Das Wagenrennen
die Rennen würden abgesagt.«
»Ich habe ein Gebet gesprochen, und der Regen hat einfach aufgehört«, erklärt Makri zum wiederholten Mal.
Ich packe einen Beutel mit Thazisrollen, ein paar Flaschen Bier und die fünfzig Gurans ein. Auf zur Rennbahn.
18. KAPITEL
Das Stadion Superbius ist ein gewaltiges steinernes Amphitheater, das König Versailius vor etwa hundert Jahren hat erbauen lassen. Hier findet der Zirkus statt, werden Theaterstücke aufgeführt, religiöse Rituale abgehalten, Gladiatorenkämpfe ausgetragen, und hier finden auch, was das Beste an dem Ort ist, die Wagenrennen statt. Während der Rennsaison ist das Amphitheater gerammelt voll von Fanatikern aus allen Schichten der turanianischen Gesellschaft. Prätoren, Präfekten, Senatoren, Priester, vornehme Damen der Gesellschaft, Zauberer und hochrangige Innungs-, Genossenschafts-und Gildenbonzen mischen sich mit der Masse der proletarischen Turanianer, die diesen Tag genießen und hoffen, ein bisschen Geld nebenbei mitnehmen zu können. Heute, am Tag des Turas-Gedächtnis-Rennens, wird das Stadion aus allen Nähten platzen.
Die finstere Stimmung, die in letzter Zeit wie Mehltau über der Stadt lag, ist mit dem Regen verschwunden. Dass die Leute sich im Freien aufhalten können, ohne nass zu werden, ist für die meisten schon Grund genug, fröhlich zu sein, und die Aussicht, dass das Rennen nun doch stattfindet, zaubert sogar ein Lächeln auf die Gesichter der Leute, die gestern noch prophezeit haben, dass wir alle von den Göttern verflucht wären. Die Erleichterung ist so groß, dass die Angst vor den Orgks im Großen und Ganzen von der Erwartung verdrängt wird, das Rennen zwischen ihnen und den Elfen miterleben zu können. Die Elfen sind haushoher Favorit. Es werden nur wenige Turanianer auf die Orgks setzen, selbst wenn einige insgeheim vermuten, dass sie auch eine Siegchance haben. Sarija hat Sturm auf die Zitadelle gemeldet, und obwohl sie meiner Meinung nach keine Gewinnchance hat, ist ihr Wagen der beste der menschlichen Teilnehmer und dürfte deswegen auch eine beträchtliche Anzahl von Anhängern hinter sich scharen können.
Es ist nicht einfach, in das Stadion hineinzukommen. Ich muss mein ganzes Gewicht einsetzen, um mich hindurchzuzwängen, und Makri bildet die Nachhut.
»Ich muss zugeben, dass deine Masse manchmal gewisse Vorteile hat«, räumt sie ein, als ich mir einen Pfad durch eine große Gruppe von Schulkindern bahne, die entschieden zu trödelig sind. Wir finden zwei freie Plätze in einer guten Lage in der Nähe der Rennbahn, von wo aus wir sowohl leicht die Buden der Buchmacher als auch ein Bierzelt erreichen können. Ganz Turai gibt sich ein Stelldichein. Jongleure und Akrobaten unterhalten die Menge. Der größte Teil der Zuschauer sitzt auf den gewaltigen Terrassenbänken, die rund um das Stadion laufen. Für die Senatoren und andere wichtige Personen sind die Galerien reserviert. Ich erblicke sogar einige grüne Elfen-Kapuzen dort oben, und wenn ich mich nicht täusche, schimmert da sogar eine schwarze orgkische, gut versteckt vor dem Blick der Öffentlichkeit.
Direkt vor diesen Galerien, von der Öffentlichkeit sehr gut zu sehen, steht Melis, die Reine, in ihrem Regenbogenumhang. Ihr Anblick verleiht allen Zuversicht. Melis, die Reine, gesegnet sei ihr Name! Sie wird uns Wetter vor unerwünschten äußeren Einmischungen schützen.
Ich besitze fünfzig Gurans. Makri fünfundzwanzig. Es überrascht mich, dass die sonst so vorsichtige Makri ihr ganzes Geld dabeihat. Ich hätte erwartet, dass sie ein bisschen zurücklegt.
»Ich bin sehr zuversichtlich«, erklärt sie. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wie es läuft.«
Makri ist glücklich. Im Stadion sind alle viel zu sehr mit dem Rennen beschäftigt, um sich von Kleinigkeiten ablenken zu lassen. Zum Beispiel von einer jungen Frau, die ein Viertel Orgk-Blut in den Adern hat, ein Männerwams trägt und zwei Schwerter umgeschnallt hat. In solchen Augenblicken verblassen diese Kleinigkeiten zur völligen Bedeutungslosigkeit. Es ist immer noch feucht, und in der Mittagshitze dampft die Erde, aber die Rennstrecke ist in einem einigermaßen passablen Zustand. Sie ist breit genug, dass acht Wagen gleichzeitig um die Wette fahren können, was meistens für ein sehr aufregendes Spektakel sorgt. Wir setzen uns mit einigen Flaschen Bier hin.
»Ich fühle mich heute so fit wie das Ohr eines Elfen«, sage ich und widme mich den Wettformularen.
Der Favorit im ersten Rennen ist
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