Das vielfarbene Land
sein. Aber ich weiß, du könntest dich nicht bremsen, wenn der Kampf erst angefangen hat. Deshalb bleibst du hier, und damit hat es sich! Wir werden unsere Aufgabe erfüllen und schleunigst nach Hause kommen und wenn wir Glück haben, bleibt es für Velteyn ein Rätsel, wohin wir verschwunden sind. Wir kommen zurück und holen dich. Ich verspreche dir, wenn wir es schaffen, bringen wir dich nur etwa eine Stunde nach Beginn der Hauptangriffe auf das Schlachtfeld.«
»Claude ... Claude ...« In ihrem Gesicht unter der T-förmigen Öffnung des schwarzen Hoplitenhelms stritten Panik und Wut und ein anderes; seltsameres Gefühl mit der Vernunft. Claude wartete. Er betete, daß sie ihn nicht ansprang.
Aber er war so durchtränkt von Müdigkeit, daß es ihm beinahe gleichgültig war, ob sie ihn bewußtlos schlug und die anderen zwang, ihr seinen Platz zu geben. Sie dachte tatsächlich daran, doch sie wußte auch, daß er der bei weitem besser geeignete Schütze für den Speer war.
»Oh, Claude!« Die flammenden braunen Augen schlössen sich. Tränen flössen hinter den Wangenstücken ihres Helms, und die grünen Federn legten sich flach, als sie sich von ihm losriß und auf Madames Häuschen zurannte.
Claude stieß den lange angehaltenen Atem aus. »Sei bereit, wenn wir zurückkommen!« rief er, und dann eilte er zu der Stelle, wo die anderen warteten.
Der große Vogel kroch verstohlen aus seinem Versteck. Im Freien angelangt, stieg er in den dunklen Himmel auf wie ein violetter Funke in einem unsichtbaren Kamin. Eine Höhe von 5000 Metern erreichte er in einem donnernden trägheitslosen Sprung. Angelique Guderian stand neben Richard, umklammerte mit der einen Hand seine Rückenlehne und mit der anderen ihren goldenen Halsreif. Richard hatte seinen alten Raumfahrer-Overall angezogen.
»Haben Sie uns versteckt, Madame?« fragte er.
»Ja«, erwiderte sie schwach. Sie hatte seit ihrer glücklichen Rückkehr kaum ein Wort gesprochen.
»Claude! Bist du bereit?«
»Du brauchst mir bloß das Zeichen zu geben, Sohn.«
»Wir sind unterwegs!«
Einen Sekundenbruchteil später rollte die Bauchluke reibungsfrei zurück. Sie schwebten bewegungslos über einem Fleck mikroskopischer Juwelen, ungefähr in der Form einer Kaulquappe angeordnet, die mit dem Schwanz am Ostufer des Rheins festhing.
»Die Stadt liegt ja auf dem Kaiserstuhl«, murmelte Claude vor sich hin.
Der Fleck wuchs, breitete sich aus. Der undeutliche Sternhaufen wurde zu deutlichen, funkelnden Lichtem, als der Flieger mit Unterschallgeschwindigkeit diesmal hinabstürzte und 200 Meter über der höchsten Erhebung der Tanu-Stadt mitten in der Luft anhielt.
»Gib es ihnen!« sagte Richard.
Claude wuchtete den großen Speer in Position und zielte auf die Linie feuriger Tupfen, die die zum Rhein hin gelegene Stadtmauer markierten. Irgendwo in dem heller werdenden Nebel des Flusses wartete eine Flottille von Firvulag-Booten, beladen mit menschlichen und fremden Truppen.
Halt ihn nach unten, alter Mann! Du willst doch nicht deine eigenen Leute im Wasser sieden!
Er hob die Verschlußklappe und drehte sie zur Seite. Da genau da! Berühre den zweiten Knopf!
Ein dünner, grün-weißer Strahl schoß lautlos hinaus.
unten blühte eine winzige orangefarbene Blume auf aber die leuchtende Tupfenreihe auf der Mauer blieb ungebrochen.
»Scheiße!« rief Richard. »Das war daneben! Halt ihn höher!«
Ruhig zielte Claude von neuem und drückte den Knopf. Diesmal war das ausbrechende Feuer nicht orangefarben, sondern trübrot. Vielleicht ein Dutzend Mauerkronenlampen wurden von ihm verschluckt.
»Hurra! Getroffen!« brüllte der Pirat. »Ich drehe um hundertachtzig Grad, Claudsie-Boy. Jetzt kommt die Hintertür dran!«
Der Flieger rotierte um seine senkrechte Achse, und Claude stellte fest, daß er auf einen Punkt nahe der Grundlinie des Kaulquappenschwanzes zielte. Er feuerte und fehlte ... zu hoch. Er feuerte und fehlte wieder ... zu tief.
»Jesus, beeil dich!« drängte Richard.
Beim dritten Mal traf der Strahl die Mauer genau und schmolz sie an einer Stelle, wo der erhöhte Damm des Halbinsel-Halses mit dem erloschenen Vulkan des Kaiserstuhls zusammentraf.
Madame stöhnte. Claude hatte das Gefühl, Drachenklauen wühlten in seinen Eingeweiden.
»Kommen sie?« fragte Richard. »Durchhalten, Madame! O Gott, Claude mach weiter! Laß die Tanu-Wohnhäuser! Ziel auf die Mine!«
Der alte Mann zerrte den Speer herum. Ein plötzlicher Schweißausbruch ließ seine Hände
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