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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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nichts ohne Gideons Zustimmung tun werde. Das wird sie beruhigen, weil sie mich für leichtsinnig hält. Sag ihr … nein, das musst du nicht sagen, das weiß sie auch so.«
    Canon nickte verstehend. »Das denke ich auch, aber sie wird es trotzdem gern hören. Ich werde die Nachrichten sofort überbringen, und du solltest versuchen, ein wenig zu schlafen. Du siehst aus, als könntest du Ruhe vertragen.«
    Die letzten Worte hatte er eigentlich mehr an die immer noch versammelten Besucher gerichtet, und umgehend verabschiedeten sich auch alle, bis auf Gideon.
    Der wartete, bis alle gegangen waren. »Hast du große Schmerzen? Soll ich dir etwas dagegen mischen? Ich habe meinen Vorrat an Kräutern gut aufstocken können.«
    Rhonan erwiderte nichts, legte nur den Arm über die Augen und atmete tief und schwer.
    »Ich versteh schon. Dann misch ich dir jetzt nach eigenem Gutdünken einen Schlaftrunk.« Nur wenig später trat er wieder an das Lager. »Wir haben doch immer für alles eine Lösung gefunden. Du wirst Caitlin aber ganz sicher nicht helfen können, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Komm, mein Junge, trink jetzt und schlaf! Du könntest heute Nacht nun wirklich nichts Sinnvolleres mehr tun. Morgen werden wir uns etwas überlegen.«
    Widerstandslos und mit leerem Blick trank sein Begleiter die Brühe, die er ihm einflößte, und schloss die feuchten Augen.
    Der Gelehrte blieb neben ihm sitzen, bis Rhonan endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.
    Immer noch drangen fröhliche und laute Gesänge in das Zelt, und die um Freudenfeuer tanzenden Männer warfen muntere Schattenspiele an seine Wände. Ausgelassen, glücklich und dankbar feierten die Menschen ihren Großkönig, und der König selbst zeigte noch im Schlaf ein von tiefem Kummer gezeichnetes Gesicht.
    Gideon starrte mit Tränen in den Augen nach oben. »Wie weit wollt Ihr es noch gehen lassen? Bei allem, was mir heilig ist, Dala, Schwesternmörderin und Schutzheilige der Verianer, wenn du jetzt tatenlos zusiehst, wie auch noch Rhonan und Caitlin zugrunde gehen, werde ich den Turm der Winde und jedes Schriftstück, das ich in die Finger bekomme, verbrennen. Nichts wird von dir bleiben. Selbst deinen Namen werde ich auslöschen. Ich kann nicht kämpfen, aber du wirst erleben dürfen, dass ich gut zerstören kann.«
    Rhonan warf sich unruhig hin und her und stöhnte tief, und der Gelehrte strich ihm sanft über die Stirn und begann mit leiser Stimme, eine Geschichte zu erzählen. Er erzählte immer weiter, auch als sein junger Freund endlich entspannt schien.
    Die Zeltplane teilte sich, und Marga schlüpfte herein. »Ich hörte deine Stimme. Darf ich mich ein wenig zu dir setzen? Das erste Mal in meinem Leben kann ich den Anblick der feiernden Menschen nicht ertragen. Oh, Gideon, es ist alles so … so ungerecht.«
    Er lächelte sie milde an und winkte sie heran. »Sie haben doch jedes Recht zu feiern, Marga. Wenn sie jetzt an ihr morgen denken, müssen sie endlich nicht mehr mit Tod, Angst und Schrecken rechnen, sondern können wieder von Familie, Heim und friedlicher Arbeit träumen. Dort draußen tanzen auch junge Männer, die heute zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Gedanken an Frieden und Freiheit in den Schlaf sinken. Gönn ihnen ihre berechtigte Freude!«
    Er sah, dass seine Worte sie kaum erreicht hatten, und fuhr fort: »Komm, setz dich zu mir! Ich hätte gern Gesellschaft, möchte nur nicht fortgehen, weil Rhonan schon die letzten Nächte nur schlecht geschlafen hat. Er hat schon die ganze Zeit befürchtet, dass Caitlin in Gefahr sein könnte.«
    »Was wird jetzt geschehen, Gideon?«
    »Ich weiß es nicht.« Er seufzte tief. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Sie setzte sich neben ihn, schluchzte unglücklich und nickte. »Erzähl bitte eine Geschichte, Gideon! Ich kann mich nicht an unserem Sieg freuen, ich will aber auch nicht mehr an Caitlin und Hylia denken. Ich möchte jetzt auch an etwas ganz anderes denken. Lass mich einfach nur eine Weile bei dir sitzen und zuhören.«
    Bei diesen Worten lehnte sie sich an ihn, und er legte den Arm um sie, spürte ihr Zittern und begann zu erzählen. Er hätte selbst nicht sagen können, warum, aber er wählte eine recht lustige Geschichte von einem einfältigen älteren Mann, der sich in eine junge, schöne Frau verliebt hatte, und er freute sich ein wenig darüber, dass Margas Tränen langsam versiegten und sie sich immer enger an ihn schmiegte.

    Draußen saßen Canon und Derea auf einem Baumstamm und

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