Das vierte Opfer - Roman
Sommermonaten ein paar tausend mehr.«
»Und wie steht’s mit der Kriminalität?«
»Schlecht«, meinte Bausen. »Ein paar Gelegenheitsverbrechen hier und da, vier, fünf Bootsdiebstähle im Sommer. Die eine oder andere Prügelei und ein paar Drogengeschäfte... tja, ich gehe davon aus, daß du nicht die Finanzverbrechen meinst?«
»Nein«, bestätigte Van Veeteren. »Jedenfalls jetzt noch nicht. Also, was habt ihr für Theorien, diesen Eggers betreffend?«
Beate Moerk beschloß, das Wort zu ergreifen.
»Gar keine«, sagte sie. »Wir wissen überhaupt nichts. Haben uns schon überlegt – bis das mit Simmel passierte –, ob es sich vielleicht um eine Art interne Abrechnung handeln könnte. Ein Junkie, der einen anderen aus irgendeinem Grund umbringt. Aus Haß oder aufgrund von Geldschulden oder so was in der Art...«
»Man bringt niemanden um, der einem Geld schuldet«, erklärte Kropke. »Dann sieht man es ja nie wieder.«
»Ganz im Gegenteil, Inspektor«, seufzte Moerk. Kropke runzelte für einen Augenblick die Stirn.
Sieh mal einer an, dachte Van Veeteren.
»Kaffee?« fragte Bausen rhetorisch und gab die Becher in die Runde.
»Wenn es stimmt«, sagte Van Veeteren, »was Inspektor Moerk sagt, dann habt ihr den Täter wahrscheinlich bereits verhört. Wenn ihr eure Pappenheimer alle angesehen habt, nicht wahr?«
»Vermutlich«, nickte Bausen. »Aber jetzt ist die Sache mit Simmel dazugekommen. Ich denke, das verändert die Situation ziemlich.«
»Mit Sicherheit«, sagte Moerk.
Kropke legte ein neues Bild auf. Offenbar stellte es den Ort dar, wo Eggers gefunden worden war... Allem Anschein nach war er auf den Hinterhof eines Abbruchhauses hinter ein paar Mülltonnen geworfen worden.
»Wurde er an diesem Ort ermordet?« fragte Van Veeteren.
»Im großen und ganzen«, sagte Kropke. »Er ist höchstens ein paar Meter weggeschleppt worden.«
»Was hatte er da zu suchen?«
»Keine Ahnung«, sagte Bausen. »Wahrscheinlich Drogengeschäfte.«
»Wie spät war es?«
»So gegen eins oder zwei... nachts, meine ich.«
»War er angeturnt?«
»Nicht besonders.«
»Warum stehen auf dem Abbruchsgelände eigentlich Mülltonnen herum?«
Bausen überlegte eine Weile.
»Das weiß ich nicht... da habe ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung.«
Van Veeteren nickte. Kropke goß Kaffee ein, und Beate Moerk öffnete ein Kuchenpaket, das bis zum Rand gefüllt war mit Kopenhagenern.
»Ausgezeichnet«, sagte Van Veeteren.
»Aus Sylvies Luxusbäckerei«, erklärte Bausen. »Ein Besuch empfiehlt sich. Du kriegst zwanzig Prozent Rabatt, wenn du sagst, daß du Bulle bist... liegt hier gleich um die Ecke.«
Van Veeteren brach seinen Zahnstocher ab und langte zu.
»Nein«, sagte Kropke. »Was Eggers betrifft, da stecken wir irgendwie fest. Anders kann man es nicht sagen.«
»Was ist mit der Waffe?« fragte Van Veeteren mit vollem Mund. »Was sagt der Arzt?«
»Einen Moment.«
Kropke suchte ein neues Dia hervor – eine Skizze, wie die Axtklinge, oder was es auch immer gewesen sein mochte, sich durch Eggers Nacken gearbeitet, Halswirbel, Pulsader, Speiseröhre und alles mögliche andere quer durchtrennt hatte.
»Kräftiger Hieb?« fragte Van Veeteren.
»Nicht unbedingt«, antwortete Beate Moerk. »Das hängt von der Qualität des Blattes ab, und das scheint mir sehr scharf geschliffen gewesen zu sein... und sehr dünn.«
»Dann ist keine außergewöhnliche Kraft notwendig«, fügte Kropke hinzu.
»Man sieht auch«, fuhr Moerk fort, »daß der Hieb sehr schräg geführt wurde, aber das bedeutet eigentlich gar nichts. Es kann sich um eine sehr kleine oder um eine sehr große Person gehandelt haben. Wobei es davon abhängt, wie sie die Waffe gehalten hat... und wie diese aussieht natürlich.«
»Man braucht sichja nur vorzustellen, wie viele Möglichkeiten es gibt, einen Tennisball zu schlagen«, verdeutlichte Kropke.
Van Veeteren griff nach einem weiteren Kopenhagener.
»Und es ist anzunehmen, daß es sich um eine Axt handelt?« fragte er.
»Irgend etwas in der Art«, sagte Bausen. »Ich denke, wir sollten jetzt zu Simmel übergehen. Kann Inspektor Moerk da übernehmen?«
»Ja, da sind wir noch nicht sehr weit gekommen... es war ja erst vorgestern morgen, so gegen acht Uhr, da hat ein Jogger
ihn im Stadtwald gefunden. Zuerst hat er Blut auf dem Weg gesehen, und als er stehen geblieben ist, hat er kurz darauf den Körper entdeckt. Es sah nicht so aus, als hätte der Mörder sich viel Mühe gegeben, ihn zu
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