Das Voodoo-Syndikat
durch einen Eispickel umgebracht worden?«
»Er traf ihn in den Nacken.«
Auch jetzt blieb Costello reaktionslos. »Weshalb haben Sie nicht eingegriffen, Sinclair?«
»Ich stand zu weit weg, die Bar war dicht belagert.«
Er kapierte sofort. »Dann sind Sie also mit einer Verspätung eingetroffen?«
»Genau.«
»Das ist schlecht. Indirekt können Sie sich die Schuld am Tod des Mannes geben.«
»Hören Sie, Costello! Dieser Rizzi wollte mich sprechen und hat mich nicht als Leibwächter bestellt. Ich weiß, wer er gewesen ist, und ich muß Ihnen sagen, daß es mich wundert, wie ein Mann, der zu Ihrem engeren Kreis gehört, es nicht schafft, auf sich selbst achtzugeben. Der müßte doch einen Spürsinn wie ein Raubtier haben.«
Einer der Leibwächter verließ den Wagen und öffnete uns die hintere Tür. Er war ein drahtiger Typ, elegant gekleidet und wirkte keineswegs wie ein Gorilla, mit denen sich die Gangsterbosse in früheren Zeiten umgaben. So einer beschützte auch Politiker und Wirtschaftsbosse. Im Fond des Rolls war genügend Platz. Wir konnten uns sogar gegenübersitzen. Costello hatte den Wagen nach seinem Geschmack umbauen lassen. Rollos verdeckten die Scheiben auch bei Dunkelheit, so daß niemand in den Wagen schauen konnte.
Zwischen beiden Wagenhälften befand sich eine Trennscheibe. »Wollen Sie fahren?« fragte Costello, der uns gegenüberhockte. Wir schüttelten die Köpfe.
»Es ist gut. Was zu trinken?«
»Auch nicht.«
Costello schaltete eine kleine Lampe ein, die weder ihn noch uns anstrahlte. Aus einem Barfach holte er ein Glas mit Rotwein. Bevor er anfing zu sprechen, trank er einen Schluck und leckte auch die letzten Tropfen von seinen Lippen. »Den Wein habe ich auf Tonio getrunken. Er war ein guter Mann«, lobte er den Toten. »Leider ist das eingetreten, was ich schon vorausgesehen habe.«
»Und was, bitte?« fragte ich.
Er lachte mich an. »Sind Sie eigentlich so dumm, Sinclair? Haben Sie nichts bemerkt? Hat Scotland Yard geschlafen?«
»Was sollten wir bemerkt haben?«
»Daß sich in der Stadt etwas tut, mein Lieber. Gewisse Kräfte sind dabei, eine alte Ordnung zu stören.«
Ich gestattete mir ein Lächeln. »Alte Ordnung? Das glaube ich nicht. Es ist doch Ihre Ordnung, die Sie meinen.«
»So ungefähr«, gab er zu.
»Was ist denn geschehen?« wollte Suko wissen.
»Tonio Rizzi war nicht der Anfang. Es hat schon einige Tote gegeben. Alles Männer, die ich kannte.«
»Mafiosi!«
»Das sagen Sie, Inspektor. Für mich sind es Bekannte, deren Zahl jemand dezimiert. Er bringt sie um, er läßt sie umbringen von Leuten, die hier in London Fuß fassen wollen.«
Ich beugte mich etwas vor. »Sollten das etwa Zombies sein, Costello? Ist jemand in London eingefallen, um seine Zombies als Mörder in die Straßen zu schicken?«
»Damit müßte man rechnen.«
Ich nickte. »Gesetzt den Fall, es stimmt, was Sie uns da gesagt haben. Wer hat seine Untoten gechickt?«
»Ich weiß es nicht.«
Mein Lachen klang hart, als ich mich wieder zurückdrückte. »Hören Sie, Costello, das können Sie uns nicht erzählen! Wenn Ihre Leute umgebracht werden, sind Sie der letzte, der nicht versuchen würde, herauszufinden, wer der oder die Mörder sind. Das können Sie mir nicht erzählen. Sie wissen bestimmt mehr. Wer steckt dahinter?«
»Es gibt keine Namen!«
»Und was hätte mir denn Rizzo erzählen sollen?«
»Einen Verdacht.«
»Toll, wenn das alles ist, verzichte ich.«
Er hob den rechten Arm. »Warten Sie ab. Dieser Verdacht besitzt auch eine Basis.« Da wir nicht weiter nachfragten, sah er sich gezwungen, seine Erklärung zu verdeutlichen. »Der Verdacht ist eine Spur, und sie weist auf Afrika hin.«
»Das Land ist groß«, bemerkte ich spöttisch.
»Schwarzafrika«, sagte er. »Voodoo-Zauber oder Macumba, wie immer Sie es nennen wollen. Das ist die Spur, über die Rizzi mit Ihnen sprechen sollte.«
»Mehr nicht?«
»Nein, Sinclair. Reicht Ihnen das Auftreten dieses Killers nicht? Er war doch ein Zombie, daran gibt es nichts zu rütteln.«
»Stimmt«, sagte Suko. »Ich habe ihn sogar erwischt. Nur war es kein Schwarzer.«
Logan Costello winkte ab. Selbst seine Hand wirkte grau. »Vergessen Sie die Hautfarbe. Die Bande holt sich Schwarze und Weiße. Sie kennt keine Rassentrennung.«
»Sie sind wirklich gut informiert, Costello.«
»Man hat so seine Zuträger.«
»Noch etwas?«
Er goß Wein nach und kommentierte den Vorgang. »Sieht aus wie Blut, nicht wahr? Blut, das bestimmt
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