich beinahe zu Tode geblutet. Hilf ihr, Amerie!«
    »Komm mit!« sagte die Nonne. Sie nahmen die Bahre zwischen sich und eilten Madame nach. Claude blieb es überlassen, dafür zu sorgen, daß der große schwarze Vogel für die Nacht sicher untergebracht wurde.

10
    In dunkler Nacht wurde die Messe vor der Schlacht gelesen, und dann benutzte Madame ihre Fernsprech-Fähigkeiten, um Pallol ein rätselhaftes »Wir kommen« zuzusenden. Somit war Vorsorge getroffen, daß die Invasionsflotte sich bereithielt, das Bombardement von Finiahs Stadtmauer auszunützen. In weniger als einer Stunde würde die Sonne aufgehen und wenn das bisherige Verhalten Lord Velteyns und der Mitglieder seiner Fliegenden Jagd ein Kriterium war, würden sie nach ihrem nächtlichen Raubzug wieder in ihrer Festung sein.
    Claude ging fast am Ende der Prozession zu dem Flugzeug. Er wünschte, Felice hielte endlich den Mund. Sie hatte wieder ihre schwarzlederne Ringhockey-Rüstung angelegt, die Old Man Kawais Kunsthandwerker wunderschön ausgebessert hatten, und sie war wild vor Angst, sie könne den Krieg verpassen.
    »Ich würde doch gar keinen Platz wegnehmen. und ich schwöre, ich werde während des Fluges kein Wort reden! Claude, du mußt mich mitkommen lassen. Ich kann nicht darauf warten, daß ihr nach dem Kampf zurückkehrt. Was ist, wenn du es nicht überlebst?«
    »Wenn Velteyn den Flieger abschießt, würdest du mit uns abstürzen.«
    »Aber wenn ihr davonkommt, wäre es doch möglich, daß ihr mich dicht vor der Stadtmauer absetzt! Sagen wir, bei der Lücke auf der Landseite der Halbinsel. Ich könnte zusammen mit den Firvulag in der zweiten Welle hinein! Bitte, Claude!«
    »Bis dahin könnte uns die Jagd entdeckt haben. Eine Landung wäre Selbstmord und das ist nicht der Sinn dieses Kampfes. Jedenfalls nicht für mich und nicht für Madame Guderian. Finiah ist erst der Anfang unseres Kriegs. und Richard hat jetzt Martha, für die er am Leben bleiben will.«
    Weiter vom zogen Dorfbewohner die Netze von dem schwarzen Vogel. Ein paar Kerzen schimmerten im Nebel, wo Amerie das Flugzeug segnete.
    »Ich würde dir mit dem Speer helfen, Claude«, sagte Felice. »Du weißt doch, was das für ein ungeschickt großes Scheißding ist. Ich würde mich nützlich machen.« Sie krallte ihre Hand in das Buschhemd des alten Mannes. Er blieb abrupt stehen und faßte sie bei den Schultern.
    »Hör zu, Mädchen! Richard ist am Ende seiner Kraft. Er hat seit mehr als vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen, und er ist halb wahnsinnig vor Sorge um Martha. Auch mit den Transfusionen gibt Amerie ihr nicht einmal eine Chance von fünfzig zu fünfzig. und jetzt muß Richard einen Kampfeinsatz in einer fremden Flugmaschine zusammen mit zwei alten Leuten fliegen, und die Zukunft der Menschheit des Pliozän reitet auf der Schwanzflosse mit! Du weißt, daß er dich nicht mag. Deine Anwesenheit in dem Flieger während des Einsatzes ist für ihn vielleicht der letzte Tropfen. Du sagst, du würdest niemandem im Weg

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