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Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)

Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)

Titel: Das wahre Wesen der Dinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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einmal soll man Menschen dazu bewegen, den Bau eines Kohlekraftwerks zu verhindern. Bei all diesen Fragen schneide ich schlecht ab.
    Nach dem letzten Test entlässt mich Clausen; er ist bereits damit beschäftigt, seine Empfehlung zu formulieren. Hätte ich meine wahren Fähigkeiten offenbart, würde mich die CIA sofort rekrutieren. Meine schwankenden Ergebnisse werden ihren Eifer etwas dämpfen, ihre Meinung aber nicht grundsätzlich ändern; der potenzielle Nutzen ist für sie viel zu groß, um Hormon K zu ignorieren.
    Meine Situation hat sich grundlegend verändert; wenn die CIA mich als Testkandidaten haben will, wird mein Einverständnis eine reine Formsache sein. Ich brauche einen Plan.
    Vier Tage sind vergangen, und Shea ist überrascht: »Sie wollen die Studie abbrechen?«
    »Ja, und zwar sofort. Ich mache mich wieder an meine Arbeit.«
    »Wenn es Ihnen um die Bezahlung geht, dann bin ich sicher, dass wir ...«
    »Nein, Geld ist nicht das Problem. Ich habe einfach nur genug von diesen Tests.«
    »Ich weiß, die Tests können mit der Zeit ermüdend sein, aber wir lernen eine Menge dadurch. Und wir legen wirklich großen Wert darauf, dass Sie teilnehmen. Es ist nicht einfach nur ...«
    »Ich weiß, wie viele Erkenntnisse Sie aus den Tests gewinnen. Aber das ändert nichts an meiner Entscheidung: Ich möchte nicht mehr mitmachen.«
    Shea will noch etwas sagen, aber ich schneide ihm das Wort ab. »Ich weiß, dass ich immer noch durch die Verschwiegenheitserklärung gebunden bin; wenn Sie wollen, dass ich etwas unterschreibe, um das zu bestätigen, schicken Sie es mir zu.« Ich stehe auf und gehe zur Tür. »Leben Sie wohl, Dr. Shea.«
    Zwei Tage später klingelt das Telefon, und Shea ist am Apparat.
    »Leon, Sie müssen für eine Untersuchung herkommen. Ich bin gerade darüber informiert worden, dass es an einem anderen Krankenhaus bei einem Patienten, der mit Hormon K behandelt wurde, Nebenwirkungen gegeben hat.«
    Er lügt; so etwas würde er mir niemals am Telefon erzählen. »Was für Nebenwirkungen?«
    »Verlust der Sehfähigkeit. Zuerst kommt es zu einem gesteigerten Zellwachstum im Sehnerv, dann zum Verfall.«
    Die CIA muss das angeordnet haben, als sie dort erfahren haben, dass ich die Studie abgebrochen habe. Sobald ich wieder im Krankenhaus bin, wird Shea mich für unzurechnungsfähig erklären und ihrer Obhut übergeben. Dann werden sie mich in eine Forschungseinrichtung der Regierung überführen.
    Ich tue so, als wäre ich erschrocken. »Ich komme sofort.«
    »Gut.« Shea ist erleichtert, dass seine Farce überzeugend war. »Wir untersuchen Sie, sobald Sie hier sind.«
    Ich lege auf und überprüfe dann an meinem Terminal die neuesten Eintragungen in der Datenbank der Arzneimittelbehörde. Es gibt keine Hinweise auf Nebenwirkungen, weder am Sehnerv noch anderswo. Ich schließe nicht aus, dass solche Nebenwirkungen in der Zukunft auftreten könnten, aber das werde ich selbst herausfinden.
    Es ist an der Zeit, Boston zu verlassen. Ich fange an zu packen. Meine Bankkonten werde ich leeren, wenn ich gehe. Für die Ausrüstung in meinem Studio würde ich noch mehr Geld bekommen, aber die meisten Geräte sind zu groß, um sie zu transportieren; ich nehme nur einige der kleineren mit. Nachdem ich damit zwei Stunden zugebracht habe, klingelt das Telefon wieder: Shea wundert sich, wo ich bleibe. Dieses Mal lasse ich den Anrufbeantworter rangehen.
    »Leon, wo stecken Sie? Hier ist Dr. Shea. Wir warten schon eine ganze Weile auf Sie.«
    Er wird noch ein weiteres Mal versuchen, mich zu erreichen, und dann wird er die Krankenpfleger in weißen Kitteln oder vielleicht die richtige Polizei schicken, um mich abzuholen.
    Halb acht Uhr abends. Shea ist immer noch im Krankenhaus und wartet auf Nachrichten von mir. Ich drehe den Zündschlüssel um und fahre aus meinem Parkplatz gegenüber dem Krankenhaus heraus. Jeden Moment wird ihm nun der Briefumschlag auffallen, den ich unter der Tür zu seinem Büro hindurchgeschoben habe. Sobald er ihn öffnet, wird ihm klarwerden, dass er von mir stammt.
    Hallo, Dr. Shea,
    ich nehme an, Sie suchen nach mir.
    Ein Moment lang wird er perplex sein, aber nur kurz; rasch wird er seine Fassung wiedererlangen und dann den Sicherheitsdienst alarmieren, damit dieser das Gebäude nach mir durchsucht und alle wegfahrenden Fahrzeuge überprüft. Dann wird er weiterlesen.
    Sie können diese muskelbepackten Krankenpfleger zurückrufen, die in meiner Wohnung warten; ich möchte nicht ihre

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