Das volle Risiko
namens Melita Doon. Ich brauche sofort einen Bericht über sie, vor allem den Namen ihres Freundes. Dann muß ich wissen, wo und wie sie wohnt — ob in einem Schwesternheim oder in einem eigenen Apartment. Wenn sie privat wohnt, dann ist wichtig, ob sie allein oder mit jemand zusammen das Apartment gemietet hat. Kurzum, ich brauche alles, was man über sie herausbekommen kann, und zwar sofort.“
„Was hat diese Melita Doon mit dem Fall zu tun?“ fragte Bertha.
„Das weiß ich noch nicht, ich muß erst noch dahinterkommen.“
Bertha seufzte mißgelaunt. „Sie ist also eine registrierte Krankenschwester?“
„Ja.“
„Na schön, wenn es sein muß! Wir machen uns sofort an die Arbeit.“
„Und sage Beckinridge nichts davon. Das, was er wissen muß, wird er von mir erfahren.“ Damit legte ich auf.
Als nächstes ging ich in ein Kaufhaus, erstand dort einen kleinen Koffer, ein Mixgerät und einen elektrischen Büchsenöffner.
Nachdem ich alle Preisschilder entfernt und die Geräte in dem Köfferchen verstaut hatte, studierte ich die Stellenangebote in der Morgenzeitung. Das Angebot einer Vertretung für eine angesehene Firma, die dafür ein gutes Nettoeinkommen bot, fand mein Interesse.
Ich fuhr zu der angegebenen Adresse und bewarb mich um den Posten. Meine Aufgabe war, Enzyklopädien zu verkaufen.
Man händigte mir einige Musterbände und Blankoauftragsformulare aus. Nach den ersten Aufträgen würde ich ein Fixum plus Spesen erhalten, sagte man mir. Bis dahin würde ich nur auf Provisionsbasis arbeiten können.
Anschließend fuhr ich zur Wohnung von Helmann Bruno in der Chestnut Avenue 624 und läutete an dessen Tür.
Einen Augenblick später wurde mir von einer gut aussehenden Frau, sie konnte etwa dreißig Jahre alt sein, geöffnet.
„Sind Sie die Dame des Hauses?“ fragte ich.
Sie schenkte mir ein müdes Lächeln. „Ich bin es“, antwortete sie. „Ich habe aber nicht die Absicht, etwas zu kaufen. Wie sind Sie eigentlich ins Haus gekommen? Es ist doch für fliegende Händler und Vertreter verboten, dieses Apartmenthaus zu betreten.“
Mit diesen Worten wollte sie mir die Tür vor der Nase zumachen.
„Ich bin ja nur gekommen, um Ihnen Ihr Gratis-Mixgerät und Ihren automatischen Büchsenöffner zu bringen, den Sie ebenfalls umsonst erhalten.“
„Meinen was?“
„Ihr Gratis-Mixgerät und Ihren Gratis-Büchsenöffner.“
Ich stellte meinen Musterkoffer auf den Boden, öffnete ihn und deutete auf die beiden Elektrogeräte darin.
„Was meinen Sie mit ,gratis’?“ fragte sie.
„Die beiden Geräte kosten Sie keinen Cent“, antwortete ich.
„Und was muß ich dafür hergeben?“ fragte sie.
„Gar nichts.“
„Reden Sie doch keinen Unfug! Die Sache hat doch irgendeinen Haken.“
„Sie sind der 100 000. Anwärter auf die Enzyklopädie, die ich vertreibe. Wenn ich das Geschäft in 15 Minuten nicht abgeschlossen habe, dann geht die Anwartschaft auf einen anderen Vertreter über. Sobald ich aber innerhalb der nächsten Viertelstunde in meiner Zentrale anrufe und Sie als 100 000. Käufer melde, erhalten Sie die beiden hochwertigen Geräte gratis von mir.“
Sie lachte. „Hochwertig? Ich nehme an, das Zeug ist billige Ausschußware.“
„Sehen Sie sich das doch einmal an“, entgegnete ich und reichte ihr das Mixgerät. „Dafür müßten Sie in jedem Fachgeschäft am Ort mindestens 65 Dollar zahlen. Wie Sie an diesem Etikett hier sehen, ist das ein Markengerät höchster Qualität.“
„Funktioniert es auch?“
„Garantiert.“
„Lassen Sie mich doch einmal den Büchsenöffner sehen.“
Ich zeigte ihn ihr.
Sie zögerte einen Augenblick und sagte dann: „Bitte kommen Sie doch herein.“
Ich folgte ihr in die Wohnung.
Es sah ganz gemütlich aus. Vom Wohnzimmer aus führte eine halb geöffnete Tür ins Schlafzimmer und eine andere in die kleine, moderne Küche.
„Was kostet die Enzyklopädie?“
„Nur die Hälfte von dem, was sie wirklich wert ist.“
„Wir haben aber keinen Platz, um sie aufzustellen.“
„Zur Enzyklopädie liefern wir ein kleines Regal mit. Außerdem ist sie auf sehr dünnem Papier gedruckt. Sie werden staunen, was Sie alles darin finden werden und wie alles auf den neuesten Stand gebracht ist.
„Nehmen wir zum Beispiel das Thema Atomenergie und die Fluchtgeschwindigkeit, die notwendig ist, um die Anziehungskraft der Erde zu überwinden. Die Wissenschaftler nennen das die kritische Geschwindigkeit, bei der ein Geschoß sich von dem
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