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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Dienstzeit Privatgespräche führten und damit das Telefon blockierten. So dehnten sich die Nachmittagsstunden für ihn endlos hin, bis es endlich sechs wurde und er Sonny abholen durfte. Sie kam mit viertelstündiger Verspätung aus dem Hause. Dem Chef war es wie gewöhnlich fünf Minuten vor Dienstschluß eingefallen, daß noch zwei brandwichtige Briefe zu schreiben waren, die er Sonny gleich in die Maschine diktierte. Wahrscheinlich erwartete er, daß sie ihm anbieten würde, die Briefe zum Bahnpostamt zu bringen. Er schob sie knurrend in die Tasche, als Sonny die Maschine zudeckte und nach Mantel und Schirm griff.
    »Zu meiner Zeit, Fräulein Sonntag, da war man froh, wenn man arbeiten durfte!«
    »Deshalb bin ich ja so froh, zu meiner Zeit zu leben, Herr Kienast«, sagte sie liebenswürdig und machte die Tür hinter sich zu. Wieder einmal war sie die letzte, die das Büro verließ. Das arme Ottle...Er würde schon ungeduldig warten. Wie ungeduldig er heute ihr Erscheinen erwartete, konnte sie nicht ahnen. Er pendelte zwei Häuser weiter nervös vor den Auslagen eines Lederwarengeschäftes auf und ab und lief ihr entgegen, als er sie aus dem Bürohaus kommen sah, in dem ihre Firma sich vor drei Jahren etabliert hatte.
    »Was ist denn los, Ottle, du siehst ja ganz verstört aus?«
    Sie hängte sich bei ihm ein, und er begann ihr die Ereignisse des heutigen Tages zu erzählen. Von den verbrannten Kohlrouladen an bis zu seinem Entschluß, der polizeilichen Vorladung auf das Zimmer 212 des Polizeipräsidiums sofort zu folgen. Er stand noch so sehr unter dem Eindruck des langen Gesprächs, das er mit Kommissar Knuffka geführt hatte, daß er es ihr fast wortgetreu wiederholen konnte.
    »Weißt du denn, Ottle, wo die Jakobsgasse liegt?«
    »Genau nicht, aber sie muß irgendwo in der Nähe vom Alten Markt liegen...Aber weshalb fragst du danach?«
    »Nun, wenn der Kommissar gesagt hat, daß du mal hingehen und Herrn Schnürchen einen schönen Gruß bestellen sollst — weshalb tust du es dann nicht?«
    »Weil es zwecklos ist. Ich habe dir doch erzählt, was mir Kommissar Knuffka gesagt hat.«
    »Meinst du, daß er selber dort war?«
    »Ich nehme an, daß er einen von seinen Leuten hingeschickt hat. Mit solchen Bagatellen gibt der sich doch nicht ab...«
    »Weiß der Himmel, wo der Mann sich nach Herrn Schnürchen
    erkundigt hat. Ich würde mich an deiner Stelle nicht auf andere Leute verlassen, sondern selber hingehen!«
    »Hm«, murmelte er unentschlossen, »selber hingehen... Na, wenn du meinst, dann laufe ich morgen einmal hin.«
    »Wozu so lange warten? Gehen wir doch gleich!«
    »Kommst du mit, Sonny?«
    »Na, höre einmal, wie kannst du fragen? Selbstverständlich gehen wir zusammen hin!«
    »Dann fahren wir mit der Trambahn. Zu Fuß ist es ein Weg von einer guten halben Stunde.«
    In der Nähe des Hauptbahnhofs stiegen sie in die Linie sechs. Sie war um diese Zeit bummvoll, aber es gelang ihnen, sich hineinzuquetschen. Die Schaffnerin konnte ihnen Auskunft geben, daß die Jakobsgasse eine Seitenstraße der Langen Zeile und vom Alten Markt aus in drei Minuten zu erreichen war. Der Krieg hatte das Viertel um die Jakobskirche herum verschont. Die Häuser stammten aus dem Anfang des Jahrhunderts und wiesen Ornamente des Jugendstils auf, aber Sonny und Otto Lobedanz hatten keine Zeit, die bröckelnden Fassaden mit ihrem reichen Figurenschmuck zu betrachten. Durch breite, holzgepflasterte Einfahrten gelangte man zu den Rückgebäuden, die früher gewerblichen Zwecken oder als Stallungen gedient hatten und erst später umgebaut worden waren, dreistöckige Wohnkästen, deren einziger Komfort in ihrer ruhigen, von jedem Straßenlärm verschonten Lage bestand. Im Rückgebäude des Hauses Nr. 23 stand die Haustür offen. Eine ältere Frau, mit einer Wickelschürze bekleidet, war gerade dabei, den Hausgang mit dem Schrubber zu reinigen. Otto Lobedanz beugte sich zu den Namensschildern neben den Klingelknöpfen nieder.
    »Spieß — Kowalski — Lederer — Rühlein — Prinz — Terzenbach«, las er Sonny vor und zuckte resigniert mit den Schultern, »den Weg hätten wir uns ersparen können...«
    »Bist du ganz sicher, Ottle, daß es Nummer 23 war, die Herr Schnürchen dir angegeben hat?«
    »Was heißt angegeben? Angegeben hat er eigentlich nichts. Ich habe seine Anschrift in der Gästeliste der Villa Annabella gelesen. Er trug sich nach uns ein...«
    Die Frau wand den Scheuerlappen aus und näherte sich ihnen: »Suchen Sie

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