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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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weggeblasen. »Was? Sag das doch noch einmal!«
    »Ich liebe sie.«
    Jetzt raufte sein Bruder sich zur Abwechslung einmal die Haare. »Ich hab das jetzt richtig verstanden, ja? Du liebst eine Hexe, die bekanntermaßen lügt, betrügt, Leute umbringt und so weiter. Sag mal, bist du von Sinnen?«
    »Ich hab es mir doch nicht ausgesucht«, erwiderte Derea und senkte den Kopf. »Ich hätte mich auch lieber in eine Frau wie Mutter oder Hylia verliebt. Meine Traumfrau war Juna nicht. Es ist einfach geschehen, und ich weiß noch nicht einmal wie und warum. Ich mochte sie anfangs überhaupt nicht, aber sie ist ganz anders, als sie ist. Canon, du musst mir helfen. Ich kann nicht …«
    »Hör bloß auf mit diesem Mist! Sie ist ganz anders, als sie ist! Weißt du eigentlich, was du da sagst? Diese Frau wäre dein Untergang.«
    »Das hat sie mir auch gesagt«, gab er kleinlaut zu, und Canon glaubte immer mehr zu träumen.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, kleiner Bruder …«
    »Bitte, Canon, ich liebe sie wirklich. Du wolltest Hylia doch auch nicht lieben, weil du schon dachtest, Milena zu lieben, aber es ist trotzdem geschehen. Du weißt, dass man das nicht beeinflussen kann, und hast mir doch immer geholfen.«
    »Ja, aber das hätte ich schön bleiben lassen sollen. Denn was ist dabei herausgekommen? Es ist doch zum Auswachsen mit dir. Gibt es eigentlich auch eine Klemme, in die du nicht unweigerlich gerätst?« Verzweifelt stieß er die Luft aus. »Mann, Derea, die halbe Damenwelt liegt dir zu Füßen, und du suchst dir eine Hexe.«
    »Ich hab sie nicht gesucht, ich hab sie doch nur gefunden. Hilfst du mir? Wenn ich mir jetzt etwas ausdenke, kommt eh nichts anderes dabei heraus, als dass wir alle am Galgen landen. Du hast dir doch immer etwas Schlaues einfallen lassen. Bitte, Canon, es ist mir wirklich wichtig. Ich möchte sie zu meiner Frau machen. Hilf mir!«
    Die Brüder sahen sich längere Zeit schweigend an, dann nickte der ältere. »Ja, natürlich! Ich denk mir was aus. Als wenn wir nicht schon genug Sorgen hätten. Wehe, du sagst Mutter auch nur ein Wort davon.«
    Derea lächelte ihn warmherzig an. »Hatte ich nicht vor.«
    »Oh, Verstandesreste scheinen ja noch vorhanden zu sein. Ich bin zutiefst beruhigt.«
    »Danke, Canon!«
    »Dank mir besser erst, wenn ich etwas erreichen konnte. Das ist eine ganz schön verzwickte Lage.«
    »Dir fällt doch immer etwas ein.«
    Derea strahlte seinen Bruder mit großem Vertrauen an, und der knurrte ungehalten zurück: »Was blieb mir bei dir auch anderes übrig? Geschichtenerzähler hätte ich werden sollen, so oft, wie ich für dich etwas erfinden musste. Oh, fast hätte ich es vergessen: Wenn du dich dieser Hexentochter auch nur näherst, bevor alles geregelt ist, erwürge ich dich eigenhändig. Nichts darf irgendwie mit uns in Verbindung gebracht werden. Noch gibt es zwei feindliche Lager, und wir bewegen uns auf dünnem Eis. Ist das klar?«
    Er nickte eifrig. »Aber ja doch, ich bin doch nicht verrückt. Aber in ihrem Zelt heute Nacht, da könnte ich sie doch kurz …«
    »Derea!«, brüllte Canon mit den Nerven jetzt völlig am Ende, packte dessen Arm und zerrte ihn mit sich. »Ich glaube es einfach nicht. Was hab ich nur verbrochen, um mit dir gestraft zu sein? Du schläfst vorsichtshalber bei mir.«
    »Aber Canon, du schnarchst so.«
    Der versetzte ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf. »Treib es nicht zu weit, kleiner Bruder!« Trübsinnig murmelte er vor sich hin: »Ich fass es nicht. Sucht der sich eine Hexe aus.«

    Canon betrat schon in aller Frühe, während die Krieger noch ihren Rausch ausschliefen, wieder das Zelt des Großkönigs und blieb verdutzt stehen. Rhonan hatte sich offensichtlich gerade gewaschen und zog sich ein Hemd über, und Gideon und Marga schliefen tief und fest auf einer Decke vor dem Lager.
    »Waren das deine Wachen?«, fragte er, während er auf den neuen Großkönig zuging und dessen Hände festhielt. »Lass mich erst die Verbände wechseln, bevor du dich weiter anziehst.«
    »Gideon hat die ganze Nacht gewacht. Er ist erst vor kurzem eingeschlafen. Hast du neue Nachricht von Caitlin und Hylia?« Rhonan zog das Hemd wieder aus, setzte sich steif aufs Bett und begann, die blutigen Binden zu lösen.
    »Nichts Wesentliches! Sagst du mir vielleicht, was du jetzt so Eiliges vorhast? Du hast doch etwas vor, nicht wahr?«
    »Ich lass mich von einer Flugechse auf die Nebelinsel bringen. Wenn Ayala die Siegel haben will, dann soll sie sie bekommen, aber

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