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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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eure Anschuldigungen vorbringen können und der Beschuldigte seine Verteidigung. Dann werden wir ein Urteil fällen.«
    »Wer wird es fällen?« Das Misstrauen der Hordenführer war mehr als deutlich zu erkennen.
    »Ein Richterrat aus unseren und euren Führern, vermutlich! Ihr wisst selbst, dass diesbezüglich noch keine Regelung getroffen wurde. Jedenfalls sollte unser Frieden nicht mit einem Akt der Willkür beginnen.«
    Die ehemaligen Gefolgsleute Camoras sahen sich an und nickten schließlich. Dann drehte sich einer um und befahl: »Bringt sie her!«
    Im Griff zweier Krieger wurde eine Gestalt im schwarzen Umhang herangeführt. Der Hordenführer nahm ihr die Kapuze ab. »Sie hat während des Zweikampfs die Waffenruhe gebrochen und den Hexenmeister, ihren eigenen Ziehvater, erstochen. Sie versuchte zu fliehen, konnte aber aufgehalten werden. Wir verlangen ihren Tod.«
    »Juna?« Derea glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
    Unverwandt starrte er sie an, während sie ihn mit ihrem üblichen spöttischen Blick bedachte.
    Canon sah kurz verwirrt zu seinem Bruder, dann nickte er. »Die Anschuldigungen wiegen schwer. Sie wird in Gewahrsam genommen, und morgen wird darüber entschieden, was mit ihr zu geschehen hat.«
    Er nickte den Gardisten zu. »Bringt sie in ein Zelt und stellt Wachen auf!«
    »Wir werden sie bewachen«, forderte ein Hordenkrieger.
    Canon nickte erneut. »Meinetwegen! Ich erwarte aber, dass sie morgen noch lebt. Sonst wird der Richterrat sich mit den Wachen beschäftigen müssen.«
    Mit dieser Lösung schienen alle einverstanden zu sein. Innerhalb kürzester Zeit löste sich die kleine Versammlung auf.
    Canon packte seinen offensichtlich zur Bewegungslosigkeit erstarrten Bruder an der Schulter. »Was ist mit dir?«
    »Sie … wir … ich …, also sie, oder besser gesagt, wir … Juna …«
    »Ja, wer denn nun? Derea, hol tief Luft, sammle dich und rede keinen Unsinn.«
    Sein Bruder atmete befehlsgemäß durch und begann erneut: »Ich habe dir doch erzählt, dass sie mir das Leben gerettet hat.«
    »Ja, und weiter?«
    »Eine Hinrichtung kann ich daher nicht zulassen.«
    Canon seufzte auf. »Wenn sie tatsächlich die Waffenruhe gebrochen hat, wirst du sie kaum verhindern können.«
    »Sie hat Maluch getötet. Dafür hätte sie eher eine Belobigung verdient. Er ist es doch gewesen, der Rhonan geschwächt hat«, empörte sich sein Bruder aufgebracht.
    »Hast du dafür Beweise? … Siehst du! Verdrehe also nicht die Augen, vergiss deine höchstwahrscheinlich richtigen Vermutungen und hör mir zu. Tatsache ist: Wenn dich jemand während des Zweikampfes getötet hätte, könnte die Beurteilung dieser Tat auf unserer Seite durchaus eine andere sein als die aufseiten der Horden. Ein Mord bleibt ein Mord, auch wenn uns das Opfer nicht sehr liebenswert erscheint, und ein Kriegsverbrechen bleibt ein Kriegsverbrechen, gleichgültig, auf welcher Seite es verübt wurde. Wir können gerade jetzt nicht mit zweierlei Maß messen.«
    Derea wühlte wild in seinen Haaren und lief im Kreis herum. »Gleichgültig, ob wir seine Einmischung beim Zweikampf beweisen können oder nicht, er wäre doch ohnehin hingerichtet worden.«
    »Nach einer Verhandlung! Dann wäre es eine gerechte Hinrichtung gewesen und eben kein Mord.«
    »Canon, das geht nicht. Ich bin … ich habe … das ist … du musst …«
    »Geht das schon wieder los?«, stöhnte Canon ungehalten. »Kannst du nicht einmal vernünftig reden? Und hör endlich auf, dir die Haare zu raufen! Wenn du dir mit deinen langen Fingern die Locken zerwühlst, siehst du regelmäßig aus wie ein hoffnungslos verwirrtes Mädchen. Wir wissen doch auch noch gar nicht, ob die Anschuldigungen überhaupt stimmen.«
    Sein Bruder blieb stehen, schien zu überlegen und nickte endlich. »Die stimmen bestimmt. Das würde genau zu ihr passen.«
    »Ja, dann …«
    Derea beachtete ihn gar nicht und redete schon weiter. »Ich weiß es, und sie hat es auch selbst gesagt. Sie lügt, betrügt, bricht Ehen, quält gern und bringt Leute um …«
    Canon sah jetzt schon mehr als erheitert seinen Bruder an. »Also, in diesem Fall …«, setzte er erneut an, wurde aber wieder unterbrochen.
    »Sie ist durch und durch eine Hexe, ein Biest und richtig gefährlich. Du glaubst gar nicht, wie gemein sie sein kann. Ich rette sie, und sie verspottet mich zum Dank dafür. Überall macht sie nur Ärger, und ich liebe sie.« Selig strahlte er seinen Bruder an.
    Canons Erheiterung war augenblicklich wie

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