Das Wagenrennen

Glorreicher Nordwind. Die Wetten stehen sechs zu fünf.
    »Glorreicher Nordwind ist der sichere Sieger im ersten Rennen.«
    »Den mag ich nicht«, widerspricht mir Makri überraschend. »Ich finde, Östliche Schönheit sieht besser aus.«
    Östliche Schönheit liegt bei den Buchmachern an zweiter Stelle. Der Wagen wird mit eins zu eins gesetzt. Das ist zwar keine schlechte Wette, aber ich ziehe den Favoriten vor. Als ich Makri frage, warum sie Östliche Schönheit bevorzugt, antwortet sie, dass ihr der Name gefallt.
    »Du kannst doch nicht einfach auf einen Wagen setzen, weil du seinen Namen magst.«
    Aber Makri lässt sich nicht umstimmen. Offensichtlich möchte sie demonstrieren, dass sie selbst entscheiden kann. Ansonsten fährt in diesem Rennen niemand mit, auf den es sich lohnt, zu setzen. Der beste der anderen Wagen steht bei sechzehn zu eins, und ich bin nicht in der Stimmung für unvorsichtige Spekulationen. Der Ehrliche Mox hat seine Bude ebenfalls im Stadion aufgebaut. Sein Sohn leitet sie, und wir gehen hin, um unsere Wetten abzugeben. Ich riskiere fünf von meinen fünfzig Gurans und Makri vier von ihren fünfundzwanzig. Danach setzen wir uns in die Sonne und sehen zu.
    Nach einem Fanfarenstoß und einer kurzen Ansprache von Konsul Kahlius rollen die Wagen aus ihren Ställen. Diesen Anblick liebe ich besonders. Acht Wagen, acht Fahrer, zweiunddreißig Pferde, die sich darauf vorbereiten, vier Runden auf der Bahn zu absolvieren. Fantastisch.
    Der Starter winkt mit der Fahne, und die Wagen donnern los. Die Menge schreit auf. Glorreicher Nordwind geht sofort in Führung und kontrolliert am Ende der ersten Runde das Rennen. Die Wagenlenker schlagen erbarmungslos auf die Pferde ein, während sie über die Piste donnern. Es gibt schon früh einen Unfall, als sich drei Wagen mit den Rädern berühren und ausfallen. Ein paar Bedienstete des Amphitheaters beeilen sich, die Wracks wegzuschaffen, bevor die anderen wieder vorbeikommen.
    Am Ende der dritten Runde hat Glorreicher Nordwind eine deutliche Führung herausgefahren, während sich die anderen vier um den zweiten Platz streiten. Östliche Schönheit, Makris Wahl, ist alles andere als auffällig. Ich bin wie alle anderen aufgesprungen und feuere den Favoriten an.
    Ich habe schon oft gedacht, dass die Götter mich nicht mögen. Vielleicht liegt es daran, dass ich so oft die Gebete auslasse. Als Glorreicher Nordwind nur noch eine halbe Runde vor sich hat und deutlich führt, verliert er ein Rad und kommt rutschend mitten auf der Bahn zum Stehen. Drei seiner Verfolger donnern in das Wrack, und ihre unglücklichen Wagenlenker stürzen zu Boden. Östliche Schönheit, die auf dem letzten Platz lag, umkurvt den Haufen Schrott und trabt einem ungefährdeten Sieg entgegen. Die Menge stöhnt. Makri jedoch springt auf, schreit und kreischt und trampelt ihren Nachbarn beinahe zu Tode, weil sie es so eilig hat, ihren Gewinn abzuholen. Als sie zurückkommt, schwenkt sie die Münzen in der Hand.
    »Ich habe vier Gurans gewonnen!«
    Ich ringe mir ein Lächeln ab. Ich bin zwar nicht sonderlich erfreut, aber ich will meiner Gefährtin das Glück nicht missgönnen. Solange so was nicht zu oft passiert.
    »Auf wen wettest du als Nächstes, Thraxas?«
    Ich betrachte das Wettformular. »Odem des Drachen«, verkünde ich schließlich.
    Makri schneidet eine Grimasse. »Das klingt nicht gut. Ich setze auf Lila Paradies.«
    »Lila Paradies? Was ist das denn für ein Name für einen Rennwagen?«
    »Mir gefällt er«, erwidert Makri störrisch.
    »Es gibt hier gar keine Informationen über ihn.«
    Ich schaue meine Gefährtin misstrauisch an. Selbst nach Makris Maßstab ist das eine ziemlich wagemutige Wette. Lila Paradies ist krasser Außenseiter und steht bei zwanzig zu eins. Es ist einer der Wagen, die Magadis gehören, einer sehr reichen, sehr vornehmen Witwe. Sie ist eine Rennfanatikerin und trainiert seit Jahren Wagen, aber sie ist nicht gerade eine unserer erfolgreichsten Rennstallbesitzerinnen. Lila Paradies ist ein Witz von einem Rennwagen, selbst nach ihren eigenen Maßstäben.
    »Ich mag ihn trotzdem«, sagt Makri.
    »Fünf Gurans auf Lila Paradies«, sagt Makri und reicht ihr Geld dem Sohn von Mox.
    Odem des Drachen wird als Zweitbester gehandelt und steht bei drei zu eins. Ich setze bescheidene drei Gurans darauf, was sich als einigermaßen weitsichtig entpuppt, denn der Wagen wird gleich in der ersten Kurve in eine hässliche Kollision verwickelt und fällt aus. Es ereignen