Das vielfarbene Land

berührte seine Schläfe und dämpfte den Schmerz und auch alles übrige.
    Er fragte: »Angelique? Richard?«
    Eine unsichtbare Amerie antwortete: »Sie werden sich erholen. Ihr alle. Du hast es geschafft, Claude. Schlaf jetzt!«
    Wie konnte er schlafen? Für einen Augenblick sah er den feurigen Seestern wieder, aber mit sich streckenden roten und goldenen Gliedern. Sie verzweigten sich, wuchsen hinein in die hilflosen unglücklichen Glühwürmchen-Muster der Straßen von Finiah, gerade bevor die Luke des Fliegers zuknallte. Wie konnte er ... und wenn die Lava nur noch für eine kleine Weile weiter aus dem alten Kaiserstuhl-Vulkan floß, würde es lange, lange Zeit dauern, bis es wieder möglich war, in dieser Gegend Barium abzubauen.
    »Mach dir darüber keine Gedanken, Claude!« sagte Felice.
    und so hörte er damit auf.

11
    Moe Marshak und die anderen menschlichen Soldaten, die in Finiah auf Wache waren, hatten halb dösend in der toten Stunde vor dem Morgengrauen den ersten Schuß der Photonenwaffe für einen Blitz gehalten. Der dünne grüne Strahl fiel von den Sternen nieder, verfehlte knapp die am Rhein gelegene Stadtmauer, die die Grauring-Garnison bemannte, und zerstörte eine daran anstoßende Kantine innerhalb des Kasernengeländes. Marshak starrte noch mit offenem Mund auf die Flammen, die die Ruine verzehrten, als Claudes zweiter Schuß die Bastion Nummer Zehn voll traf und die Befestigungen kein Dutzend Meter von Marshaks Station streifte. Große Granitblöcke flogen nach allen Richtungen, und die
    Luft kochte von Rauch und Staub. Fässer mit öl für die Wachfeuer zerplatzten durch die Erschütterung, und brennende Bäche flössen den gerissenen Gehsteig hinunter.
    Sobald Marshak sich von dem ersten Schreck erholt hatte, rannte er an eine Schießscharte und sah hinaus. unten auf dem nebelverhangenen Wasser waren die Boote.
    »Alarm!« rief er laut, und dann gab er den Alarm im deklamatorischen Modus weiter, verstärkt durch seinen grauen Ring.
    MARSHAK: Invasion ViaRhein! Mauerdurchbruch StationZehn!
    CAPTAL WANG: Zum Teufel wieviele Moe? Wieviele Boote?
    MARSHAK: GanzerFluß VOLL! Achthundert wer soll sie zählen verfluchterNebel überall Firvulagboote aber laß mich sehen ja! AUCH GERINGE! Wiederhole Invasion Geringe + Feind. Landen! Felsen wimmeln Scheißkerle durch Mauerlücke Loch vielleicht neunMeterMaximum.
    KORNETT FORMBY: Alle MannaufWache zu StationZehn. Alarm für ganze Rheingarnison, Beobachter vomDienst prüfen/berichten. Verteidigungseinheiten zu Mauerstationen ... BEFEHL ZURÜCKZURÜCKZURÜCK! Verteidigungseinheiten zu Kasemengelände! Eindringlinge auf Gelände!
    KOMMANDEUR SEABORG: Lord Velteyn. Alarm. Firvulag und Menschen-Invasionstruppe hat die Stadtbefestigungen bei zerstörter Station Nummer Zehn durchdrungen. Starten Gegenangriff.
    LORD VELTEYN VON FINIAH: Auf, Stammesbrüder, zur Verteidigung! Flieger in den Sattel! Na bardito! Na bardito taynel o pogeköne!
    Häuptling Burke und Uwe Guldenzopf führten den Haufen aus Vogesen-Geringen und ausländischen Freiwilligen den steilen Damm hinauf und durch die Schutthaufen des Durchbruchs. Vitredur-Pfeile und Armbrustbolzen regneten von den Wehrgängen herab, aber solange die Verteidiger nicht auf ebenem Boden ausschwärmen konnten, waren die Invasoren kurze Zeit im Vorteil. Wie das Unglück es haben wollte, befand sich die Lücke auf dem Gelände der Kaserne Finiahs. Schon der Brand der Kantine, der auf die anstoßenden Gebäude übersprang, hatte Verwirrung gestiftet, und dazu war eine Wand eines Chaliko-Stalles durch fallende Trümmer niedergelegt worden; die großen Tiere waren los.
    Drei Soldaten rannten vom Wachhaus zum Hoftor. »Erledigt sie!« brüllte Burke, und heulende Desperados fielen über die kleine Gruppe her und hieben sie in Stücke. »Raus hier! In die Straßen! und hebt dies Tor aus den Angeln!«
    Soldaten strömten aus den Unterkünften, einige mit nur halb angelegter Rüstung. Einzelkämpfe entwickelten sich überall in der Dunkelheit. Angreifer kletterten durch die niedergebrochene Stadtmauer, und die menschlichen Diener der Tanu bemühten sich, sie zurückzudrängen. Die Freischärler, die beschäftigt waren, die Torflügel auszuhängen, wurden angegriffen und überwältigt. Soldaten schlugen die schweren Metallgitter zu und verschlossen sie.
    »Wir sind eingeschlossen!« Häuptling Burke sprang auf einen umgekippten Lebensmittelwagen. Sein Gesicht und sein Oberkörper waren mit den alten Kriegsmustern bemalt,