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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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höchstens der Abschied vom Meer schwer, denn ich hatte in den vergangenen Tagen lange genug auf den Hinterkopf des Mädchens gestarrt.
Wir waren gerade mal hundert Kilometer unterwegs, da zogen vor uns dicke schwarze Wolken auf, und es sah so aus, als würde es auf unserer Fahrt zum ersten Mal regnen.
Gerade schafften wir es noch, uns unter einen Balkon zu retten, da ging es auch schon los. Was wir dann erlebten, war kein Regen, wie wir ihn kannten, sondern unser erster typisch italienischer Wolkenbruch.
Unser Unterstand war nicht sehr breit und gerade so hoch, dass wir sitzen konnten. Die Räder zogen wir so weit wie möglich zu uns heran, damit wenigstens das Gepäck einigermaßen geschützt war. So warteten wir, bis es irgendwann wieder aufhören würde zu regnen.
Da hielt plötzlich ein Auto, ein Mann sprang heraus und rannte aufgeregt auf uns zu. Erst verstanden wir nicht, was er von uns wollte. Doch dann wurde uns klar, dass er erst dachte, wir hätten einen Unfall gehabt. Aus seinen wortreichen Gesten folgerten wir, dass wir mitkommen sollten.
Er brachte uns zu seinem Bauernhof. Dort durften wir uns samt den Rädern in einem Schuppen nicht nur unterstellen, sondern sogar übernachten.
Es gab zwar jede Menge kleiner Küken, die aufgeschreckt überall herumwuselten, aber in einer Ecke war auch genügend Heu für ein bequemes Nachtlager. Der Mann bedeutete uns, dass wir hier gerne schlafen durften, aber wenn auch nur ein einziges der Küken morgen fehlte, würde er seinen Hund auf uns hetzen. Wie verabredet bellte in der Sekunde etwas so durchdringend, tief und laut, dass wir glaubten, es in unserem Bauch zu spüren. Nein, wir würden kein einziges Küken verlieren, keine Sorge. Der Bauer nickte zufrieden und trollte sich ins Haus.
Nachdem wir beschlossen hatten, am nächsten Morgen so früh wie möglich aufzubrechen, um die verlorenen Kilometer wieder hereinzuholen, legten wir uns nieder und schliefen wie in einem Himmelbett.
Als wir am nächsten Tag aufwachten, hatten wir gleich zwei Probleme. Das erste war, dass wir viel zu lange geschlafen hatten, was wir an der hoch stehenden Sonne erkannten.
Das zweite Problem bestand aus einem riesigen schwarzen Hund, der vor der Tür stand und uns den Weg versperrte. Wir warteten eine ganze Weile, aber der Hund stand da wie angewurzelt.
Also beschlossen wir zu losen.
Der Gewinner sollte sich bereits im Schuppen auf sein Rad setzen dürfen, um sofort losfahren zu können. So hatte er eine Chance, dem Hund zu entkommen. Der Verlierer war dazu verdammt, die Tür für ihn zu öffnen, dann sein eigenes Rad herauszuschieben und die Tür so schnell wieder zu schließen, dass keines der Küken ins Freie laufen konnte. Das alles in der vagen Hoffnung, dass der Hund hinter dem Flüchtenden herrannte. Denn wenn er es nicht tat, war der Verlierer ihm schon arg schutzlos ausgeliefert. Außerdem würden aller Voraussicht nach bei einem Kampf mit dem Hund alle Küken ungehindert aus dem Stall flüchten. So hatte der Verlierer doppelt und dreifach verloren, denn er würde vielleicht auch noch den Zorn des Bauern spüren.
Ich war der Verlierer.
Also stieg der Peter auf sein Rad, ich riss die Tür auf, und er raste los, als wäre der Teufel hinter ihm her. Ich riss mein Rad empor, schob es durch die Tür, schmetterte diese zu und … blickte in das riesige Maul des schwarzen Hundes.
Der leckte mir über das Gesicht und sah mich erwartungsvoll hechelnd an. Ich streichelte ihn, und er brummte wohlig.
Nach ein paar Kilometern hatte ich den Peter endlich eingeholt und erzählte ihm sofort von meinem heroischen Kampf, den ich in den schillerndsten Farben ausmalte. Erst an der Stelle, wo ich den Hund vom Fahrrad aus mit Küken bewarf, um ihn von mir abzulenken, bemerkte er, dass da wohl irgendwas nicht stimmte.
Da wir bis München ungefähr noch 500 Kilometer vor uns hatten, wollten wir an diesem Tag mindestens noch die 250 Kilometer bis Bozen zurücklegen. Wir besaßen jedoch kaum noch italienisches Geld, und so konnten wir uns das Frühstück in einer Bar nicht mehr leisten. Wir kauften uns daher für unsere letzten Lira einen Wecken Weißbrot. Zu trinken gab es Wasser. Eigentlich nicht gerade die geeignetste Ernährung für unser weiteres Vorhaben.

Unser Weg führte uns erst nach Bassano und dann immer weiter am Fluss Brenta entlang bis Trient. Inzwischen waren wir mehr als zehn Stunden unterwegs, und die Nacht brach herein. Bis zu unserem Tagesziel nach Bozen wären es noch sechzig

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