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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Male versucht, sie von der Dringlichkeit und Wichtigkeit ihrer Aufgabe zu überzeugen, aber die hünenhaften Krieger hatten ihnen nur stets versichert, sie wüssten um die große Bedeutung und müssten sich gerade deshalb gut beraten.
    Dem Gelehrten gelang es kaum noch, seinen Freund bei Laune zu halten. Der Prinz wurde spürbar unruhiger, schlief nur noch schlecht, aß immer weniger und behauptete ständig, es ginge Caitlin nicht gut.
    »Du solltest die Zeit besser nutzen und dir Ruhe gönnen, bei dem, was noch vor dir liegt«, riet Gideon fürsorglich.
    »Noch mehr Ruhe kann ich nur haben, wenn ich tot bin«, fluchte sein Begleiter und nahm seine Wanderung wieder auf. »Es war einfach ein blöder Einfall, herzukommen. Sie sind nicht nur äußerlich anders als wir, sind nicht nur stärker als wir, schneller zu Fuß als wir zu Pferde, sie denken und fühlen auch anders. Sie nehmen alles viel persönlicher, denken mehr an ihre Familien als an ihr Volk, und Begriffe wie Ehre oder Verpflichtung kennen sie offensichtlich überhaupt nicht. Ich weiß einfach nicht mehr, wodurch ich sie noch überzeugen kann? Verrat du mir doch, wie ich es schaffen soll!«
    Der Gelehrte lächelte ihn väterlich an. »Du, mein Freund, denkst doch auch nicht nur an dein Volk. Du läufst ihm eher noch davon. Du willst in erster Linie doch auch Sicherheit und Frieden für Caitlin und dein Kind. So unähnlich, wie du denkst, bist du ihnen also gar nicht. Sei einfach du selbst, und überzeuge sie mit deiner Ehrlichkeit. Wenn ich etwas weiß, dann, dass die Echsenmenschen ein Gespür dafür haben, ob du ehrlich zu ihnen bist oder nicht.«
    »Woher willst du das denn jetzt wissen? Hast du das vielleicht an ihren ausdruckslosen Gesichtern abgelesen, oder hast du mir nicht alles übersetzt, was sie sagten?«
    »Es ist ein Gefühl, Rhonan! Sie hören immer dann genau hin, wenn du über dich sprichst. Das Schicksal der Reiche ist für sie nicht von Belang, aber dein eigenes Schicksal scheinen sie eng mit dem Schatten zu verbinden, der auch ihren Sumpf bedroht. Seit ich ihnen von der Eisklinge erzählt habe und du ihnen die blauen Blitze vorgeführt hast, halten sie dich für einen Gesandten der Götter, der die Macht des Blitzgeistes anrufen kann.«
    »Oh, schön«, höhnte der Prinz und verscheuchte mit wütendem Händeklatschen kleine Kalla, die auf der Brücke standen und sie seit geraumer Zeit anstarrten. »Warum bewegen sie dann nicht endlich ihre Hintern, wenn ich so wichtig bin?«
    Gideon, der im Schneidersitz vor der Schlafhütte saß, lächelte ihn an. »Gib ihnen Zeit! Es ist nun einmal eine sehr, sehr wichtige Entscheidung für sie. Denk daran: Sie haben ihren Sumpf noch nie verlassen. Bisher haben sie unsere Bitte jedoch nicht abgeschlagen.«
    »Nein«, brummte sein Begleiter und stieß mit dem Fuß das Bratgestell um. »Bisher haben sie tatsächlich gar nichts getan, außer auf ihrem gepanzerten Arsch zu sitzen. Morgen mach ich mich wieder auf den Weg, um zum Göttertag auf dem Feld der Träume zu sein. Camora wird nämlich pünktlich sein und bestimmt nicht warten wollen, bis sich in diesen Eierschädeln ein Gedanke oder gar ein Entschluss festgesetzt hat. … Jetzt sieh mich bloß nicht so vorwurfsvoll an! Du hast doch gerade noch gefordert, dass ich ehrlich sein soll.«
    Gideon wusste darauf nichts mehr zu sagen und ließ den Kopf mit einem tiefen Seufzen in die Hände sinken, und Rhonan wanderte weiter von links nach rechts und wieder zurück und trat wütend gegen alles, was ihm dabei in die Quere kam.
    Doch noch vor dem Abend rief man sie zum Rat der Häuptlinge. Wohl an die zwanzig Riesenechsen saßen auf großen Stühlen im Kreis um den eiförmigen Stein und sahen den Menschen entgegen. Um den Stein herum waren in kleinen Vertiefungen jetzt die Schutzsteine der verschiedenen Führer angeordnet.
    Rhonan sah sofort, dass endlich kein Loch mehr frei war, und atmete erleichtert durch. Zumindest schienen die Kalla vollzählig zu sein. »Frag sie schon, wie sie sich entschieden haben!«, forderte er ungeduldig.
    »Sie wollen sich erst noch mit dir unterhalten.«
    »Ich hab hier sowieso schon viel zu viel geredet und will mich nicht mehr unterhalten. Was wollen sie denn jetzt noch wissen? Wie ich mir die Stiefel schnüre?«
    Gideon seufzte unglücklich und suchte mit den Augen unwillkürlich den Raum nach Feuerstellen und Brandeisen ab. »Sie wollen wissen, ob du zur Aufnahme in den Verbund der Stammesführer bereit wärst. Es bedürfte

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